Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
dass lange Jahre meine Traumvorstellung von einer Beziehung und deren reale Umsetzung weit auseinanderklafften. Zum einen war ich durchaus der Meinung, Eifersucht und gegenseitige Monopolisierung des Lebenspartners seien keine Basis für eine langfristige Beziehung. Diese Gefühle kamen für mich aus der Welt der Doppelhaushälften und der Schrebergärten. Als ich um die dreißig war, beschäftigte ich mich sogar mit dem Konzept der Polyamorie – also der Frage, ob man mehrere Menschen gleichzeitig lieben kann – und lebte sogar einige Monate mit einem verheirateten Paar zusammen. Auf der anderen Seite überforderte ich mich mit diesen selbstgesteckten Ansprüchen und geriet dabei immer wieder in einen unkontrollierbaren Wirrwarr der Gefühle. Diese Ausgangssituation habe ich dann wieder mit der Methode meines Lebens übersetzt. Ich verwandelte sie in weitere leidenschaftliche Kämpfe und Widerstand. Meine ganz persönliche Falle schnappte zu. Als Protest Tochter stand ich wie ein Pferd quer im Stall. Emotionalauf dem Knoten des Lebens sitzend und damit in der eigenen – auch wirtschaftlich-beruflichen Entwicklung – permanent mir selbst im Wege stehend.«
Mit Hilfe von außen ist es ihr gelungen, die Programme der Kindheit und die daraus resultierenden Handlungen der Gegenwart zu verstehen.
Die Fallen der Liebe
Das unbemerkte Ungleichgewicht
D avon, wie Frauen auf der Suche nach Liebe, Zuwendung, Partnerschaft und Glück in die Falle falscher Hoffnungen und Wünsche geraten, erzählt dieses Buch. Die Fallen der Liebe werden hier noch einmal besonders thematisiert: Es gibt nur ein knappes Dutzend Strukturen, die immer wiederkehren, also in Variationen für die meisten Paarbeziehungen zutreffend sind. Die Vereinfachung der Zusammenhänge muss dabei noch keine Oberflächlichkeit darstellen, vielmehr kann sie uns bei der Analyse eigener Probleme eine große Hilfe sein.
Er sieht gut aus, ist sehr charmant, witzig und zur Freude seiner neuen Partnerin ein routinierter Gesprächspartner in Gesellschaften. Oftmals sagen Frauen, wenn sie einen solchen Mann kennen lernen: »Mit keinem Mann habe ich bisher so gelacht.« Er versteht es, sie durch permanente Angebote und Ideen zu hofieren, und spinnt so ein verführerisches Netz aus Abenteuer, Exotik und Aufmerksamkeit, in das die Angebetete fallen soll.
Sie ist ihm dennoch, ob bewusst oder unwissentlich, intellektuell, aber auch mental überlegen. Er sieht gut aus,fährt das wichtige, das richtige Auto und ist auch sonst ein durchaus beeindruckender Mann. Zusammen wirken sie wie ein Traumpaar, und jeder für sich betrachtet mag sogar ein Traumpartner sein.
Leider ist es ein Irrglaube, zu meinen, dass zwei Traumpartner auch ein Traumpaar ergeben. Dennoch suchen viele Frauen auch heute sehnlichst den Ritter, den Prinzen, den Eroberer. Diese unerfüllbare Phantasie, die natürlich nicht so offen kommuniziert wird, denn »man ist ja Realistin und hat schon viel gesehen«, ist immer noch sehr weit verbreitet. Mit den Jahren wird der aus dieser fixen Idee resultierende Druck immer größer. Vor allem verstehen die meisten Partner nicht, dass jene Person, die sie für einen Traumpartner halten, dieses Attribut ganz und gar nicht für sich in Anspruch nehmen kann. Tief im Inneren empfindet der Traummann eine nicht kurierbare Unsicherheit, hat Ängste, verlassen zu werden, und befürchtet, dass seine attraktive Traumfrau von anderen Männern nicht nur begehrt werden könnte, sondern dem auch nachgibt.
Das größte Manko, geradezu eine gesellschaftliche Epidemie mit unglaublicher Zerstörungskraft, ist dabei das mangelnde Selbstwertgefühl. Es lässt uns Dinge tun und fühlen, denen rational jeder Boden der Vernunft fehlt. Vor allem Frauen wird immer noch eine Erziehung zuteil, die eine Schwächung des eigenen Selbstbewusstseins impliziert. Davon hat ihr Partner keine Ahnung, er sieht nur das öffentliche Bild und hat seinerseits nicht gelernt dahinterzusehen. Das wiederum bedingt, dass er unglaublicheKraft aufwenden muss, die Fassade des Traumprinzen aufrechtzuerhalten. Deswegen nenne ich ihn »Glühwürmchen«. Tief drinnen, im Herzen, fühlen sie sich klein und unbedeutend, aber sie strahlen mit großem Energieaufwand die ganze Nacht hindurch.
Männer wollen unbedingt die Besten sein. Da sie nicht ganz genau wissen, ob sie es wirklich sind, wollen sie zumindest die Einzigen sein. Sie werden von Eifersucht und Misstrauen heimgesucht, und sie sind
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