Schenk mir diese Nacht
mochte zwar ein eiskalter Geschäftsmann sein, aber er vergötterte offensichtlich seine Frau und die Kinder. Es schmeichelte ihr, dass die beiden sie als Patentante in Betracht zogen, aber trotzdem ...
"Darf man fragen, wen ihr als Patenonkel auserkoren habt?"
erkundigte Jonathan sich kühl.
Gaye erschrak. Patenonkel ... Natürlich! Jarrett war der Einzige der Hunter-Brüder, der verheiratet war und Conor der einzige männliche Hunter-Erbe, daher lag die Vermutung nahe, dass Abbie und Jarrett Jonathan und Jordan als Patenonkel für das Baby wählen würden.
Jonathans spöttische Miene verriet, dass er zu dem gleichen Schluss gelangt war. Und er schien höchst unglücklich über diese Aussicht zu sein.
Das tat weh. Gaye fühlte sich, als hätte man ihr ein Messer in die Brust gestoßen und ganz langsam umgedreht. Was hatte sie nur angestellt, dass Jonathan sie so sehr verachtete? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung. Es sei denn, ihr Verdacht erwies sich als richtig, und Jonathan hatte das Interesse an ihr verloren, nachdem er sie endlich erobert hatte.
Und das schmerzte noch mehr ...
"Nein, man darf nicht", entgegnete Jarrett scharf. Seine Augen funkelten vor Zorn. "Man wartet, verdammt noch mal, bis man gefragt wird. Falls man gefragt wird", fügte er vorwurfsvoll hinzu.
Es war also so, wie sie vermutet hatte: Jonathan und Jarrett sollten die Paten sein.
Kämpfe, wenn es sich zu kämpfen lohnt, und verlier mit Anstand, wenn es aussichtslos ist, hatte ihr Vater sie gelehrt. Sie wollte nicht unhöflich zu Abbie oder Jarrett sein, aber dieser Kampf lohnte sich.
"Es ist sehr nett, dass Sie mich gefragt haben", sagte Gaye zu dem Ehepaar. "Für mich ist es ein großes Kompliment, aber soweit ich weiß, haben Jungen immer zwei Paten und nur eine Patin. Und da Ihre Freundin Alison ..."
"Gaye", unterbrach Jarrett sie sanft, "uns ist klar, dass unser Vorschlag Sie überrascht hat. Trotzdem möchten wir, dass Sie es sich noch einmal überlegen. Die Anzahl der Paten liegt nach meiner Kenntnis im Ermessen der Eltern. Zufälligerweise haben wir entschieden, dass Conor zwei Patentanten haben soll." Er warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu.
Gaye betrachtete die beiden Männer, der eine war von geradezu arroganter Selbstsicherheit, der andere dickköpfig wie ein Maultier. Sie war sicher, dass die Brüder sich einiges zu sagen hatten, nachdem sie sich verabschiedet hatte, und sie beneidete Abbie nicht darum, den Streit mit anhören zu müssen.
"Ich verspreche, ich werde darüber nachdenken", versicherte sie Jarrett und wandte sich lächelnd Abbie zu. "Danke für den Kaffee und die nette Unterhaltung. Ich habe den Abend genossen." Bis zu Jonathans unerwartetem Erscheinen ... "Ich rufe Sie an, Abbie. Wenn Sie sich ein wenig erholt haben, können wir uns vielleicht einmal zum Lunch treffen."
Auf jeden Fall wollte sie dafür sorgen, dass sich in Zukunft der Kontakt mit der Familie auf Abbie beschränkte und Jonathan ihr nicht mehr über den Weg lief. Nicht einmal mehr zufällig.
Wie beispielsweise heute Abend.
"Jonathan." Sie nickte ihm zum Abschied kurz zu.
"Gaye." Er würdigte sie kaum eines Blickes.
"Ich bringe Sie zur Tür." Abbie erhob sich.
Gaye kämpfte mit den Tränen und wünschte inständig, Abbie würde sie nicht begleiten. Nachdem sie sich von ihrer Gastgeberin verabschiedet hatte und die Auffahrt hinunter zur Straße gegangen war, verließ sie die Kraft. Heiße Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie vom Schmerz überwältigt wurde.
Was hatte sie nur getan, dass Jonathan sie so abgrundtief verachtete und sie nicht einmal mehr ansehen konnte?
14. KAPITEL
"Hast du einen Wie-wird-man-ein-Scheusal-Fernkurs belegt, oder bist du ein Naturtalent?"
Jonathan wusste, dass er sich Gaye gegenüber schlecht benommen hatte, das hatte ihm der verletzte Ausdruck in ihren Augen gezeigt. Jarrett brauchte ihn also nicht darauf hinzuweisen!
"Eigentlich habe ich nur versucht, dir nachzueifern", konterte Jonathan boshaft.
Jarrett verzog verächtlich die Lippen. "Sehr witzig!
Hoffentlich ist dir klar, dass ..."
"Bist du jetzt zufrieden, Jonathan?" Wütend stürmte Abbie ins Zimmer. Sie war so aufgebracht, dass die Beschwerden, die sie seit dem Kaiserschnitt vor einer Woche plagten,
vorübergehend vergessen waren.
Gütiger Himmel, war es tatsächlich erst etwas über eine Woche her? Jonathan stöhnte im Stillen auf. Er konnte sich kaum noch daran erinnern, wie sein Leben vor der Begegnung mit Gaye
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