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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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teilen sie uns das glatte Gegenteil mit. Ein simples Beispiel dafür ist ein Verkaufsgespräch: Völlig unvermittelt beginnt ein potenzieller Käufer damit, den Verkäufer zu beschimpfen, er bezichtigt ihn sogar des »Über-den-Tisch-Ziehens«. Tatsächlich ist er selbst gerade dabei, das mit dem Verkäufer zu tun (sofern der ihn nicht gerade wirklich »leimen« wollte). Er projiziert seine schlechten Absichten auf den Verkäufer. Wäre »Über-den-Tisch-Ziehen« kein Thema, käme es ihm vermutlich nicht in den Sinn, und er würde es nicht äußern. Jede Anschuldigung, jeder Vorwurf, jede Äußerung in ihr Gegenteil zu verkehren und ernsthaft zu prüfen, ob dies nicht vielmehr die Wahrheit ist, beziehungsweise die Aussage nicht doch ihr Gegenüber mehr betrifft als einen selbst, führt zu erstaunlichen Erkenntnissen. Männer profitieren davon, dass vor allem Frauen viel zu sehr dazu neigen, Probleme auf sich zu beziehen. Wenn man einem Verhandlungspartner gut zuhört und eventuell vorgebrachte Anschuldigungen nicht mehr als solche versteht, sondern als Beichte des Gegenübers, ändert sich schlagartig unser Leben. Wir besitzen auf einmal einen Schlüssel, anderen Menschen in den Kopf zu schauen, man hört einfach aufmerksam zu und stellt dabei alle Aussagen auf den Kopf. Dabei kann man meiner subjektiven Erfahrung nach auf eine einfache Regel vertrauen: Klingt die Inversion gar zu absurdund unglaubwürdig, ist man gerade dabei, sich der eigentlichen Wahrheit zu nähern.
    Das ist insbesondere bei starken Eifersuchtsreaktionen anwendbar. Man hört und sieht bei solchen Ausbrüchen Folgendes: Der hängt an mir, klettet, will nicht loslassen, liebt mich über die Maßen. Er meint aber in Wirklichkeit: Ich gehe selbst fremd, komm bloß nicht auf den Gedanken, das auch zu tun, das könnte ich nicht ertragen. Szenen dieser Art sind oft Auswirkungen einer ungleichen Kräfteverteilung, die wir als Ursache begreifen müssen. Sie liegt ausschließlich in der subjektiven Unterlegenheit des Täters.
    Ich hatte zur besseren Verdeutlichung in diesem Buch die Aggressoren, die Täter, in drei Kategorien unterteilt. Zunächst die harmlose Variante: der Betrüger. Er ist schwach, gibt sich hin, ist unstet, aber nicht wirklich krank. Schlimmer ist schon der Serientäter. Seine Vorgehensweise ist gezielt, geplant, durchdacht und hat krankhafte Züge. Er weiß allerdings von seiner Sucht und stellt sich zumindest in der einen oder anderen wachen Stunde durchaus in Frage. Seine Krankheit könnte man als Neurose bezeichnen. Pathologisch wird es jedoch beim Sadisten. Sein Verhalten ist psychotisch und sollte behandelt werden. Dem Täter mit einer Psychose sind die Mechanismen gesunder Selbstreflexion weitgehend abhandengekommen, während Neurotiker ihre Taten noch einordnen können.
    Konsequenz: Jeder Mensch – und ist er noch so misstrauisch – kann einem Betrüger ins Netz gehen. Es istdurchaus faszinierend, zu beobachten, wie es Menschen immer wieder gelingt, mit dem richtigen »Schlüssel« den gesunden Menschenverstand auszuhebeln und das Opfer jenes Programm abarbeiten zu lassen, dass der Täter zutreffend erkannt und aktiviert hat. Der einzige Schutz ist die Kenntnis des eigenen Programms, das Wissen um die eigenen Wunden und ihre Herkunft aus Kindheit und Jugend.

Vater antwortet nicht
    I n diesem Buch geht es mir darum, herauszustellen, dass viele Paarbeziehungen von seelischer und körperlicher Gewalt bestimmt werden, bei der es Täter und Opfer gibt. Die Beschreibungen der verschiedenen Männertypen und ihrer Verführungsansätze sollen dabei helfen, aufzuzeigen, wie man erkennen kann, dass man sich selbst in einer Opferrolle befindet.
    Der Mann, dem man dabei in erster Linie einen Vorwurf machen kann, ist in vielen Fällen der Vater der betroffenen Frauen. Die Beziehung zum Vater ist bei fast allen Frauen, mit denen ich gesprochen habe, gestört und von starkem Misstrauen geprägt. Oftmals wissen die Frauen, dass die Beziehung zum Vater sehr schwierig war. Sie suchen fast zwanghaft das exakte Gegenteil – beziehungsweise was sie dafür halten – und landen in fataler Weise bei den gleichen Strukturen. Die Frage, warum das so ist, führt zurück in die Kindheit und frühe Jugend. In den allermeisten Fällen meiner Gespräche ist der Vater eine dominante Figur, gegen den sich die Familie, geschweige denn die Tochter kaum wehren konnte. In harmlosen Fällen ist der Vater streng und operiert mit bewusstemoder auch unbewusstem

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