Scherben der Ehre
Gestalt, deren Hände hinter dem Rücken gefesselt waren, aus der Bauchlage auf die Füße. Der Mann hustete und rang keuchend nach Atem.
»Das ist Dubauer!«, rief Cordelia. »Was machen die mit ihm?«
Vorkosigan, der sofort genau zu wissen schien, was sie mit ihm anstellten, murmelte »Oh, verdammt!« und rannte los. »Das ist mein Gefangener!«, brüllte er, als sie sich der Gruppe näherten, »Hände weg von dem Mann!«
Die Barrayaraner nahmen so schnell Haltung an, dass es wie ein spinaler Reflex aussah. Dubauer wurde losgelassen und fiel auf seine Knie; er rang immer noch in langen Schluchzern nach Atem. Cordelia rannte an ihnen vorbei zu Dubauer. Ihr kam es vor, als hätte sie noch nie eine Ansammlung von Männern gesehen, die überraschter dreinschauten als diese hier.
Dubauers Haare, sein geschwollenes Gesicht, sein spärlicher neuer Bart und sein Kragen waren völlig nass, seine Augen waren rot, und er hustete und nieste weiterhin. Entsetzt erkannte sie schließlich, dass die Barrayaraner ihn durch Untertauchen des Kopfes gefoltert hatten.
»Was hat das zu bedeuten, Leutnant Buffa?« Vorkosigan blickte den ältesten der Gruppe zornig an.
»Ich dachte, die Betaner hätten Sie umgebracht, Sir!«, sagte Buffa.
»Haben sie nicht«, sagte Vorkosigan kurz angebunden. »Was macht ihr mit diesem Betaner?«
»Tafas hat ihn im Wald gefangengenommen, Sir. Wir haben versucht, ihn zu verhören – herauszufinden, ob noch mehr in der Gegend sind …«, er warf einen Blick auf Cordelia, »aber er weigert sich zu sprechen. Hat kein einziges Wort gesagt. Und ich dachte immer, Betaner wären so weich.«
Vorkosigan rieb sich einen Moment lang mit der Hand über das Gesicht, als ob er um Stärke betete. »Buffa«, sagte er geduldig, »dieser Mann ist vor fünf Tagen von Disruptorfeuer getroffen worden. Er kann nicht sprechen, und wenn er könnte, dann würde er sowieso nichts wissen.«
»Barbaren!«, schrie Cordelia, die auf dem Boden kniete. Dubauer hatte sie erkannt und klammerte sich an sie. »Ihr Barrayaraner seid nichts als Barbaren, Schurken und Mörder!«
»Und Narren. Lassen Sie nicht die Narren aus.« Vorkosigan warf Buffa einen vernichtenden Blick zu. Einige der Männer waren so anständig, ziemlich betreten und auch beunruhigt dreinzuschauen. Vorkosigan seufzte vernehmlich. »Ist er in Ordnung?«
»Es scheint so«, gab sie widerstrebend zu. »Aber er ist ziemlich durcheinander.« Sie zitterte selber in ihrer Empörung.
»Kommandantin Naismith, ich entschuldige mich für meine Männer«, sagte Vorkosigan formell und laut, so dass es keinem von ihnen entgehen konnte, dass sich ihr Kapitän vor seiner Gefangenen um ihretwillen demütigte.
»Schlagen Sie nicht Ihre Hacken vor mir zusammen«, murmelte Cordelia wütend, nur für sein Ohr bestimmt. Auf seinen düsteren Blick hin wurde sie etwas nachgiebiger und sagte etwas lauter: »Es war ein Missverständnis.« Ihr Blick fiel auf Leutnant Buffa, der versuchte, mit seiner beträchtlichen Größe im Boden zu versinken. »Jedem blinden Mann hätte es unterlaufen können. Oh, verdammt«, fügte sie an, denn Dubauers Schreck und Qual lösten einen neuen Krampf aus. Die meisten der Barrayaraner blickten weg, auf unterschiedliche Weise verlegen.
Vorkosigan, der allmählich Übung hatte, kniete nieder, um ihr die Hilfe zu geben, die sie brauchte. Als der Anfall nachließ, stand er auf.
»Tafas, übergeben Sie Ihre Waffen an Koudelka«, befahl er. Tafas zögerte, blickte um sich, dann leistete er langsam dem Befehl Folge.
»Ich wollte nicht mitmachen, Sir«, sagte er verzweifelt, »aber Leutnant Radnov sagte, es sei schon zu spät.«
»Sie werden später eine Chance bekommen, für sich zu sprechen«, sagte Vorkosigan müde.
»Was ist los?«, fragte der verwirrte Buffa. »Haben Sie Oberstleutnant Gottyan gesehen, Sir?«
»Ich habe Oberstleutnant Gottyan – separate Befehle gegeben. Buffa, Sie haben jetzt den Befehl über die Landungsgruppe.« Vorkosigan wiederholte seine Befehle für die Festnahme der Leute auf seiner kurzen Liste und kommandierte eine Gruppe ab, die diese Aufgabe ausführen sollte.
»Fähnrich Koudelka, bringen Sie meine Gefangenen zu der Höhle und sorgen Sie dafür, dass sie etwas Anständiges zu essen bekommen und was sonst Kommandantin Naismith braucht. Dann sorgen Sie dafür, dass das Shuttle startbereit ist. Wir werden zum Schiff starten, sobald die – anderen Gefangenen sichergestellt sind.« Er vermied das Wort ›Meuterer‹, als
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