Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scherben der Ehre

Scherben der Ehre

Titel: Scherben der Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
Kapitalverbrechen auf Barrayar?«, fragte sie, auf morbide Weise neugierig.
    »O ja. Öffentliche Zurschaustellung und Tod durch Verhungern.« Auf ihren erschrockenen Blick hin hob er spöttisch die Augenbrauen. »Falls es Sie tröstet: hochgeborenen Verrätern scheint man immer irgendein nettes Mittel für einen privaten Selbstmord hineinzuschmuggeln, vor dem Ereignis. Das verhindert, dass unnötigerweise öffentliche Sympathie geweckt wird. Ich glaube, ich würde ihnen allerdings die Befriedigung nicht geben. Soll die Prozedur doch öffentlich sein und so unangenehm und öde und peinlich, wie’s nur irgendwie geht.« Er sah beängstigend übermütig aus.
    »Würden Sie die Invasion sabotieren, wenn Sie könnten?«
    Er schüttelte den Kopf, sein Blick ging in die Ferne. »Nein. Ich bin ein Mann, der einer Autorität untersteht. Das ist es, was die Silbe am Beginn meines Namens bedeutet. Solange die Frage noch debattiert wird, werde ich fortfahren, meinen Standpunkt zu vertreten. Aber wenn der Kaiser seinen Befehl gibt, dann werde ich gehen, ohne zu fragen. Die Alternative wäre ein Chaos im Staat, und davon haben wir schon genug gehabt.«
    »Was ist bei dieser Invasion anders? Mit Komarr müssen Sie doch einverstanden gewesen sein, sonst hätte man Sie nicht damit beauftragt.«
    »Komarr war eine einmalige Gelegenheit, fast ein Lehrbuchfall. Als ich die Strategie für seine Eroberung entwarf, machte ich von diesen Chancen maximalen Gebrauch.« Er zählte die Punkte an seinen kräftigen Fingern ab. »Eine geringe Bevölkerung, ganz in den klimakontrollierten Städten konzentriert. Kein Platz für Guerillakämpfer, wo sie sich zurückziehen und neu gruppieren könnten. Keine Verbündeten – wir waren nicht die einzigen, deren Handel durch die geldgierigen Zölle der Komarraner gedrosselt wurde. Alles, was ich tun musste, war nur, durchsickern zu lassen, dass wir den komarranischen Zoll von fünfundzwanzig Prozent auf alle Transporte durch ihre Verbindungspunkte im Raumgeflecht auf fünfzehn senken würden, und die Nachbarn, die den Komarranern hätten helfen sollen, waren auf unserer Seite. Keine Schwerindustrie. Fett und faul von einem Leben aus unverdientem Einkommen – sie wollten nicht einmal für sich selbst kämpfen, bis diese armseligen Söldner, die sie angeheuert hatten, herausfanden, mit wem sie es zu tun hatten, und sich aus dem Staub machten. Wenn ich freie Hand gehabt hätte und etwas mehr Zeit, dann hätte Komarr, denke ich, erobert werden können, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern. Ein perfekter Krieg wäre das geworden, aber der Ministerrat war zu ungeduldig.« Vor seinem inneren Auge erschienen bildhaft die Frustrationen aus seiner Erinnerung, und er blickte mit gerunzelter Stirn in die Vergangenheit. »Dieser andere Plan – nun ja, ich glaube, Sie werden es verstehen, wenn ich Ihnen sage, dass es um Escobar geht.«
    Das war ein Schock. Cordelia setzte sich auf. »Barrayar hat einen Sprung durch diesen Lokalraum nach Escobar gefunden?« Kein Wunder dann, dass die Barrayaraner ihre Entdeckung dieses Planeten nicht bekanntgegeben hatten. Von all den Möglichkeiten, die sie in ihren Gedanken erwogen hatte, war dies die allerletzte gewesen. Escobar war eine der bedeutenden Naben in dem Netzwerk von Wurmlochausgängen, das die verstreute Menschheit miteinander verknüpfte. Groß, alt, reich, gemäßigt, zählte es auch Kolonie Beta selbst zu seinen vielen Nachbarn. »Die sind ja verrückt!«
    »Wissen Sie, das ist fast genau, was ich sagte, bevor der Minister des Westens zu schreien anfing und Graf Vortala drohte – nun ja, ziemlich grob zu ihm wurde. Vortala kann, ohne wirklich zu fluchen, unangenehmer werden als jeder andere Mann, den ich kenne.«
    »Kolonie Beta würde auf jeden Fall hineingezogen werden. Natürlich, die Hälfte unseres interstellaren Handels geht über Escobar. Und Tau Ceti Fünf. Und Jackon’s Whole.«
    »Mindestens, denke ich«, Vorkosigan nickte zustimmend. »Die Idee war, eine schnelle Operation durchzuführen und Escobars mögliche Verbündete vor vollendete Tatsachen zu stellen. Da ich ja bestens mit allem vertraut bin, was mit meinem ›perfekten‹ Plan für Komarr falsch lief, sagte ich ihnen, dass sie träumten, oder so ähnlich.« Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte mir, ich hätte mich besser beherrscht. Ich könnte immer noch dort sein und dagegen argumentieren. Statt dessen wird jetzt gerade, soweit ich weiß, die Flotte bereitgemacht. Und je weiter die

Weitere Kostenlose Bücher