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Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Vorbereitungen gediehen sind, desto schwerer werden sie aufzuhalten sein.« Er seufzte.
    »Krieg«, überlegte Cordelia, außerordentlich beunruhigt. »Ihnen ist klar, wenn Ihre Flotte startet – wenn Barrayar in den Krieg zieht gegen Escobar –, dann wird man bei uns zu Hause Navigatoren brauchen. Selbst wenn Kolonie Beta nicht direkt in den Kampf verwickelt wird, werden wir den Escobaranern sicher Waffen verkaufen, technische Unterstützung, Schiffsladungen mit Nachschub …«
    Vorkosigan wollte etwas erwidern, doch er sprach es nicht aus.
    »Vermutlich würdet ihr das tun«, sagte er dann düster. »Und wir würden versuchen, euch zu blockieren.«
    In dem Schweigen, das folgte, spürte sie, wie das Blut in ihren Ohren pochte. Die kleinen Geräusche und Vibrationen von Vorkosigans Schiff drangen noch durch die Wände, Bothari bewegte sich auf dem Korridor, und Schritte gingen vorbei.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss darüber nachdenken. Das ist nicht so einfach, wie es zuerst aussah.«
    »Nein, ist es nicht.« Er drehte seine Hand mit der Fläche nach außen, eine Geste, die das Ende des Gesprächs anzeigte, und erhob sich steif; sein Bein machte ihm noch Schwierigkeiten. »Das ist alles, was ich sagen wollte. Sie brauchen nichts zu sagen.«
    Sie nickte, dankbar dafür, dass er sie jetzt verließ. Er zog sich zurück, rief Bothari herbei und schloss die Tür fest hinter sich. Sie seufzte bedrückt und tief verunsichert, legte sich mit dem Rücken aufs Bett und starrte an die Decke, his Küchensoldat Nilesa das Abendessen brachte.

 
Kapitel 6
     
    Am nächsten Morgen, nach Schiffszeit, blieb Cordelia in ihrer Kabine und las. Sie wollte Zeit haben, um das Gespräch vom Vortag zu verdauen, bevor sie Vorkosigan wiedersah. Sie fühlte sich so verunsichert, als hätte jemand ihre Sternkarten durcheinandergebracht und sie damit in die Irre geschickt. Aber immerhin wusste sie, dass sie sich verirrt hatte. Das war vermutlich ein erster Schritt zurück zur Wahrheit, besser als falsche Gewissheiten. Sie hungerte verzweifelt nach Gewissheiten, gerade jetzt, wo sie unerreichbar wurden.
    Die Bibliothek des Schiffes bot eine reiche Auswahl an barrayaranischen Themen. Ein Mann namens Abell hatte eine schwülstige allgemeine Geschichte verfasst, voll mit Namen, Daten und detaillierten Beschreibungen längst verflossener Schlachten, deren Teilnehmer inzwischen alle unwiderruflich tot waren. Ein Gelehrter namens Aczith hatte Besseres geleistet mit einer lebensvollen Biographie von Kaiser Dorca Vorbarra dem Gerechten, der nach Cordelias Vermutungen Vorkosigans Urgroßvater gewesen war und dessen Regierung das Ende der Zeit der Isolation herbeigeführt hatte. Da ihre Aufmerksamkeit von der Vielzahl von Persönlichkeiten und der komplizierten Politik seiner Zeit ganz in Anspruch genommen war, blickte sie nicht einmal auf, als es an ihrer Tür klopfte, sondern rief nur: »Herein!«
    Zwei Soldaten in grün-grauen planetarischen Tarnanzügen stürzten zur Tür herein und schlossen sie schnell hinter sich. Was für ein verlottertes Paar, dachte sie zuerst; dann: endlich ein barrayaranischer Soldat, der kleiner war als Vorkosigan. Erst mit dem dritten Gedanken erkannte sie die Männer. Draußen auf dem Korridor begann eine Alarmsirene rhythmisch zu heulen. Es sieht so aus, als käme ich nicht mehr zu den Autoren mit B …
    »Captain!«, rief Leutnant Stuben. »Sind Sie in Ordnung?«
    Beim Anblick dieses Gesichtes spürte sie plötzlich wieder das ganze erdrückende Gewicht ihrer früheren Verantwortung. Er hatte sein schulterlanges braunes Haar einer Nachahmung des barrayaranischen Armeehaarschnitts geopfert und sah aus, als hätte ein Pflanzenfresser seinen Schädel abgeweidet; sein Gesicht wirkte ohne die langen Haare klein, nackt und seltsam. Leutnant Lai neben ihm, schmächtig und dünn, sah mit seinem gelehrtenhaft krummen Rücken noch weniger wie ein Krieger aus; die zu große Uniform, die er trug, war an den Handgelenken und Fußknöcheln hochgekrempelt, ein Hosenbein hatte sich wieder gelockert und geriet unter den Absatz seines Stiefels.
    Sie setzte zum Sprechen an, schloss den Mund wieder, und schließlich stieß sie hervor: »Warum sind Sie nicht auf Ihrem Weg nach Hause? Ich habe Ihnen einen Befehl gegeben, Leutnant!«
    Stuben, der einen wärmeren Empfang erwartet hatte, war einen Moment lang verdutzt. »Wir haben abgestimmt«, sagte er einfach, als ob dies alles erklärte.
    Cordelia schüttelte hilflos den Kopf. »Das

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