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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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Dort, wo das Wasser sie noch mehr entstellen würde als der Tod es schon getan hatte. Doch was hatte er für eine andere Wahl? Die Polizei holen und alles gestehen? Sein Leben war dann vorbei, und im Gegensatz zu Stine war er noch lebendig. Also musste er es tun, er musste sie verschwinden lassen, ob er es nun wollte oder nicht. An diesem Gedanken hielt sich Nicky verzweifelt fest, um nicht den Verstand zu verlieren.
    Der Boden war von dem Regen glitschig und unsicher g eworden, und beide mussten aufpassen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Nicky konnte kaum fassen, wie schwer Stines Körper war, und sie schien von Sekunde zu Sekunde schwerer zu werden. Immer wieder rutschten ihm ihre Beine aus der Hand, während Conny unter ihren Armen einen wesentlich besseren Griff hatte. Dafür aber war ihr Kopf direkt unter ihm, und obwohl er schlaff in ihrem Nacken hing, hatte Nicky aus der Entfernung den Eindruck, sie würde Conny ununterbrochen anstarren; keiner von Beiden hatte es gewagt, ihre Augen zu schließen.
    Im Hintergrund zuckte wieder ein Blitz auf, und diesmal da uerte es einige Augenblicke, bevor der tosende Donner ertönte. Offenbar hatte das Gewitter nicht über ihren Köpfen verweilt, sondern war weiter gewandert, um irgendwo anders ein Unheil anzukündigen.
    Sie hatten es fast bis zum See geschafft, als Nicky plötzlich ausrutschte und für einen kurzen Moment den Halt verlor. Reflexartig ließ er eines von Stines Beinen los, um sich an einem Baum festzuhalten. Ihr Fuß platschte in eine kleine Pfütze am Boden. Als Nicky sich wieder gefangen hatte b emerkte er, dass ihr Rock ein wenig hoch gerutscht war, und es dauerte eine Sekunde, bis er registrierte und verstand, was er sah. Ein zarter rötlicher Busch aus gekräuseltem Haar über rosa Haut stach ihm entgegen. Er wollte das nicht sehen, wollte nicht glauben, was das bedeutete, legte eilig den Stoff ihres Rocks über ihre Beine und bedeckte ihre Scham. Conny hatte von all dem nichts mitbekommen, erst jetzt drehte er sich zu Nicky um und sah seltsam gleichgültig aus. Als würde er Müll beseitigen.
    »Alles klar, Kumpel?«
    Nicky wollte nicht, dass Conny ihn so nannte, er wollte nicht, dass er ihn auch nur ansah und glaubte, sie würden noch Freunde sein. Conny hatte es tatsächlich geschafft, die erste Ungeheuerlichkeit zu übertrumpfen.
    »Wo ist ihre Unterhose?« Nicky wusste nicht, warum er ihn das fragte. Schließlich konnte es darauf nur eine Antwort g eben, und es war eine Antwort, die er unter keinen Umständen hören wollte. Gleichzeitig jedoch wusste er auch, dass Conny nichts zugeben würde. Er würde sich rausreden, lügen, ahnungslos spielen, Nicky für blöd erklären, aber nicht die Wahrheit sagen. Offensichtlich hatte er das den ganzen Abend noch nicht getan. Die Wahrheit gesagt. Hätte nicht sein eigener Kopf mit in der Schlinge gehangen, Nicky wäre auf der Stelle losgelaufen um die Polizei zu holen, damit Conny nicht mit dieser Abscheulichkeit davonkam.
    »Was meinst du?«, fragte Conny wie erwartet.
    »Ihre Unterhose, Conny! Wo ist sie? Sie hatte eine Unterhose an, als ich weggelaufen bin!«
    Conny zuckte gelassen mit den Schultern. »Ich hab keine A hnung!« Er wollte so offensichtlich nicht darüber reden.
    »Was ist wirklich passiert, nachdem ich weggelaufen bin, Conny?« Es gab nur eine Erklärung, warum Stine keine U nterhose mehr trug: Conny musste sie ihr ausgezogen haben! Aber warum sollte er das tun? Was hatte er ihr bloß angetan?
    »Ich hab dir alles erzählt. Ich weiß nicht, worauf du anspi elen willst. Keine Ahnung, wo ihre beschissene Unterhose ist. Vielleicht ist sie ja zerrissen, als du stiften gegangen bist«, verteidigte sich Conny genervt. Erneut versuchte er, die Schuld auf Nicky abzuwälzen.
    »Ist sie nicht«, stellte dieser klar, doch er hatte sich b ereits damit abgefunden, von Conny keine erklärende Antwort zu erhalten.
    »Dann weiß ich es auch nicht«, sagte er schulterzuckend und erschreckend gleichgültig.
    Nicky überkam ein frostiger Schauer. Hatte er am Nachmittag nicht Conny noch für den Teufel gehalten? Wie es schien, sollte sich seine Vermutung auf grausamer Weise bestätigen.
    Als sie schließlich den See erreichten, hatte es aufgehört zu regnen. Wortlos b egann Nicky, die Reste des Klebebands, das noch um Stines Hals und um ihre Handgelenke gewickelt war, zu entfernen, nur um es dann mit Steinen an Handgelenken und Knöcheln zu befestigen. Conny beobachtete Nickys Tun unbeteiligt, und Nicky

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