Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
müssen, hatte sie in den letzten drei Stunden ziemlich nervös gemacht.
Sie hätten ein wenig Small Talk gehalten. Über das Wetter geredet. Über seine Reise nach Toronto.
Und über die bevorstehende Hochzeit.
Sie bedachte den Fahrer mit einem kurzen Lächeln. „ C’est bien. Merci .“
Er schloss sanft die Tür der Limousine hinter ihr und setzte sich ans Lenkrad.
Anny genoss die kurze Fahrt zum Hafen. Absolute Stille hüllte sie ein. Die abgeschirmte Atmosphäre gab ihr die Möglichkeit, ihre Gedanken zu ordnen und sich auf den heutigen Abend vorzubereiten. Und erneut in die Rolle der Prinzessin aus dem Hause Mont Chamion zu schlüpfen.
Doch als die ersten Segelboote und Jachten in ihr Blickfeld gelangten, musste sie unweigerlich an Demetrios und seinen Bruder Theo denken und daran, wie sie Franck den Segeltörn ermöglicht hatten. Anny atmete tief ein und zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Eine kleine Barkasse brachte sie zu der königlichen Jacht, die nicht weit vom Hafen Anker geworfen hatte. Schwungvolle Live-Musik schlug ihr entgegen.
Sie hätte sich während der Überfahrt am liebsten hingestellt, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, oder noch besser, die Leine geworfen, als sie vor der Jacht zum Stehen kamen. So wie sie es damals als Kind auf dem Boot ihres Vaters machen durfte. Aber in dieser Situation widersprach das natürlich dem königlichen Verhaltenskodex. Und so saß sie untadelig auf der Bank, als sie Gerards Stimme hörte.
„Ah, wunderbar. Da bist du ja endlich.“
Mit einer galanten Handbewegung half er ihr an Deck und betrachtete bewundernd ihr nachtblaues, paillettenbesetzes Abendkleid, bevor er sie mit zwei Küssen auf die Wange begrüßte.
Und dann zog er sie, zu ihrer Überraschung, in eine sanfte Umarmung.
„Es ist so schön, dich wiederzusehen.“
Er schien ehrlich erfreut.
Gerard ist wirklich liebenswürdig, dachte Anny schuldbewusst. Ein wahrer Gentleman.
Er bot ihr den Arm an, und sie hakte sich bei ihm ein. „Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich nicht persönlich abholen konnte. Aber ich hatte ein wichtiges Geschäftsessen mit Rollo Mikkelsen. Komm, ich will ihn dir vorstellen. Rollo ist der Chef von Starlight Studios. Er ist an der Möglichkeit interessiert, Val de Comesque als Standort für seine zukünftigen Projekte zu nutzen.“
Anny lächelte. „Das ist eine wundervolle Nachricht.“
„Ja, das ist es.“ Gerard öffnete die Tür zum Hauptsalon. Das offizielle Diner war bereits zu Ende, und die Gäste unterhielten sich in kleinen Gruppen. Gerard führte sie zu drei Männern, die angeregt in einer Ecke diskutierten.
„Rollo. Ich möchte dir meine Verlobte vorstellen.“ Gerard legte seinen Arm um ihre Taille und sagte stolz: „Ihre Hoheit Prinzessin Adriana aus dem Hause Mont Chamion, darf ich Ihnen Rollo Mikkelsen von den Starlight Studios vorstellen?“
Ein Mann schüttelte ihr die Hand.
Aber Anny nahm es nur verschwommen wahr. Ihr Herz klopfte wie wild. Sie rang sich ein Lächeln ab und hauchte freundlich: „Es ist mir eine Freude, Mr. Mikkelsen.“
„Und das ist Daniel Alonso, der Filmproduzent“, sagte Gerard.
Wie hinter einem Schleier spielte sich die ganze Szene ab. Das Händeschütteln. Die Begrüßungsfloskeln. Glücklicherweise hatte sie darin Übung.
„Und wer Demetrios Savas ist, wissen Sie sicherlich“, fuhr Gerard derweil freundlich plaudernd fort. „Starlight Studios wird sich um den Vertrieb seines jüngsten Films kümmern.“
Es war keine Sinnestäuschung. Er stand in seiner ganzen Größe vor ihr und schwankte, seinem Blick nach zu urteilen, zwischen Erstaunen und Zorn.
Anny war äußerlich wie versteinert, doch in ihr tobte ein Wirbelsturm der Gefühle.
„Mr. Savas.“ Sie hielt ihm die Hand zum Gruß entgegen und hoffte, dass niemand ihre innere Aufgewühltheit bemerkte.
„Eure Hoheit, was für eine Überraschung, Sie hier zu treffen“, presste Demetrios trocken hervor und schüttelte ihre Hand.
Anny Chamion war eine Prinzessin?
Sie war die ‚reizende Prinzessin Adriana‘, die Gerard während des Essens erwähnt hatte?
Seine Verlobte wäre aufgrund ihrer Arbeit verhindert, hatte der Kronprinz von Val de Comesque erklärt, und würde deshalb erst zu der Party nach dem Essen erscheinen.
Selbst die Angehörigen der königlichen Familie müssten heutzutage arbeiten, hatte er gescherzt.
Und da stand sie nun, mit Gerard am Arm. Elegant und aristokratisch bis in die Haarspitzen.
Erst jetzt
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