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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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verlieh diese winzige Berührung ihr Wärme und Wohlbehagen. Oder bildete sie sich das alles bloß ein?
    „Hab keine Angst, Faith.“ Jakes Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Er blickte sie direkt an, und sie hatte das Gefühl, in den Untiefen seiner Augen ertrinken zu müssen. „Ich werde auf dich aufpassen.“
    Er ging hinüber zum Fenster.
    „Warte, was hast du …“, rief Faith ihm noch hinterher, doch im selben Moment war er verschwunden. Wie von Geisterhand, als hätte der Erdboden ihn verschluckt.
    Gleichermaßen erschrocken wie fasziniert riss Faith die Augen auf. Dann eilte sie hinunter zum Fenster und blickte hinaus.
    Doch draußen war nichts als Sand und Wasser.
    Von Jake keine Spur.
    Alice Carruthers stolperte mehr, als dass sie lief. Ständig blieb sie mit den hohen Absätzen ihrer sündhaft teuren High Heels im Sand stecken. Das weiche Wildleder würde nach diesem Gewaltmarsch vollkommen ruiniert sein. Wenigstens war es dunkel, sodass sie das Elend nicht sehen musste.
    Sie war auch so schon wütend genug.
    Verdammt sollst du sein, Brian Saunders!
    Dabei hatte der Abend so nett begonnen. Um halb sieben war Brian mit seinem Vauxhall vor Alices Pension vorgefahren, um sie wie verabredet abzuholen. An seinem Verhalten gab es nichts auszusetzen. Er war der perfekte Gentleman. Damit hatte er eine Eigenschaft, die heutzutage leider echten Seltenheitswert besaß. Nun, zumindest war er es gewesen – bis zu dem Moment, in dem sie nach dem gemeinsamen Dinner wieder in seinen Wagen gestiegen waren.
    Ungefragt hatte er einen Abstecher zum Strand hinunter gemacht. Weil Alice keine Spielverderberin sein wollte, erklärte sie sich wider besseres Wissen zu einem abendlichen Spaziergang bereit. Wie hätte sie auch ahnen sollen, dass Brian diese Einwilligung als Freibrief betrachten würde, zudringlich zu werden?
    Kaum waren sie allein, da zeigte er sein wahres Gesicht. Zuerst hatte er versucht, sie zu küssen. Dann, als sie sich gegen ihn zur Wehr setzte, war er grob geworden.
    „Was bildest du dir eigentlich ein, Schlampe?“, hatte er sie angefaucht. „Ich habe dich zum Essen eingeladen, jetzt erwarte ich eine kleine Gegenleistung!“
    Sobald sie auch nur daran dachte, kochte heiße Wut in Alice auf. Kerle! Sie hatte einfach kein Glück bei ihnen. Ihre Freundin Cadence behauptete immer, dass sie zu viel von einem Typen erwartete, aber das stimmte nicht. Sie wollte doch nur jemanden Verlässliches, der ihr Respekt und Zuneigung entgegenbrachte. War das wirklich zu viel verlangt?
    Sie war so zornig, dass sie mit Brian schon wieder eine absolute Niete gezogen hatte, dass sie sogar vergaß, Angst zu haben. Denn eigentlich hasste Alice es, nachts allein im Dunkeln unterwegs zu sein. Und man musste schon sagen, an diesem verflixten Strand war es wirklich sehr dunkel. Tiefschwarze Wolken trieben vom Nordwind gejagt am Himmel entlang, nur hin und wieder blitzte der Mond dazwischen auf.
    Jetzt, wo sie darüber nachdachte, machte sich ein leises Gefühl von Unbehagen in ihr breit. Klang der Wind, der die steilen Felswände streifte, nicht wie das Wehklagen verlorener Seelen? Das Tosen der Brandung wie infernalisches Gebrüll?
    Ein Schauder überlief sie. Plötzlich war ihr kalt. Eiskalt. Ihr Atem stieg in kleinen weißen Wölkchen zum Himmel empor. Was war bloß los? Es war Sommer – da sanken die Temperaturen selbst hier an der Küste nicht mehr so tief.
    Nichts wie weg hier!
    Alice beschleunigte ihre Schritte. Es war noch ein ganzes Stück, bis sie diesen Abschnitt der Steilküste hinter sich gelassen hätte. Und erst danach konnte sie darauf hoffen, endlich wieder einer Menschenseele zu begegnen.
    Fast wünschte sie sich, Brian nicht einfach so Hals über Kopf davongelaufen zu sein. Im Augenblick wäre ihr sogar seine Gesellschaft sehr willkommen gewesen. Doch es war zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Nachdem er ihr ein paar Hundert Meter weit nachgelaufen war, hatte er umgedreht und sich auf den Rückweg zu seinem Wagen gemacht. Alice war beinahe sicher, das Aufheulen des Motors aus der Entfernung gehört zu haben.
    Sie war also allein.
    Aber warum wurde sie dann trotzdem das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden?
    Sie schluckte. Ja, genau das war es, was ihr ein solches Unbehagen verursachte: Dieses unangenehme Gefühl, angestarrt zu werden. Es war, als würden sich die Blicke durch ihre Kleidung hindurch bis in ihre Haut brennen.
    Unsinn! Reiß dich zusammen, Alice! Schau dich doch um – hier ist

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