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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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hatten sich in ihre Haare gekrallt und zerrten sie zurück. Vanessa verlor den Blick für alles Weitere um sich herum. Sie versuchte, sich auf die Beine zu kämpfen, taumelig suchte sie nach Halt. Wo war Thox? Hatte Jonas die Waffe zu greifen bekommen? Ihre verschleierte Wahrnehmung drang nicht mehr bis zu ihrem Verstand durch. Sie klammerte sich an etwas Hartem fest.
    Dann spürte sie einen dumpfen Druck in ihrem Rücken. Sie konnte sich nicht mehr halten. Sie wusste, sie fiel, doch als sie einen Aufprall erwartete, passierte nichts. Sie fiel noch immer, stieß irgendwo an, scharfe Kanten prallten gegen i hren Leib, doch sie fiel immer weiter. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, doch als es vorbei war, konnte sich Vanessa kaum noch daran erinnern. Ein heftiger Aufschlag presste ihr die Luft aus den Lungen. Im selben Moment hörte sie einen Schuss. Mit der Stille kam der Schmerz. Dann ein Aufschrei. Sie drehte den Kopf zur Seite, als sie die beißende Magensäure kommen spürte. Dann schloss sie ihre Augen.
     
     
    4 Jahre früher als heute
    Donnerstag, 09. August
    22:06 Uhr
     
    Jonas konnte sein Glück kaum fassen. Er hatte geglaubt, er müsse ein langweiliges Wochenende mit Thox und Anna bei ihren Eltern irgendwo am Arsch der Heide verbringen. Aber dann hatte überraschend Thox‘ Chef angerufen und zumi ndest ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sicher, Thox würde nur den ersten Abend verpassen, und das Wochenende gedachte trotzdem langweilig zu werden, doch diese Umstände gaben Jonas hier und jetzt die Gelegenheit, mit Anna alleine zu sein. Dabei hatte er es diesmal gar nicht darauf angelegt. Doch Thox, der vertrauenswürdige Idiot, war so blind, dass er sie schon alleine losgeschickt hatte. Ohne zu ahnen, somit den erneuten Beschiss gegen sich selbst organisiert zu haben.
    In erregter Vorfreude sah Jonas auf den Beifahrersitz und erlaubte sich ein verwegenes Grinsen. Anna wirkte geda nkenverloren, blickte durch die Frontscheibe auf die dunkle Straße, als wäre sie durch den plötzlichen Regenguss wie hypnotisiert. Doch dann bemerkte sie seinen Seitenblick und sah ihn ruhig an.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie und klang so neutral, als würde die Vorstellung an die nächste Stunde in einem bill igen Motel ihre Möse nicht vor Geilheit zum kribbeln bringen. Aber das täuschte, das wusste Jonas mittlerweile. Anna war innerlich viel dunkler und verkommener, als ihr blondes, engelhaftes Erscheinungsbild vermuten ließ. Und gerade das schätzte er so an ihr.
    Dabei war Jonas anfangs ganz und gar nicht von Anna ang etan gewesen. Aber da war sie noch nur die Freundin von Thox gewesen – seinem Thox –, den sie ihm früher oder später vollständig wegnehmen würde.
    Zu Beginn der Beziehung von Anna und Thox hatte dieser sich noch geweigert, ihn mit ihr bekannt zu machen. Jonas hatte gespürt, dass Thox ihm immer weiter entglitt, ihre Freundschaft immer weiter in den Hintergrund rutschte, während Anna immer wichtiger wurde. Sie war stets allg egenwärtig, stets präsent, wie eine steinerne Sphinx stand sie zwischen ihnen, obgleich sie für Jonas zunächst bloß eine Schattengestalt blieb.
    Er wolle nichts überstürzen, bevor er nicht wisse, wie ernst es zwischen ihnen sei, behauptete Thox damals stets. Sie müssten sich erst einmal selber kennenle rnen, bevor er genug Vertrauen habe, sie auch seinen Freunden vorzustellen. Das alles waren Thox‘ Ausreden dafür, dass er Jonas über drei Monaten seine neue Freundin vorenthielt. Doch er kannte den wahren Grund dafür: Thox vertraute ihm nicht. Auch wenn er stets betonte, die Sache mit Stine wäre vergessen, war es doch eine Lüge. Thox hatte Angst, die Geschichte würde sich wiederholen.
    Jonas war sich nicht ganz sicher, ob ihn dies kränken oder schmeicheln sollte. Denn sie waren zwar Freunde, und er wollte sein Vertrauen, andererseits machte es ihn stolz, dass Thox trotz seiner Beteuerungen nicht dazu in der Lage war, zu vergessen – zu vergessen, was geschah, wenn er seinen besten Freund vernachlässigte. Wenn sich eine Möse zw ischen sie drängte.
    Doch genau das war geschehen. Thox musste geglaubt h aben, jegliche Konsequenzen zu vermeiden, wenn er Jonas nur die Möse vorenthielt. Es geschah ihm also ganz recht, dass Jonas diese einfältige Faulheit bestrafte und ohne sein Wissen Anna ausfindig machte. Er wusste genug, um in kürzester Zeit noch mehr über sie herauszufinden und sich selbst mit ihr bekannt zu machen.
    Er stellte sich ihr in

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