Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
dachte Demetrios grimmig. Alle Gäste drängelten sich um die Jazzcombo, die gerade begonnen hatte zu spielen.
„Du dachtest wohl, du könntest einige kleine Details über deine Vergangenheit einfach weglassen“, sagte er sarkastisch.
„Was hätte es geändert?“
„Mir gefällt es zu wissen, wer mich in sein Bett einlädt.“
Das saß. Anny lief rot an vor Scham und blickte sich ängstlich um. Doch niemand schenkte ihnen Beachtung.
„Hast du noch andere gut behütete Geheimnisse? Vielleicht würde es auch deinen alten Witwer interessieren, was du so im Schilde führst.“
„Wer?“, fragte Anny verwirrt.
„Dein Verlobter. Der ach so alte und klapprige Mann, der dich nicht liebt.“
„Ich habe nie behauptet, dass er alt und klapprig sei. Gerard ist einundzwanzig Jahre älter als ich. Das mag dir nicht viel erscheinen, für mich ist es eine andere Generation“, stellte sie leicht pikiert fest.
„Mag gut sein“, räumte er widerwillig ein. „Aber wieso heiratest du ihn dann? Daddy zuliebe? Oder ist es eine Art diplomatisches Bündnis?“ Er schleuderte ihr die Fragen regelrecht an den Kopf.
„Ja, so etwas in der Art.“
„Wer es glaubt“, schnaubte er verächtlich. „Ich dachte, wir wären im 21. Jahrhundert.“
„Das passiert auch im 21. Jahrhundert“, erwiderte sie kurz angebunden.
„Du willst mir also weismachen, dein Vater habe dich an den höchst Bietenden verkauft?“
„Nein, natürlich nicht. Die Hochzeit wurde arrangiert … weil es gut für beide Länder ist.“
„Und auf die Menschen kann man da natürlich keine Rücksicht nehmen.“
„Gerard ist ein guter Mann“, sagte sie bockig.
„Den du mit mir betrogen hast“, stellte Demetrios höhnisch fest.
Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als wolle sie ihm widersprechen, doch dann presste sie nur die Lippen zusammen. In ihren Augen konnte er deutlich eine Mischung aus Empörung und Wut lesen. Anny war hochrot. Und unglaublich schön.
„Offensichtlich habe ich einen Fehler gemacht“, sagte sie stolz und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. „Es ist nicht zu leugnen, dass ich mich unangebracht verhalten habe. Es war …“ Sie stockte mitten im Satz.
„Was war es?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nichts. Vergiss es.“
„Wirst du es vergessen?“
„Ja.“ Annys Blick schweifte in die Ferne über das Meer. „Oder vielleicht auch nicht.“
Demetrios hatte keine Ahnung, wie er ihr überraschendes Eingeständnis deuten sollte. Er wollte sich nicht an der Nase herumführen lassen, aber es klang nicht so, als würde sie lügen.
„Und hat es dir etwas gebracht?“, hakte er nach.
Anny antwortete nicht sofort, sondern stellte sich neben ihn an die Reling und betrachtete abwesend die nächtlichen Lichter von Cannes. „Ich weiß es nicht.“ Sie wirkte plötzlich sehr zerbrechlich.
Es war Demetrios unklar, ob er sich über sie oder über sich selbst ärgerte. Er hatte nicht die geringste Lust, der Spielball einer Frau zu sein. Aber er konnte auch nicht verstehen, warum Anny sich von ihrer Familie so bevormunden ließ.
Es ist nicht meine Sache, dachte Demetrios. Doch anstatt sich einfach umzudrehen und zu gehen – wie sein Verstand es ihm befahl –, blieb er wie angewurzelt stehen.
Und auch Anny rührte sich nicht, ihr Blick haftete noch immer an der Küste.
„Ich wollte dir noch dafür danken, dass du Franck besucht hast“, unterbrach sie endlich das Schweigen.
„Nichts zu danken. Ich habe es nicht deinetwegen gemacht.“
„Das weiß ich“, sagte Anny lächelnd. „Du hast ihm ein riesiges Geschenk gemacht. Und dass du ihn dazu bewegen konntest zu segeln … unglaublich.“
Demetrios wollte weder ihre Dankbarkeit noch ihr Lächeln. „Kein Problem. Er ist ein guter Junge und hat ein großes Potenzial. Ich bin sicher, dass er seinen Weg finden wird. Vor allem, wenn er Freunde wie dich hat.“
„Und dich“, fügte Anny hinzu.
Er schüttelte den Kopf. „Ich bin auf dem Sprung. Morgen früh werde ich mit dem Segelboot meines Bruders nach Santorin aufbrechen.“
„Aber du wirst mit ihm in Kontakt bleiben“, sagte sie wie selbstverständlich.
Wieso kann sie mich so gut einschätzen? dachte Demetrios überrascht. „Ja, das werde ich.“
„Das ist schön“, sagte sie und schwieg.
„Adriana!“ Gerards Stimme hinter ihnen ließ sie beide zusammenschrecken.
„Ich muss gehen“, sagte Anny hastig.
„Natürlich“, erwiderte er distanziert.
Noch immer machte sie keine Anstalten zu
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