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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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im Zugzwang, ihren hübschen Freundinnen gerecht zu werden. Diesen Zusammenhang der Verlustangst versteht sie nicht, fühlt sie sich doch gleichwertig, ja nach den gesellschaftlichen Standards sogar überlegen; schließlich hatte sie sich doch einen Partner gewählt, der ihr vielleicht nicht direkt unter legen, aber doch kontrollierbar erschien. Ganz weit hinten meldet sich wohl eine Stimme, die sagt, dass er nicht ganz der optimale Partner ist, doch wird das oft schon seit dem ersten gemeinsamen Tag verdrängt. Der typische Satz lautet: »Eigentlich dachte ich am Anfang, er sei etwas ›zu jung‹, ›zu unerfahren‹, ›wohne zu weit weg‹ etc.«
    Es stellt für jeden Menschen ein Problem dar, zu erkennen, dass sich der eigene Partner unterlegen und damit minderwertig fühlt. Dabei neigen vor allem Männer dazu, ihre Defizite heftig zu kompensieren, damit sie nicht öffentlich werden. Matthias, der schöne Makler, hat gleich mehrere Methoden für sich entwickelt, um sein »Über leben« zu sichern. Zum einen wahrt er Distanz. Er sucht sich seine diversen Partnerinnen in anderen Städten,meist mehrere hundert Kilometer entfernt. Distanz ist eine hilfreiche Methode von »Glühwürmchen«, um davon abzulenken, dass sie nicht durchweg glühen und strahlen. Bei ihnen soll stets nur das Beste im Mann erscheinen, und wenn es ihnen gelingt, ihre Partnerinnen auf Distanz zu halten, dauert es sehr lange, bis ihre Defizite sichtbar werden.
    Ein weiteres Phänomen ist die »vorweggenommene Rache«. Matthias ist sich, ebenso wie Gabriellas Exfreund Richard König, unsicher über seine wahre Wirkung, und noch unsicherer ist er sich über die Beantwortung seiner Liebe durch Gabriella. Das führt zu seelischen Qualen, die sich schnell als Eifersucht oder in Form von besitzergreifendem Verhalten bemerkbar machen, eher als Folge seiner Angst vor dem Entzug von Liebe als vor deren Verlust. Männer, die oft ihre Liebe schwören, Ängste des Verlassenwerdens äußern oder klammern, gehören in die Gefahrengutklasse A des männlichen Geschlechts. Für sie gilt ein Fremdgehfaktor von über 90 Prozent. Das klingt widersprüchlich, erklärt sich aber rasch. Einer der Gründe, warum Frauen die drohenden Zeichen so leicht übersehen können, ist, dass er immer von Liebe und wahren Gefühlen spricht. Die Angst vor dem Versagen verwandelt er dann in eine Affäre mit einer anderen Frau. Frei nach dem Motto: Du wirst mich ja sowieso mit einem Nachbarn oder Kollegen betrügen, da lindere ich schon mal im Vorfeld meinen Schmerz.
    Ein Beispiel für dieses Verhalten wurde unlängst auch in einer Nachmittagssendung im Fernsehen vorgestellt:Eine junge, attraktive Frau bat um ein Gespräch in der Fernsehshow, um ihren Lebenspartner dazu zu bewegen, in die gemeinsame Wohnung zurückzukehren. Er hatte die gemeinsame Wohnung verlassen, nachdem sie ihm gestanden hatte, im Urlaub einen anderen Mann geküsst zu haben. Mehr sei nicht gewesen. Er wohne seitdem bei einem Freund und verschmähe sie. Das Mädchen wirkte attraktiv und sicher im Auftritt, er eher linkisch und wenig überzeugend. Der Zuschauer war mit diesem Paar mal beim typischsten aller Klischees angekommen: »Wie kommt dieser Typ zu dieser tollen Frau?« In der Befragung durch die Moderatorin stellte sich heraus, dass er aus Eifersucht und Verlustangst stark gegen die Reise seiner Freundin und einer Bekannten in die Dominikanische Republik votiert hatte. Bei intensiverem Nachfragen gestand er dann ein, während ihrer Abwesenheit selbst einen Seitensprung begangen zu haben, von dem Kuss konnte er zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts gewusst haben. Sein Motiv: Er dachte, sie würde ihn sicherlich betrügen, da wollte er nicht nachstehen.
    Die vorweggenommene Rache ist eine Bestrafung ohne Tat, schließlich wird niemand wegen eines Kusses seine Partnerin verlassen. Darin zeigt sich, wie groß und ernst zu nehmen die unterschiedliche Kräfteverteilung, die »Fehlstellung«, in einer Beziehung sein kann. Gabriella, die sich im Grunde ihres Herzens von Anbeginn darüber klar war, dass es ein Gefälle in der Kräfteverteilung zwischen ihr und Matthias gibt, wird sich eingestehen müssen, dass sie die Realität nicht wahrhaben wollte. Es entsprichtder Analogie vom einmalig schönen Apfel. Er ist rot und gelb, blank poliert, sieht so saftig und frisch aus, man möchte gleich hineinbeißen. Gabriella erkennt auf der rationalen Ebene, dass er innen mehlig ist und sie ihn sofort wieder ausspucken

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