Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
bemerkte Demetrios, dass er noch immer Annys Hand umschlossen hielt. Er machte schnell einen Schritt zurück und vergrub seine Hände in den Hosentaschen.
Es war sicherlich ein Verstoß gegen die Etikette, mit den Händen in den Hosentaschen vor einer Prinzessin zu stehen, aber wenigstens hinderte es ihn daran, ihr an die Gurgel zu gehen.
Darüber hinaus hatte er bereits einen viel gravierenderen Fauxpas begangen – er hatte mit ihr geschlafen!
Anny unterhielt sich derweil mit Rollo Mikkelsen und ließ sich nichts anmerken. Als sei es ganz normal, zwischen ihrem zukünftigen Ehemann und ihrem One-Night-Stand zu stehen.
Und er hatte Lissa für die größte Lügnerin auf Erden gehalten!
Demetrios musste dringend an die frische Luft. „Entschuldigt mich, aber ich habe gerade jemanden gesehen, mit dem ich dringend sprechen muss“, unterbrach er abrupt den Small Talk.
Meine fadenscheinige Ausrede ist auf jeden Fall weniger schlimm als ihre unglaubliche Lüge, dachte Demetrios, als er das Deck betrat. Und tatsächlich erkannte er im Party-Getümmel ein bekanntes Gesicht: Mona Tremayne.
Lieber ertrug er die Lobreden auf ihre Tochter Rhiannon, als neben Prinzessin-So-Wie-So und ihrem Verlobten zu stehen!
Mona war hocherfreut, ihn zu sehen. Sie küsste ihn auf beide Wangen und tätschelte freundlich seinen Arm. „Es ist schön, dich wieder unter uns zu haben, mein Junge.“
„So lange war ich doch gar nicht weg“, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. Er mochte Mona. Sie nannte die Dinge beim Namen, und sie konnte schließlich nichts dafür, dass ihre Tochter nicht gerade die Hellste war.
„Das denkst du, aber für uns war es eine Ewigkeit“, antwortete sie und ließ ihr kehliges Lachen hören. „Wir haben dich alle vermisst.“
„Danke.“ Demetrios nickte, doch mit seinen Gedanken war er nicht ganz bei der Sache. „Kann ich dich etwas fragen?“
„Du willst meine Tochter heiraten?“ Mona gab wieder ihr typisches Lachen zum Besten.
„Mit dem Thema Heirat bin ich durch“, sagte er und musste selbst ein wenig grinsen.
„Falls du es dir vielleicht noch mal anders überlegen solltest … du weißt, dass du in meiner Familie eine große Verehrerin hast. Sogar mehr als eine.“ Mona sah ihn wohlwollend an.
„Vielen Dank“, erwiderte Demetrios mit ehrlicher Zuneigung.
„Also gut, schieß los. Was wolltest du mich fragen? Ich bin ganz Ohr.“
Auf diese Gelegenheit hatte er die ganze Woche gewartet. Er musste sie beim Schopf packen.
Und das hätte er auch getan, wenn er nicht genau in diesem Moment von Annys Stimme abgelenkt worden wäre. Offensichtlich waren auch sie und Gerard an Deck gekommen.
Er warf einen schnellen Blick über die Schulter, um zu sehen, wo sie war. Wütend hielt er sich an der Reling fest. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihm ihre wahre Identität zu verschweigen?
Demetrios kochte innerlich vor Wut.
Und schenkte Mona nicht die geringste Aufmerksamkeit.
„… glaube, ich springe über Bord“, sagte Mona im Plauderton und strahlte ihn an.
Demetrios brauchte einige Sekunden, um sich zu fassen. „Wie bitte?“
„Ach, Darling.“ Mona gab ihm einen sanften Klaps auf die Wange. „Wir sollten lieber ein anderes mal reden – wenn du wieder bei dir bist.“
„Ich bin bei mir“, widersprach er.
„Aber wenn ich über Bord gesprungen wäre, hätte ich nicht in deinem nächsten Film sein können.“
Demetrios schaute Mona verständnislos an.
Sie lachte nur. „Mach dir nichts draus, mein Lieber. Heute scheint nicht dein Tag zu sein. Ich glaube, ich hole mir noch einen Drink.“
„Ich hole ihn dir“, sagte er hastig.
„Nein. Ich mach’ das schon. Du bleibst schön hier und unterhältst den Ehrengast“, antwortete sie mit einem wissenden Lächeln und rauschte davon.
Demetrios drehte sich um – und stand vor Anny.
Ihre Augen wanderten unsicher über sein Gesicht, ihr Lächeln war warm, aber leicht angespannt. „Demetrios.“
„Eure Hoheit“, antwortete er förmlich.
„Anny“, korrigierte sie ihn sanft.
„Das sehe ich etwas anders.“ Er lehnte sich gegen die Reling und blickte die Prinzessin – so hoffte er – kühl an. „Du hättest mir sagen können, wer du bist.“
„Ja, das hätte ich. Aber es schien mir nicht wichtig.“ Anscheinend wollte sie ihm allen Ernstes glaubhaft machen, dass ihr Verhalten völlig normal war.
„Aber vielleicht hätte ich es wichtig gefunden“, schnappte er zurück.
Zum Glück ist niemand in Hörweite,
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