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Schenkel, Andrea M

Schenkel, Andrea M

Titel: Schenkel, Andrea M Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunker
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meinen Rucksack. In jeder Hand eine Tasche und den Rucksack auf dem Rücken, stapfe ich den fast zugewachsenen Waldweg entlang. Die Dornen der Brombeerbüsche haken sich an meinen Hosenbeinen fest. Ich achte nicht darauf, reiße mich im Weitergehen los, versuche ihnen auszuweichen. Ich gehe den leicht abschüssigen Weg hinunter zum Teich. Der Weg ist glitschig durch das Laub und die bemoosten Steine. Der Teich wurde vor langer Zeit künstlich angelegt, als Fischweiher, gespeist durch das umgeleitete und gestaute Wasser des kleinen Baches. Über die Jahre ist der Zufluss über einen hölzernen Überlauf verrottet, der Teich ist umgeschlagen in eine sumpfig brackige Masse. Er füllt sich nur manchmal nach langen und ausgiebigen Regenfällen. In ganz heißen Sommern stinkt er erbärmlich. Dann wird die Masse zuerst matt und ledern und bricht dann in breiten Rissen schuppig und stinkend auf.
    Ich folge dem Weg weiter am Ufer entlang hinüber zur alten Mühle. Das Mühlrad steckt im Schlamm des ehemaligen Zulaufs fest, umwachsen von Schilf. Von den hölzernen Spanten hängen nur noch wenige im Metallrahmen. Das Haus selbst ist noch gut in Schuss. Bis auf das Dach. Jedes Unwetter setzt ihm mehr zu, bald wird es ein Sturm abdecken. Ich müsste es reparieren.
    Irgendwann wurde die alte hölzerne Eingangstür durch eine aus Eisen ersetzt. Die alte Tür liegt vor dem Eingang im Schlamm, überbrückt ein morastiges Stück Boden. Ich hebe die eiserne Tür zum Öffnen etwas an, stemme mich mit meinem ganzen Gewicht dagegen. Die Scharniere sind verrostet, sie lässt sich nur schwer öffnen. Der Raum dahinter ist dunkel, die Luft modrig, schwer durch die Feuchtigkeit. Keine Elektrizität, im Haus nur Petroleumlampen. Ich stelle die Taschen auf den Boden und nehme den Rucksack ab. Mit meinem Feuerzeug zünde ich die Lampen an. Ich schließe die Tür.
    Er hat mir mit einem Tuch die Augen verbunden, ehe er mich ins Auto gestoßen hat. Ich liege da, mit auf dem Rücken gefesselten Händen. Die Spitzen meiner Schuhe berühren ganz leicht den Fahrzeugboden. Bei der Fahrt über die holprigen Wege ist die Augenbinde verrutscht. Ich kann durch den schmalen Schlitz die Rückenlehne eines Autositzes sehen. Die Fahrt kommt mir endlos lange vor. Doch dann hält der Wagen an, die Autotür wird aufgerissen.
    »Aufstehen, los!«
    Der Kerl packt mich an den Beinen, an den Armen. Versucht mich aus dem Auto zu ziehen. Ich habe Angst, was will er von mir? Ich kann nicht schnell genug aus dem Auto aussteigen. Er zerrt mich an den Haaren. Die Hände auf dem Rücken, meine Beine eingeschlafen. Das ist dem Scheißkerl völlig egal. Er zerrt weiter an mir. Ich stolpere beim Aussteigen, finde keinen Halt, versuche die Hände nach vorne zu ziehen, ich kann nicht. Ich schreie laut auf. Falle nach vorne über, ohne mich abstützen zu können, direkt auf mein Gesicht. Im Fallen drehe ich mich zur Seite. Laub, Tannennadeln, Erde in meinem Mund, in meiner Nase. Ich huste, spucke aus, bleibe einfach liegen. Alles tut mir weh, die Fessel um meine Hände hat sich noch stärker ins Fleisch geschnitten, mein Kopf tut so weh.
    »Steh auf!«
    Der Kerl brüllt mich an. Warum kapiert der nicht, dass ich mit gefesselten Händen nicht hochkomme? Ich will nicht mehr, will nicht aufstehen. Möchte einfach hier auf dem Waldboden liegen bleiben. Der Boden riecht angenehm, nach Pilzen, nach Erde, nach Moos. Mit einem Mal bin ich ruhig. Ich habe keine Angst mehr. Soll er doch machen, was er will! Ich bleibe hier auf dem Boden liegen. Wenn er mich umbringen will, soll er es doch gleich hier machen. Ich werde liegen bleiben, mich nicht mehr bewegen. Der Gedanke, mein Leben könnte hier und jetzt ein Ende haben, hat etwas Friedvolles. Ich spüre ein merkwürdiges Verlangen danach: hierbleiben bis in alle Ewigkeit.
    Seine Hand zerrt an meiner Schulter. Er packt mich, zieht mich hoch. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich finde kniend Halt, er stößt mich in die Seite, bis ich stehe, schubst mich nach hinten zum Wagen.
    »Oder nein, setz dich hin! Warte!«
    Ich versuche mich hinzusetzen, rutsche mit dem Rücken langsam an der Autotür zu Boden. Bleibe auf dem Waldboden hocken. Ich höre gedämpfte Schritte. Die Autotüren werden geöffnet, geschlossen. Wieder dumpfe Schritte, leises Knacken dürrer Zweige. Dann Stille. Es geschieht nichts. Ich warte. Warum soll ich hier warten? Warum geschieht nichts? Um mich herum nur leises Summen von Insekten, vielstimmiges

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