Schenk mir dein gebrochenes Herz
etwas verwöhnt“, erwiderte Maddie leise.
Ben runzelte die Stirn. „Ich finde, sie hat sich ganz schön mies verhalten, als ihr noch zusammen zur Schule gegangen seid. War dein Dad deswegen nicht extra beim Direktor? Und mit Odalies Vater hat er auch gesprochen, oder?“
„Doch, schon.“ Maddie senkte den Blick. Daran erinnerte sie sich nicht gern. Immerhin hatte Odalie schnell wieder aufgehört, Maddie zu ärgern, nachdem ihr Vater sich in die Sache eingeschaltet hatte.
„Ganz schön fieser Charakter“, murmelte Ben. „Fies und arrogant. Sie war sich immer zu gut für alle anderen. Hat ihr nicht gepasst, dass sie in einem Provinzkaff in Texas leben musste.“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Irgendwann fliegt sie noch mal ordentlich auf ihre gepuderte Nase, das sage ich dir. Wie heißt es doch gleich? ‚Hochmut kommt vor den Fall‘, oder?“
Maddie zuckte mit den Schultern. „Na ja, trotzdem toll, wenn jemand so schön und dazu noch so begabt ist. Ich wäre schon glücklich über eins von beiden.“ Sie lachte.
„Ich finde ja, dass du dich mal dranmachen solltest, deine kleinen Feenfiguren zu verkaufen. So was Schönes und Feines habe ich noch nie gesehen. Und die Figur, die du meiner Enkelin zum Geburtstag gemacht hast, steht jetzt bei denen im Wohnzimmer, weil ihre Mutter sie so toll findet. Vor Kurzem war mal eine Freundin von ihr zu Besuch, die hat eine Kunstgalerie in San Antonio. Und sie meinte, dass du mit diesen Feen echt reich werden könntest.“
Maddie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. „Oh, wow.“
„Und was du so zeichnest, ist auch nicht von schlechten Eltern. Hat Shelby Brannt dir nicht sogar ein Bild abgekauft?“
„Ja.“ Shelby hatte das Bild sogar im Wohnzimmer aufgehängt, wo Cort es jeden Tag zu sehen bekam. Die Vorstellung gefiel Maddie. Aber wahrscheinlich hatte er ihre Zeichnung noch nie genauer betrachtet. Obwohl er ein gebildeter und vielseitig interessierter Mensch war, machte er sich nicht viel aus Kunst.
„Mal doch deinen Kampfhahn … solange er noch lebt“, schlug Ben vor und warf ihr einen düsteren Blick zu.
„Ben!“
„Hey, ich habe bestimmt nicht vor, mich mit ihm anzulegen“, sagte er. „Ich bin ja nicht lebensmüde.“
„Dann bin ich ja beruhigt.“
„Aber andere Leute sind da möglicherweise nicht so zimperlich.“ Ben legte den Kopf schief. „Wer weiß, vielleicht wird er eines Tages noch überfahren. Ständig büxt er aus und läuft die Schotterstraße herunter. Da kann schon mal ein Unglück passieren …“
„Jetzt hör aber auf!“
„Spielverderberin!“ Ben wechselte das Thema: „Hat sich dieser Baulöwe eigentlich noch mal bei dir gemeldet? Der, der vor Kurzem hier war?“
„Nein, aber er hat mir seine Visitenkarte dagelassen.“ Maddie zog das Kärtchen aus der Tasche. „Er kommt aus Las Vegas und will hier ein Hotel mit Vergnügungspark hinsetzen.“ Sehnsüchtig ließ sie den Blick in die Ferne schweifen. „Eine Million Dollar hat er mir für das Grundstück geboten. So viel Geld!“
„Dafür würdest du wirklich alles weggeben, was deine Familie hier aufgebaut hat?“, hakte Ben traurig nach. „Dabei hat mein Urgroßvater schon auf dieser Ranch gearbeitet, zusammen mit deinem Urgroßvater. So lange halten unsere beiden Familien schon den Betrieb am Laufen.“
„Ach, Ben“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Ich will die Ranch doch gar nicht verkaufen. Dann müsste ich ja jede Menge Leute entlassen und mich von meinen Tieren trennen.“
„Ja, auch von den tollen Zuchtrindern“, fügte Ben hinzu. „Die würde dir Cort Brannt aber sofort abnehmen, der kauft doch immer unsere Kälber.“
„Stimmt.“
Ihr Vorarbeiter zögerte. „Ich habe da neulich etwas über diesen Baulöwen gehört. Archie Lawson heißt er doch, oder?“
„Ja, so heißt er. Was denn?“
„Na ja, ein paar Gerüchte, da ist wahrscheinlich nichts dran.“
„Sag’s mir doch einfach!“, forderte sie ihn auf.
„Er hat sich schon mal für ein Stück Land interessiert, das lag auch ziemlich dicht am Highway“, berichtete Ben. „Aber der Eigentümer wollte nicht verkaufen. Und dann sind seine Rinder nach und nach krepiert. Irgendwann hat es auch seinen Hund erwischt, einen großen Border Collie. Da hat der Eigentümer einen Privatdetektiv engagiert und den Collie obduzieren lassen. Dabei kam heraus, dass der Hund vergiftet worden war – und die anderen Tiere wahrscheinlich auch.“
Der Vorarbeiter schwieg einige Sekunden lang.
Weitere Kostenlose Bücher