Schenk mir dein gebrochenes Herz
das darauf schließen ließ, dass King Brannt gerade die Hand auf die Sprechmuschel legte. Seine nächsten Worte klangen gedämpft: „Cort? Kommst Du bitte kurz?“
„Ja, was gibt’s denn?“, gab Cort zurück.
„Fahr doch nachher mal zu Maddie Lane rüber, sie braucht etwas Unterstützung mit ihrem Zuchtprogramm.“
„Nur über meine Leiche!“, rief Cort.
Dann hörte Maddie nur noch ein paar erstickte Laute und Flüche: Offenbar hatte King Brannt die Handfläche fest auf die Muschel gepresst. Die beiden Männer schienen eine hitzige Diskussion zu führen. Was genau sie sagten, konnte sie allerdings nicht mehr hören.
Schließlich kam King Brannts Stimme wieder deutlich und klar aus dem Hörer: „So, ich habe gerade mit Cort gesprochen. Er kommt sehr gern heute zu Ihnen rüber und schaut sich alles mal an“, log er. „Aber er lässt fragen, ob Sie vorher Ihren Hahn einsperren könnten.“ Er lachte.
„Ich stecke ihn gleich in den Hühnerstall.“ Maddie versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm und peinlich ihr die Situation war. Dass Cort am liebsten nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte, war ihr völlig klar. „Vielen Dank noch mal für alles.“
„Gern geschehen. Und geben Sie uns bitte sofort Bescheid, wenn dieser Lawson wieder Ärger macht, ja?“
Nicht mal eine Stunde später fuhr Cort tatsächlich die Auffahrt zu Maddies Ranch hoch: ganz langsam und zivilisiert, um die Hühner nicht zu erschrecken. Er knallte auch nicht mit der Autotür, sondern schloss sie sehr vorsichtig. Sein Gesichtsausdruck wirkte neutral, fast freundlich. Offenbar hatte sein Vater ihn sich eben noch mal ins Gebet genommen.
Maddie hatte sich in der Zwischenzeit die Haare gekämmt und das Gesicht gewaschen. Außerdem war sie in ihre beste Jeans geschlüpft und hatte sich ein rosafarbenes T-Shirt mit der Aufschrift „La Vie en Rose“ angezogen. Der etwas tiefere Ausschnitt betonte ihre Brüste – die allerdings eher klein und fest waren. Trotzdem musterte Cort das Oberteil aufmerksam.
„Soso, du siehst also das Leben durch eine rosarote Brille“, übersetzte er die Aufschrift.“
„Du kannst ja Französisch!“
„Klar. Französisch, Spanisch und ein bisschen Deutsch. Jedenfalls genug, um mich dafür in München wegen Beamtenbeleidigung verhaften zu lassen. Wir verkaufen unsere Rinder ja international“, fügte er hinzu.
„Ich weiß.“ Sie schluckte. Unvermittelt musste sie an die verletzenden Worte denken, die Cort bei seinem letzten „Besuch“ zu ihr gesagt hatte. Am besten, sie blieb ganz sachlich. „Tja, ich tue mich gerade ein bisschen schwer damit, das Rinderzuchtprogramm zu verstehen, das mein Dad entwickelt hat. Dein Vater meinte, du könntest mir vielleicht helfen.“
„Bestimmt. Ich habe es ja kurz vor seinem Tod zusammen mit ihm ausgearbeitet. Wir waren damals alle ganz erschrocken, es ging alles so schnell …“
„Ja, wir auch“, sagte Maddie. „Als er die Diagnose bekam, hatte er nur noch zwei Monate zu leben.“ Sie atmete tief durch. „Er ist immer nur dann zum Arzt gegangen, wenn es wirklich nicht mehr anders ging. Als sie den Krebs bei ihm festgestellt hatten, war es zu spät. Die Ärzte konnten nichts weiter für ihn tun, als ihm Schmerzmittel zu geben. Am Ende hat er mich kaum noch erkannt.“
„Das tut mir sehr, sehr leid“, sagte Cort. „Meine Eltern leben beide noch, aber es war schrecklich für mich, als meine Großeltern starben. Das waren zwei wunderbare Menschen.“
„Das Leben geht trotzdem weiter“, gab sie leise zurück. „Und irgendwann sterben wir alle. Die einen früher, die anderen später.“
„Das stimmt natürlich.“
„Dad hat eine Menge Bücher und eigene Aufzeichnungen zum Thema Rinderzucht hinterlassen“, erklärte sie. „Ich habe mir alles angeschaut, aber ich verstehe das Prinzip immer noch nicht so richtig. Dafür reichen meine Vorkenntnisse einfach nicht.“
„Ich kann dir gern alles erklären.“
„Vielen Dank, das ist nett!“ Sie legte die Hand auf den Knauf der Eingangstür.
„Wo steckt eigentlich dieser … Hahn?“, erkundigte sich Cort.
Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Den habe ich in den Hühnerstall gesperrt.“
„Ein Glück. Unsere Haushälterin möchte übrigens frische Eier bei dir bestellen. Zwei Dutzend pro Woche. Ginge das?“
Maddie nickte. „Das hat dein Vater auch schon angesprochen. Meine Junghennen sind bald so weit, dass sie ihre ersten Eier legen, und dann kann es losgehen. Langsam
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