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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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fragte sich, ob er sich möglicherweise langweilte. Er wollte Conny anschreien, ihn treten und schlagen und ihn schließlich im See ertränken, doch dafür fehlte ihm die Kraft. Er fühlte sich unglaublich müde, und er befürchtete, wenn er sich erst einmal schlafen legte, würde er niemals wieder aufwachen.
    Da der See keinen Steg hatte, musste er Stine hineintr agen. Nicky hatte Mühe, ihr Gewicht und die Steine an ihrem Körper alleine zu halten, doch als er mit ihr auf dem Arm ins lauwarme Wasser watete, spürte er ihre Schwere schwinden. Wie von einer Wolke getragen, glitten sie dahin, und erst als das Wasser so tief war, dass Nicky kaum noch stehen konnte, sah er die Zeit gekommen, Stine gehen zu lassen.
    Obwohl er sich dagegen sträubte, sah er noch einmal auf das Mädchen hinab, wie sie unter Wasser in seinen Armen schwebte und ihn fragend ansah. Tatsächlich hatte Nicky den Eindruck, als hätte sich ihr toter Gesichtsausdruck verä ndert, und sie schien zu fragen, was mit ihr passierte. Nicky wusste keine Antwort darauf. Er verspürte den Impuls, in Tränen auszubrechen, doch er unterdrückte ihn. In Gedanken sprach er eine Entschuldigung aus, er bat Stine um Vergebung, obwohl sie ihn nicht hören konnte. Er schloss die Augen und verabschiedete sich von ihr. Dann zog er seine Arme weg und ließ sie los. Stine versank, und obwohl Nicky seine Augen verschlossen hielt, konnte er sie sehen, wie sie von dem Wasser verschlungen wurde. Nie wieder würde er die Chance haben, sie anzusehen. Niemals würde er erfahren, ob sie ihn wirklich gemocht hatte und was aus ihnen geworden wäre, hätte Conny sie nicht ihrer Zukunft beraubt. Stine war weg, einfach nicht mehr da.
    Als Nicky aus dem Wasser kam, wartete Conny bereits am Ufer auf ihn.
    »Und was jetzt?«, fragte er tonlos. Nicky sah ihn nicht an, ging an ihm vorbei und wünschte ihn in die Hölle. Er würde dort auf ihn warten.
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, sagte er kraftlos und wollte di ese Nacht einfach hinter sich lassen. Alles vergessen, was damit zu tun hatte.
    »Okay. Danke, Mann, dass …«, hörte er Conny hinter sich sagen, und jetzt blieb Nicky stehen. Ohne sich zu ihm umz udrehen, unterbrach er ihn wütend.
    »Sei still, Conny. Halt einfach dein Maul. Ich will von dir nichts mehr hören. Ich will dich nicht mehr kennen. Was du … ich will nichts mehr mit dir zu tun h aben.«
    Nicky hörte, wie Conny scharf einatmete und dann auf ihn zukam. Wenn er ihn jetzt anfasste, sei es nur seine Hand auf der Schulter, so schwor sich Nicky in di esem Moment, würde er Conny mit der Faust ins Gesicht schlagen.
    Doch er berührte ihn nicht. Stattdessen sagte er: »Es tut mir leid, wirklich. Ich werde … ich lass dich in Ruhe, solange es nötig ist. Bis wieder alles so sein kann, wie es war. Ich warte auf dich!«
    Nicky glaubte ihm nichts. Er glaubte ihm nicht seinen reumütigen Ton und auch nicht die geheuchelten Worte. Es tat ihm nicht leid. Zumindest nicht um Stine. Das Einzige, was er vielleicht bereute, war der Verlust seines besten Freundes. Er mochte vielleicht glauben, dass alles wieder werden konnte, wie es einmal gewesen war. Doch da irrte Conny sich.
    »Nichts wird mehr so sein wie vorher, Conny. Gar nichts! Nie wieder! Für mich ist heute Abend nicht nur Stine gesto rben, sondern auch du!«
     
     
    Heute
    Samstag, 02. August
     
    Jonas hatte eine beschissene Woche hinter sich. Diese Ungewissheit machte ihn krank! Diese ständigen Fragen in der Werbeagentur. Alle wollten wissen, wo Vanessa steckte, und das raubte ihm den letzten Nerv. Und so ließ er sich die Geschichte mit der kranken Mutter einfallen, die Vanessa dazu gezwungen hatte, die Stadt zu verlassen. Erst dann ließen ihn die Kollegen – insbesondere diese abscheuliche Nervensäge Friederike – in Ruhe. Er hoffte nur, dass seine Geschichte später nicht dem widersprach, was Thox sich für ihn ausgedacht hatte.
    Jonas wälzte sich schlaflos in seinem Bett herum, und sein Blick fiel auf den Digitalwecker auf dem kleinen Nachttisc hchen.
    0:31 Uhr.
    Wenn Thox ihm doch nur sagen würde, was er mit Vanessa geplant hatte! Doch anstatt ihn in seine Absichten einzuweihen, ließ er ihn vollkommen im Dunkeln über das, was ihn erwartete.
    Jonas erinnerte sich noch gut daran, welche Erleichterung er verspürt hatte, als er an dem Tag vor einer Woche zurück in seine Wohnung gekommen war und sie leer vorgefunden ha tte. Maria hatte mal wieder einen ihrer Eifersuchtsanfälle gehabt, als sie mitbekam,

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