Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
gehen. „Danke.“
„Für die Erinnerungen?“, fragte er mit spöttisch hochgezogenen Augenbrauen.
Sie nickte, und für einen Moment verschmolzen ihre Blicke.
„Adriana!“ Gerards Stimme ertönte diesmal deutlich hartnäckiger.
Als Anny sich zum Gehen wandte, ergriff Demetrios ihre Hand. „Lebe dein Leben, Prinzessin.“
Den Rest des Abends hielt Demetrios sich von ihr fern.
Wie sollte es auch anders sein? Sicherlich dachte er, sie hätte ihn ausgenutzt und absichtlich belogen.
Und während er sie mied, versuchte Anny ihrer Rolle als inoffizielle Gastgeberin gerecht zu werden und nicht an ihn zu denken. Wie es von ihr erwartet wurde, schüttelte sie Hände, lächelte, plauderte mit Gästen – und beobachtete Demetrios aus dem Augenwinkel.
Gerard wich den ganzen Abend nicht von ihrer Seite und war offenbar höchst zufrieden mit ihrem Auftreten. „Dein Vater hat recht, du bist einfach großartig“, sagte er anerkennend.
Ja, ihr Vater würde stolz sein. Aber sie war nicht mit Herz und Seele dabei. Erst als sie kurz vor Mitternacht Demetrios in das Boot steigen sah, das ihn zum Hafen bringen sollte, ließ ihr Herz sie deutlich spüren, wonach es sich sehnte.
Ich darf mir keine Hoffnungen machen, sagte sie sich.
Und dennoch entfloh sie unter einem Vorwand dem Party-Geschehen und begab sich auf den Bug der Jacht. Langsam entfernte sich das kleine Boot, bis es schließlich vollends von der Dunkelheit aufgesogen wurde.
Wir sind zwei Schiffe, die in entgegengesetzte Richtung fahren, dachte Anny melancholisch.
„Adriana!“ Gerards Stimme holte sie jäh zurück in die Realität.
„ Je viens . Ich komme.“
Aber in ihrem Hinterkopf hallte noch immer das Echo von Demetrios Worten wider. Lebe dein Leben, Prinzessin.
Sie hoffte inständig, dass dem so sein würde.
5. KAPITEL
Bereits vor Tagesanbruch war Demetrios auf den Beinen.
Er hatte nicht gut geschlafen. Genaugenommen hatte er fast gar nicht geschlafen.
Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, nicht einen einzigen Gedanken an Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Adriana zu verschwenden, war sie ihm nicht aus dem Kopf gegangen.
Dass die zwei Wochen in Cannes eine große Herausforderung für ihn sein würden, hatte er vorausgesehen. Aber dass er sich mit einer Prinzessin – oder mit einer Frau im Allgemeinen – herumärgern würde, damit hatte er nicht gerechnet.
Seit seiner Beziehung mit Lissa war es niemandem gelungen, seinen Schutzwall zu durchbrechen. Und das Abenteuer mit Anny hatte er sich nur zugestanden, weil von Anfang an klar war, dass es sich um eine Nacht handelte. Wieso konnte er jetzt also nicht aufhören, an sie zu denken?
Je schneller ich die Segel hisse, desto schneller werde ich Cannes – und die Prinzessin – hinter mir lassen, dachte Demetrios, während er seine letzten Kleider in den Seesack warf.
Er verließ das Hotel, das für die letzten Wochen sein zuhause gewesen war, und machte sich auf den Weg zum Hafen. Cannes war offensichtlich zum Alltag zurückgekehrt. Ein paar Jogger, ein Mann mit seinem Hund, die üblichen Frühaufsteher – der Trubel des Festivals war vorüber.
Auch Demetrios sehnte sich nach einer Rückkehr zur Normalität. Eiligen Schrittes durchquerte er die Stadt.
Das Schiff seines Bruders Theo war fantastisch – eine stattliche zwölf Meter lange Jacht mit zwei kleinen Schlafkabinen und einer Kajüte. Schnell und elegant. Aber gleichzeitig geräumig genug für Theo, seine Frau und ihre zwei Kinder.
Demetrios hatte sich seine Zukunft immer als Familienvater vorgestellt, während er Theo eher in der Rolle des segelnden Junggesellen gesehen hatte. Aber es war anders gekommen. Und obwohl er seinen Bruder über alles liebte, kam manchmal eine Spur von Neid auf.
Als Theo ihm angeboten hatte, die Jacht nach Santorin zu überführen, weil er selbst eine wichtige Familienangelegenheit wahrnehmen musste, hatte er ohne zu zögern zugesagt.
Das letzte Mal, dass Demetrios eine längere Segeltour unternommen hatte, war kurz nach seiner Hochzeit gewesen. Er hatte ein Boot gemietet, um mit Lissa von Los Angeles nach Cabo zu segeln. Was er als romantische Liebesreise geplant hatte, war in einem Desaster geendet. Eines der vielen in ihrer kurzen Ehe.
Diese Reise wird anders sein, dachte Demetrios hoffnungsfroh. Es war das sprichwörtliche Sahnehäubchen auf der Torte. Während der anstrengenden Tage des Festivals hatte ihn der Gedanke an seine Solotour nach Santorin immer wieder aufgerichtet.
Als er den Hafen
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