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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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verwechseln? Vor allem junge Menschen folgen vorgelebten Gefühlsmustern, die das Fernsehen als Schablonen anbietet. Wenn dem so wäre, böte sich eine fatale, weil zu missbrauchende Möglichkeit der Emotionalisierung von Massen, wenn nur die passenden, den richtigen Auslöser treffenden pathetischen Bilder gezeigt werden.
    Das Problem der Substitution von Gefühl durch Sentimentalität bei Frauen, die in ihrer Gefühlsentwicklung stehengeblieben sind, ist der Schlüssel zu vielen Missverständnissen. Einem ausgebildeten Betrachter oder einemPsychologen wird dies sicherlich sichtbar. Ein Partner jedoch wird kaum Chancen haben, die Reaktionen und Haltungen seiner Partnerin zu deuten. Missverständnisse im gegenseitigen Umgang sind unausweichlich, auch wenn der Partner kein Serientäter oder Sadist ist, der vorsätzlich handelt. Ich habe mit Frauen gesprochen, die letztlich zugeben mussten, sich an den Gefühlsrollen aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten , einer Daily-Soap, zu orientieren, weil sie sich im Hinblick auf die Äußerung ihrer eigenen Gefühle unsicher und unwissend fühlen. Dazu kommen oftmals stark ausgeprägte Verlustängste, die Angst vor dem Alleinsein beziehungsweise Verlassenwerden und das in der Kindheit und Jugend bezogene Stereotyp, nichts wert beziehungsweise unfähig zu sein. Insbesondere bei starken, lebensbedrohlichen Ereignissen der erwachsenen Frau, wie zum Beispiel dem Abort von Gabriellas ungeborenem Kind, wird die ganze Verantwortungslosigkeit des Partners plötzlich sichtbar und führt zu tiefgreifenden Verletzungen. Er kann nicht wissen, dass sie ihn vor allem wählte, weil er ihr unkompliziert, nett und ungefährlich erschien. Er ist eigentlich kein äquivalenter Partner. Die Kräfte sind, so fand sie stets in der Tiefe ihrer Seele, unterschiedlich verteilt, was sie aber vor dem Hintergrund der elterlichen Erfahrung (der Vater repressierte die Mutter) in Sicherheit wog. Nach der ersten Verliebtheit beginnt der Partner an sich zu zweifeln und hat große Angst, eine so tolle Frau (selbständig, schön, erfolgreich) zu verlieren. Er sieht sich in der Verliererrolle und hat kaum eine Ahnung, wie es wirklich in ihr aussieht.Nur wenige Paare sprechen darüber. Nicht, weil sie es nicht wollten, sondern zumeist, weil sie beide nichts von sich selbst wissen. Nun beginnt er mit dem, was bisher als »vorweggenommene Rache« beschrieben wurde. Aus einem Mangel an Selbstwertgefühl betrügt er sie. Sie ahnt es, fühlt sich zurückgewiesen und ist damit wieder in der Falle ihrer kindlichen Misshandlung respektive Erziehung. Da ihr diese Struktur quasi anerzogen wurde, beginnt nun ein Teufelskreis, aus dem sie sich kaum befreien kann. Der Angreifer ist in der Lage, die Beziehung immer wieder zu beenden, um sie gleich darauf wieder zu aktivieren. Zurückweisen und Wieder-Heranziehen ist leider ein gelerntes Moment im Leben dieser Opfer. Bedauerlicherweise repliziert sich damit die Rolle des Vaters in diesem eigentlich so bedachtsam auf Harmlosigkeit ausgewählten Partner. Dieser ist permanent in seiner Rolle überfordert. Als Mann fühlt er sich nicht gewachsen, beruflich ist sie ihm möglicherweise überlegen, oftmals auch im Auftreten (»Alle schauen immer auf dich«).
    Es wäre also zu kurz geschlossen, zu sagen, der Fehler liege letztendlich durch die Wahl des Partners bei ihr selbst. Sie hat jemanden gewählt, bei dem das unbeschwerte jungenhafte Auftreten, eine gewisse Harmlosigkeit oder eine Frauenheldrolle im Vordergrund stand. Diese Oberflächlichkeit können beide aus ihren unterschiedlichen Rollen als »Glühwürmchen« bestens ausfüllen. Das führt bei ihr zu einem dramatischen Missverständnis im Hinblick auf diese Partnerschaft. In der Falle sitzend, verstärkt sich dabei das Gefühl, »mal wieder« an allemschuld zu sein, zieht sich doch diese Struktur wie ein roter Faden durch ihr Leben. Zu nahe liegt der Schluss, dass sie es wohl selbst sein müsse, die fortwährend diese Beziehungsstörungen verursacht. Damit beginnt eine Spirale der Selbstzweifel, genährt aus vermeintlichen Belegen aus der eigenen Vergangenheit. Formen alltäglicher Unterdrückung nimmt die Sache dann an, wenn der Partner als Täter beginnt, diese Schwäche ihres Selbst für seine Zwecke auszunutzen. »Du spinnst ja schon total« ist wahrscheinlich die häufigste Replik auf das zutreffend erkannte Muster beim eigenen Mann. Der Betrüger ist ertappt und zieht nun die letzte Karte: einen sadistischen Übergriff auf das

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