Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Glückwunsch.“
„Vielen Dank“, erwiderte Anny lächelnd.
„Und dein Vater?“, fragte Demetrios, der es plötzlich nicht mehr ganz so eilig zu haben schien. „Du hast es ihm doch hoffentlich gesagt?“
„Ich habe ihm eine E-Mail geschrieben.“
„Du hast deinem Vater – dem König – eine E-Mail geschrieben?“, wiederholte er ungläubig.
„Für alle anderen mag er ein König sein, aber für mich ist er mein Vater“, sagte sie mit trotziger Miene. „Und ich war noch nicht bereit, mit ihm persönlich zu sprechen. Er wird es verstehen. Schließlich liebt er mich.“ Demetrios kam es so vor, als müsse Anny sich noch selbst von ihren Worten überzeugen. „Er wird wahrscheinlich ein bisschen brauchen, um sich an den Gedanken zu gewöhnen … deswegen fahre ich auch erst mal weg.“
„Du fährst weg?“ Erst jetzt bemerkte er, dass neben Anny ein Rucksack und ein kleiner Koffer standen.
„Ja. Sobald mein Vater die E-Mail liest, wird er in sein Flugzeug steigen und vor meiner Haustür auftauchen. Und in dem Moment möchte ich lieber nicht in Cannes sein“, sagte sie verschmitzt. „Ich wollte nur nicht fahren, ohne mich bei dir zu bedanken.“
Sie trieb es eindeutig zu weit. Und er war wirklich der Letzte, der ungebetenen Rat geben wollte. Aber die Situation war eindeutig aus den Fugen geraten.
„Du solltest vielleicht nicht alles so überstürzen. Schlaf noch eine Nacht drüber und entscheide dann.“
„Ich habe schon lange genug darüber nachgedacht. Ganze drei Jahre war ich verlobt. Ich habe die Hochzeit immer wieder verschoben, wahrscheinlich weil ich unbewusst schon eine Entscheidung getroffen hatte. Du bist nur derjenige gewesen, der mir den Mut gegeben hat, es auszusprechen.“
Sie blickten sich eine Weile in die Augen, bis Anny schließlich das Schweigen brach. „Auf Wiedersehen, Demetrios. Danke für den Mut.“ Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. „Und für die schönen Erinnerungen.“
Mit einer entschlossenen Bewegung warf sie den Rucksack auf die Schulter, nahm den Koffer und ging davon.
Es gab bestimmt hundert gute Gründe, sich jetzt einfach umzudrehen und den Motor zu starten.
Aber keiner davon schien Demetrios zu überzeugen.
„Anny!“ Mit einem Satz sprang er vom Boot und rannte ihr hinterher. „Wohin gehst du?“, fragte er.
„Ich weiß es noch nicht.“
„Was soll das heißen?“ Der Ton seiner Stimmer verriet, dass er nicht zum Scherzen aufgelegt war.
Sie stellte den Koffer ab und schaute ihn unverblümt an. „Genau wie ich gesagt habe. Ich habe noch keinen Plan. Irgendwohin, wo mein Vater mich nicht findet.“
Die Vorstellung, dass Anny allein durch die Weltgeschichte reiste, war ihm ganz und gar nicht geheuer. Noch dazu war sie eine – reiche – Prinzessin.
„Vielleicht fahre ich einfach per Anhalter“, sagte sie unbekümmert.
„Du willst durch die Gegend trampen?“, fragte er zusehends aufgebracht.
Anny brach in ein helles Lachen aus. „Das war ein Scherz. Du kamst mir nur so überbesorgt vor. Ich komme schon klar, reg dich nicht auf.“
„Ich rege mich nicht auf!“ Er war nahe daran, sie zu schütteln.
„Dann sage ich es mal anders – du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Denn die machst du dir offenbar.“
„Weil du dich wie eine unreife Göre benimmst! Du kannst nicht einfach deine Tasche packen und ziellos herumreisen. Und das Ganze auch noch ohne Leibwächter.“
„Ich habe keine Leibwächter mehr, seitdem ich aus der Schule bin“, erwiderte sie amüsiert. „Ich bin perfekt dazu in der Lage, auf mich selber aufzupassen. Aber vielen Dank für deine Sorge.“ Der aristokratische wohlerzogene Ton in ihrer Stimme brachte ihn zur Weißglut. Und als sei nichts passiert nahm sie ihren Koffer und ging los.
Demetrios murmelte einige unverständliche Flüche und packte sie am Arm. „Dann kommst du eben mit mir mit.“
Wie vom Donner gerührt sah Anny ihn an. „Mit dir? Nach Griechenland?“
„Wieso nicht? Du hast nichts Besseres vor. Außerdem ist es sicherer für dich.“
„Du brauchst mich wirklich nicht wie ein kleines Kind zu behandeln. Ich war schon oft genug im Ausland.“
„Mit Leibwächtern“, unterstrich er.
„Mag sein, aber jetzt bin ich erwachsen, und ich habe bestimmt nicht vor, die leichte Beute zu spielen.“
„Ja, du bist groß und stark“, erwiderte er höhnisch. „Deswegen hast du dich in der Hotellobby auch von mir entführen lassen!“
„Falls du es nicht bemerkt haben solltest –
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