Schenk mir mehr als diese Nacht
das weiche Kissen, um seinen maskulinen Duft einzuatmen.
„Guten Morgen.“
Lächerlich schuldbewusst rappelte sie sich hoch und sah zu Sebastian, der mit einem weißen Handtuch um die schmalen Hüften in der offenen Badezimmertür stand. Er warf das Tuch mit der lässigen Selbstverständlichkeit zur Seite, an die sie sich immer noch nicht gewöhnt hatte.
„Ich muss heute Morgen wichtige geschäftliche Dinge erledigen“, informierte er sie, während er sich anzog. „Mein Chauffeur wird dich zum Penthouse bringen, wann immer du bereit bist.“
Nur mühsam verkniff sie sich die Frage, was für dringende Geschäfte es an einem Sonntagmorgen zu erledigen gab.
Natürlich sah Sebastian selbst nach dem hochemotionalen Zusammentreffen mit seiner Familie und speziell mit Jacob einfach umwerfend aus.
Sie glaubte ihm nicht, dass er eine geschäftliche Verabredung hatte. Er war wieder einmal auf der Flucht – vor ihr und seiner Verantwortung als werdender Vater.
„Das ist nicht nötig, du brauchst den Wagen dringender als ich“, erwiderte sie ruhig. „Ich kann mir genauso gut ein Taxi nehmen.“
„Wie du willst. Da ich ohnehin noch mit dem Manager reden will, werde ich unten auf dich warten, damit wir das Hotel gemeinsam verlassen können.“
Fast hätte sie bitter aufgelacht. Jetzt wollte er auch noch sichergehen, dass sie keinen weiteren Kontakt zu seinen Geschwistern aufnahm, die alle im Hotel wohnten und um diese Uhrzeit garantiert noch schliefen.
Innerhalb von zwanzig Minuten war sie geduscht und angezogen. Zu bequemen schwarzen Leggins und flachen Sportschuhen trug sie ein langes T-Shirt und darüber eine weite schwarze Lederjacke. Keine fünf Minuten später stieg sie im Hotelfoyer mit ihrer Reisetasche in der Hand aus dem Lift und wurde von Sebastian mit einem knappen Kopfnicken empfangen.
Nachdem er sich noch einmal vergewissert hatte, dass sie wirklich ein Taxi nehmen wolle, winkte er eines herbei, öffnete ihr die Tür und schloss sie wieder, kaum, dass sie eingestiegen war. Er wartete nicht einmal ab, bis das Taxi sich in Bewegung setzte, sondern verschwand augenblicklich in seiner eigenen schwarzen Limousine mit den getönten Scheiben.
Aneesa spürte, wir ihr Herz schwer wurde. Diesmal steuerte er unter Garantie kein Fitnesscenter an, um seinen Körper bis an die Schmerzgrenze zu malträtieren. Diesmal suchte er Erleichterung in anderen Armen als ihren! Das wusste sie mit dem scharfen Instinkt einer liebenden Frau. Sie wollte nicht eifersüchtig sein, doch allein der Gedanke an eine andere …
„Ich weiß, es hört sich verrückt an, aber würden Sie bitte dem Wagen dort folgen?“, hörte sie sich zu ihrem Entsetzen sagen.
Der Taxifahrer warf ihr im Rückspiegel einen scharfen Blick zu, dann grinste er breit. „Sie glauben ja gar nicht, wie lange ich schon darauf warte, dass jemand so etwas zu mir sagt!“ Mit einem rasanten U-Turn brachte er seinen Wagen in die richtige Fahrtrichtung und begann, leise vor sich hinzupfeifen, während er der schwarzen Limousine folgte.
Die Fahrt war endlos und Aneesa hin- und hergerissen zwischen Ärger über sich selbst und Wut auf Sebastian, der sie mit seinem Verhalten überhaupt in eine derart peinliche Situation gebracht hatte.
Gerade, als sie den Taxifahrer bitten wollte umzukehren, verlangsamte die Limousine ihre Fahrt. Sie bat den Fahrer zurückzubleiben und schaute auf das riesige schmiedeeiserne Eisentor, mit dem dezenten Schild: The Grange.
Dahinter musste ein Haus liegen, eine Art Landhaus, wie es schien, in dem Sebastians Geliebte lebte. Aneesa spürte, wie ihr Magen rebellierte, und bat den Fahrer, sie in einer kleinen Nebenstraße rauszulassen.
Ihre Wochenendreisetasche fest in der Hand, so schlich sie mit zitternden Knien an einer üppigen immergrünen Hecke entlang. Als sie vorsichtig um die Ecke spähen wollte, prallte sie gegen ein solides Brustbein.
„Was zum Teufel hast du hier zu suchen?“, grollte Sebastian. „Spionierst du mir etwa hinterher?“
Aneesa war so geschockt, dass sie einfach mit der Wahrheit herausplatzte. „Ich … ich bin dir gefolgt, weil ich dachte, du wolltest zu einer … zu deiner Geliebten fahren. Wehe, du lachst jetzt über mich!“, warnte sie ihn im nächsten Moment, als es verdächtig um seine Mundwinkel zuckte.
„Und was hattest du vor zu tun, wenn du mich sozusagen in flagranti erwischt hättest?“
Verlegen senkte sie den Kopf. „Ihr oder dir vielleicht die Augen auskratzen?“
„Nun, wenn
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