Scheiss dich nicht an - Lebe
erst die unruhige Hand mit ein paar schnell gezischten Osterböcken ruhigsaufen, mit mehr vielleicht, als unbedingt nötig sind, und mit mehr vielleicht sogar, als er verträgt.
Mit dem kleinen Damenspitz in der Krone nützt er nämlich die Straße auf einmal in ihrer vollen Breite – holladiödilliö! – und manchmal sogar darüber hinaus. Und dann sieht er sogar zwei Straßen, wo nur eine ist, und er kann sich gar nicht mehr entscheiden, welche – hoppala, jetzt sind es schon vier! -von den ganzen Straßen er nehmen soll, während der Föhn ihn immer flotter in Richtung Auerhahn hinübertreibt, gemma, gemma!
Aber diese Hilfe ist natürlich trügerisch! Der Föhn tarnt sich gerne als dein Freund, weiß der Biermösel alles über den Föhn, und kann es dann nicht erwarten, dass du wegen dem Schädel-weh endgültig durchdrehst. Und wie dem Biermösel dann ein Reisebus mit einer lustigen Betriebsausflugsgesellschaft über die Hufe fährt, da hat er Gefühlsmensch endlich das Gefühl, dass ihm die gewisse frühlingshafte Gelassenheit endgültig abhanden kommt und er zu einer vom Schädelweh gemarterten, von den Weibern enttäuschten, von den Osterböcken befeuerten und vom Föhn gelenkten unberechenbaren Bestie wird. Kann ja wirklich sein, denkt er jetzt nicht nur positiv über sein Leben, dass er die längste Zeit eher zu defensiv war anstatt zu offensiv. Und möglich ist es ja, dass er jeden Zweiten, der ihm in seinem Leben über den Weg gerannt ist, sofort über den Jordan hätte schicken sollen und alle anderen gleich hintennach!
So wie sein Leben jedenfalls momentan ausschaut — mit dem ganzen Dreck in der Unterhose und den ganzen Schmerzen im Schädel, mit den Weibern, die sich wieder nicht von ihm packen lassen wollen, und dem Hasenscharten-Ulf, der sich einfach nicht finden lässt -, gibt es wenig, das einen Mann wie ihn noch davon abhalten könnte, dass er es mit einem schönen Amoklauf direkt auf die Titelseite vom Ländlichen Boten schafft, außer als letzte und einzige Chance vielleicht noch seine Supersau Trudi.
Wie der Biermösel dann endlich die Talsohle erreicht hat und auf der Fips langsam in Richtung Auerhahn hin ausrollt, da nimmt er endlich ihre Witterung auf. Zwar nicht von ihrem frisch dampfenden, warmen Blut, sondern nur von ihrem Stallmist, aber mehr als nach ihrem Stallmist steht ihm jetzt natürlich der Sinn nach ihrem warmen und dampfenden Blut.
Als der Föhn ihn wieder freigibt und lachend seinem weiteren Schicksal überlässt, hat der Biermösel den Rubikon natürlich wie damals im Reisebus von der Betriebsausflugsgesellschaft längst überschritten, und er ist jetzt selbst für seine Verhältnisse und selbst für einen Gendarmen aus Aussee herüben sehr besoffen. Es überschlägt ihn ein paarmal, bevor er Kopf voran das schwere Holz von der Stalltür durchbricht – „aua!“ – und dann auf dem glitschigen Stallboden mit dem Arsch voran zu den Schweinekobeln hinrutscht, wo er dann sehr schmerzhaft mit dem komplett unsympathischen Zuchteber Archie kollidiert, der zunächst die Lacher noch auf seiner Seite hat, aber wirklich nur zunächst, weil bald werden sie wieder alle bitter weinen.
Der Biermösel schaut dem Archie ein paar Minuten genau zwischen die Augen, während er noch ein paar Osterböcke zischt, damit er nicht austrocknet, während er ihm gleich danach ansatzlos mit der rechten Faust ins Gesicht fährt und ihm den Rüssel fast bis zum Ringelschwanzerl zurückschiebt, und schon legt er sich nieder wie damals der Foreman in der schwülen Hitze unter dem Nachthimmel von Kinshasa, „gute Nacht, Archie!“
Als der Biermösel sich dann umschaut, spürt er sofort die gewisse Spannung und hört er die gewisse knisternde Stille, die ihn umgibt, und er merkt, dass die ganzen depperten Schweinderln sich auf die Seite vom Archie geschlagen haben, und zwar nicht mehrheitlich, sondern ganz! Alle ducken sie sich unter seinen verächtlichen Blicken weg und suchen Schutz hinter der jeweils noch fetteren Sau vor ihnen, als der Biermösel sie fragt:
„Ihr also auch?“ Und dabei kann er leider nicht verhindern, dass sich das bei ihm genauso blöd anhört wie im Liebesfilmfernsehen.
„Ihr also auch?“
Inmitten von dem ganzen Fettberg sucht der Biermösel dann vergeblich nach seiner Sau Trudi, die vor einer Woche noch nicht ganz perfekt war, vor zwei Tagen dann schon fast, und heute in der Früh ohne jeden Makel, mit ihren speckigen Hüften, ihrem hängenden Bauch und mit ihren
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