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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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Liebesentzug, verbalen Attacken oder mit Zuckerbrot und Peitsche. In schlimmeren Fällen gibt es körperliche Übergriffe, Schläge und sogar Missbrauch.
    Auch wenn das Verhalten des Vaters stets gleich war, in vielen Lebensläufen gibt es dennoch eine Zäsur, einen klar zu benennenden Zeitpunkt, in der die Verletzung stattfand, die die betroffenen Frauen bis in die Gegen wart mit sich herumschleppen. Das kann zum Beispiel die Trennung der Eltern bei einer Scheidung sein und das Verhalten des Vaters danach. In manchen Fällen ist die Mutter als Aggressionsobjekt dann nicht mehr greifbar, und der Vater missbraucht die Tochter als Stellvertreterin durch Streit und Missgunst. Da er weiß, dass das ein Fehler ist, folgen auf solche Ausbrüche Liebesbeweise, Geschenke und Entschuldigungen – ein früher Jo-Jo-Effekt, der das Kind emotional vollkommen überlastet. Es ist nicht selten, dass Väter in solchen Ausbrüchen das Kind anstelle der Mutter verurteilen, verdammen und Sätze sagen wie: »Du bist nicht mehr meine Tochter«, oder gar handgreiflich werden. Die Tochter wird, ohne sich dagegen wehren zu können, zu einem frühen Projektionsobjekt der Unzulänglichkeiten des Vaters. Die Schuld für dieses Verhalten sucht die Tochter bei sich und empfindet eine schwere Verantwortungslast für das Unglück der Familie. Es entwickelt sich große Verzweiflung. Viele meiner Gesprächspartnerinnen »ritzten« sich als Pubertierende, hatten starke Suizidgedanken oder entwickelten andere Aggressionen gegen sich selbst. An definierten,gravierenden Kindheitstraumata litt die Ausbildung der Gefühlspersönlichkeit der Heranwachsenden unvermittelt, während andere Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz, Klugheit, Ratio deutlich stärker ausgebildet wurden, was sich aus zwei Aspekten heraus erklären lässt. Erstens stieg die Konzentration auf die anderen Persönlichkeitsmerkmale und ihre Ausbildung, da die Gefühlswelt kompensiert werden musste, und zweitens wollte die Tochter nie wieder das Gefühl der Abhängigkeit erleben, wie sie es in der Familie erfahren hatte. Sie möchte selbständig erfolgreich sein und nicht die unsägliche Dominanz eines Mannes erfahren müssen. Diese Ausgangslage und Motivation ist mitunter das Grundgerüst für außerordentliche Karrieren und beruflichen Erfolg, der diametral entgegengesetzt zu der innerlichen Verunsicherung steht, die die Tochter in jahrelanger Demütigung als Kind in der Familie erfahren hat. Das Zurückweisen, Herabsetzen, Zurückstoßen ist so tief verankert, dass es ein fester Bestandteil der eigenen Persönlichkeit geworden ist, der aber bis zur Perfektion kaschiert wird. Niemand im Umfeld der jungen Frau kann den Kraftaufwand ermessen, dessen es bedarf, diese Fassade aufrechtzuerhalten. Auch sie ist damit ein »Glühwürmchen« geworden. Allerdings mit gänzlich entgegengesetzten Vorzeichen. Nun begegnen sich zwei »Glühwürmchen« und erkennen sich auch als solche, sie glauben an eine Gemeinsamkeit, etwas unausgesprochen Einendes. Ein Trugschluss, dessen Aufklärung lange auf sich warten lassen wird, sind doch die leuchtenden Argumente nicht von der Hand zu weisenund auch für andere im Umfeld der beiden »Glühwürmchen« deutlich sichtbar.
    Der »Schlüssel« liegt also bei vielen Frauen, mit denen ich sprach, in der Beziehung zum Vater. Bei Martina, der Hörfunkmoderatorin, ist der Vater ein dominanter Mann, der als erfolgreicher Arzt und Frauenheld keineswegs der Meinung war, er müsse besondere Rücksichten nehmen. Zum einen machte er unverhohlen klar, sich einen Sohn als Nachfolger gewünscht zu haben, und begegnete seiner Tochter, indem er sie wie einen Jungen behandelte. Trotzdem konnte er seine »Enttäuschung« nicht verhehlen, was sich auf Mutter und Tochter gleichsam auswirkte. Andererseits überzog er die Familie mit Wutausbrüchen, Sarkasmus, Ironie und verächtlicher Herabwürdigung. Er gab Martina das Gefühl, unvollkommen zu sein. Die Mutter entzog sich diesem Verhalten ihres Mannes schließlich durch Scheidung und zog ins Ausland. Martina blieb als Zwölfjährige, also in einer äußerst wichtigen Phase ihrer Entwicklung, ausgerechnet beim Vater und war ihm schutzlos ausgeliefert. Zusätzlich zu den beschriebenen Qualen kam jetzt auch noch der Hass auf die Ehefrau, die ihn verlassen hatte. Stellvertretend für sie musste Martina als Sündenbock des Vaters herhalten, der bisweilen keinerlei Unterschiede zwischen ihr und ihrer Mutter machte. »Ihr Frauen seid

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