Schenk mir dein gebrochenes Herz
„Alle waren sich ziemlich sicher, dass dieser Lawson dahintersteckte, aber beweisen konnten sie es nicht. Er ist von Haus aus Chemiker und hat früher mal für ein großes Labor gearbeitet.“
Maddie blieb fast das Herz stehen. „Oh, nein!“ Sie biss sich auf die Lippe. „Er hat angedeutet, dass er notfalls nachhelfen würde, wenn ich nicht verkaufen will …“
„Ich gebe gleich mal ein paar Männern Bescheid, dass sie die Weidetiere im Auge behalten sollen“, erwiderte Ben. „Und dass sie besonders darauf achten sollen, ob sich hier irgendein Fremder herumschleicht.“
„Vielen Dank, Ben!“ Maddie seufzte. „Als hätten wir nicht schon genug Probleme mit dieser ewigen Trockenheit …“
„Sprich doch mal mit Corts Vater, King Brannt. Dem gefällt die Sache mit dem Vergnügungspark bestimmt auch nicht, und sein Grundstück grenzt doch genau an deins.“
„Gute Idee, ich rufe ihn bei Gelegenheit mal an.“
Am nächsten Tag griff Maddie zum Hörer und wählte die Nummer ihrer Nachbarn, um mit King Brannt zu sprechen. Das kostete sie einige Überwindung: Erstens war er Corts Vater, und zweitens galt er in der ganzen Gegend als barsch, unnahbar und jähzornig. Wo er wütete, wuchs kein Gras mehr. Gerade deshalb war es gut, ihn auf seiner Seite zu haben, falls an den Gerüchten über den Immobilienentwickler etwas dran war.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich die Haushälterin der Brannts. „Ja, Mr Brannt ist da, ich hole ihn schnell“, sagte sie.
Während Maddie wartete, betrachtete sie ihr neuestes kleines Werk: eine blonde Feenfigur auf einem Stein, auf ihrer Hand saß ein Schmetterling. Maddie hatte die Figur aus einer besonders hochwertigen Modelliermasse gefertigt. Zum Glück konnte sie sich durch ihren Eierverkauf ein paar Cent dazuverdienen, denn sonst hätte sie sich die Masse nicht leisten können.
Ob es wohl wirklich Menschen gab, die sich für ihre Feenfiguren interessierten und sogar Geld dafür ausgeben würden, wie Ben gesagt hatte? Eigentlich wollte sie ihre Arbeiten gar nicht verkaufen, es steckte viel zu viel Herzblut darin. Trotzdem ließ die Frage sie nicht los.
„Ja, hier Brannt?“, meldete sich eine tiefe Männerstimme. Es klang ziemlich barsch.
„Hallo, Mr Brannt? Ich … hier spricht Maddie Lane von nebenan …“ Nervös brach sie ab.
„Ach, hallo!“ Auf einmal klang die Stimme warm und freundlich. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe hier ein kleines … Problem, davon wollte ich Ihnen erzählen.“
„Oje, was ist denn los? Können wir Ihnen irgendwie helfen?“
„Das ist lieb von Ihnen.“ Innerlich zitterte sie immer noch, denn sie hatte einen Riesenrespekt vor diesem Mann. „Ich hatte hier vor Kurzem Besuch von so einem Baulöwen aus Las Vegas …“
„Heißt der zufällig Archie Lawson? Über den habe ich schon Nachforschungen angestellt.“
„Ja, so heißt er. Er versucht mich gerade dazu zu bringen, ihm mein Grundstück zu verkaufen. Für mich kommt das nicht infrage, denn die Ranch ist seit mehreren Generationen im Familienbesitz. Aber dieser Lawson lässt nicht locker. Er hat mir sogar gedroht.“
„Soviel ich weiß, sind das leider keine leeren Drohungen“, erwiderte King Brannt ernst. „Aber ich sorge dafür, dass Ihnen und Ihren Tieren nichts passiert. Darauf können Sie sich verlassen. Ich schicke einige Männer an die Grundstücksgrenze, damit sie von dort aus Ihre Weiden beobachten können. Außerdem schlage ich vor, dass wir Überwachungskameras installieren.“
„Wollen Sie das wirklich alles für mich tun?“ Maddie war fassungslos. „Diese Kameras sind doch schrecklich teuer …“ Das wusste sie, weil sie sich in ihrer Verzweiflung selbst schon nach einer günstigen Überwachungsanlage erkundigt hatte.
„Ja, das will ich wirklich alles für Sie tun“, gab King Brannt zurück. „Und für mich auch. Sie haben nämlich die besten Rinder im ganzen Umkreis. Deswegen haben wir Ihnen auch schon so viele junge Bullen abgekauft.“
„Vielen Dank!“
„Gern doch. Ich kann nämlich keinen Vergnügungspark neben meiner Ranch gebrauchen. Die Bauarbeiten und der laufende Betrieb machen mir noch meine Tiere scheu.“
„Ja, allerdings.“
„Außerdem ist mir dieser Lawson hochgradig unsympathisch. Der Mann hat eindeutig Dreck am Stecken.“
„Mir war er auch gleich unheimlich.“ Maddie erschauerte.
„Machen Sie sich mal keine Sorgen“, versuchte King Brannt sie zu beruhigen. „Wenn er Sie noch mal bedroht,
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