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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Pfad her Stiefelschritte zu hören, die durch das herumliegende Laub schlurften. Cordelia hielt sich starr und still und versuchte dabei durch die Gräser zu lugen, ohne ihren Kopf zu heben. Eine große Gestalt in der wunderbar wirkungsvollen barrayaranischen Tarnuniform, ein grauhaariger Offizier. Als er vorbeiging, erhob sich Vorkosigan aus seinem Versteck, als wäre er plötzlich von den Toten auferstanden.
    »Korabik«, sagte er sanft, aber mit echter Wärme in der Stimme. Er stand grinsend da, mit verschränkten Armen, und wartete.
    Gottyan wirbelte herum und zog mit einer Hand den Nervendisruptor von seiner Hüfte. Nach einem Herzschlag erschien Überraschung auf seinem Gesicht. »Aral! Die Landungsgruppe hat berichtet, die Betaner hätten dich getötet«, sagte er und trat nicht vorwärts, wie es Cordelia nach dem Klang von Vorkosigans Stimme erwartet hatte, sondern zurück. Der Disruptor war immer noch in seinen Händen, als hätte er vergessen, ihn beiseite zu tun, aber er ließ ihn nicht herunterbaumeln, sondern hielt ihn fest im Griff.
    Cordelia wurde flau im Magen.
    Vorkosigan blickte etwas verwirrt drein, als wäre er enttäuscht von dem kühlen, zurückhaltenden Empfang. »Ich bin froh zu wissen, dass du nicht abergläubisch bist«, scherzte er.
    »Ich hätte es besser wissen sollen, statt zu denken, du wärest tot, solange ich dich nicht mit einem Pfahl im Herzen begraben gesehen habe«, sagte Gottyan mit düsterer Ironie.
    »Was ist los mit dir, Korabik?«, fragte Vorkosigan ruhig. »Du bist doch nicht der Speichellecker eines Ministers.«
    Auf diese Worte hin hob Gottyan den Disruptor hoch und zielte unverhohlen. Vorkosigan stand ganz still. »Nein«, antwortete er offen.
    »Ich dachte mir, an der Geschichte, die Radnov über dich und die Betaner erzählt hatte, war etwas faul. Und ich war verdammt entschlossen, das Ganze vor einen Untersuchungsausschuss zu bringen, sobald wir nach Hause kämen.« Er hielt inne. »Aber dann – hätte ich das Kommando gehabt. Nach sechs Monaten als amtierender Kapitän wäre ich sicher in der Stellung bestätigt worden. Wie, meinst du, sind die Chancen für ein Kommando in meinem Alter? Fünf Prozent? Zwei? Null?«
    »Sie sind nicht so schlecht, wie du denkst«, sagte Vorkosigan, immer noch ruhig. »Es werden einige Dinge geschehen, von denen noch sehr wenige Leute gehört haben. Mehr Schiffe, mehr freie Posten.«
    »Die üblichen Gerüchte«, tat Gottyan ab.
    »Also glaubtest du nicht, ich sei tot?«, forschte Vorkosigan.
    »Ich war sicher, dass du es warst. Ich übernahm … – wohin hast du übrigens die versiegelten Befehle getan? Wir haben deine Kabine danach durchsucht und auf den Kopf gestellt.«
    Vorkosigan lächelte trocken und schüttelte den Kopf. »Ich werde deine Versuchung nicht vergrößern.«
    »Das macht nichts.« Gottyan zielte weiter ohne zu schwanken. »Dann kam vorgestern dieser psychopathische Idiot Bothari zu mir in meine Kabine. Er berichtete mir die wahre Geschichte über das, was im Lager der Betaner geschehen war. Eine Mordsüberraschung, ich hätte ja gedacht, er hätte sich gefreut über seine Chance, dir den Hals durchzuschneiden. Also kamen wir hierher zurück, um Bodentraining zu absolvieren. Ich war sicher, du würdest früher oder später auftauchen – ich hatte dich eigentlich schon eher erwartet.«
    »Ich wurde aufgehalten.« Vorkosigan veränderte seine Position leicht und trat aus Cordelias Schusslinie auf Gottyan heraus. »Wo ist Bothari jetzt?«
    »In Einzelhaft.«
    Vorkosigan zuckte zusammen. »Das ist sehr schlecht für ihn. Ich nehme an, du hast die Nachricht von meinem knappen Entkommen noch nicht verbreitet?«
    »Nicht einmal Radnov weiß es. Er denkt immer noch, Bothari hätte dich aufgeschlitzt.«
    »Er ist sehr selbstgefällig, nicht wahr?«
    »Selbstgefällig wie eine Katze. Ich hätte großes Vergnügen daran gehabt, ihm vor dem Ausschuss die Maske vom Gesicht zu reißen, wenn du nur so nett gewesen wärest, auf deiner Wanderung einen Unfall zu haben.«
    Vorkosigan verzog bitter sein Gesicht. »Mir scheint, du hast dich noch nicht ganz entschlossen, was du tun willst. Darf ich darauf hinweisen, dass es noch nicht zu spät ist, selbst jetzt noch nicht, den Kurs zu ändern?«
    »Du könntest niemals über das hier hinwegsehen«, stellte Gottyan unsicher fest.
    »In meinen jüngeren und halsstarrigeren Jahren vielleicht nicht. Aber um dir die Wahrheit zu sagen, ich werde es ein bisschen müde, meine Feinde zu

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