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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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nichts. Er nahm ihren dargebotenen Arm in die Hände, um sich ihre Haut genauer anzusehen.
    »Woher hast du die?«
    »Ich weiß nicht genau.« Vanessa zog ihren Arm aus seinem Griff und verschränkte beide vor der Brust. »Ich bin ziemlich ungeschickt, nehme ich an. Ständig stoße ich mich irgendwo.«
    Jonas wendete sich wieder der Brandnarbe an ihrem Bauch zu. »Gibt es denn keine Geschichten dazu?«
    Vanessa erschauerte. Diese Demütigung … »Nein, gibt es nicht«, sagte sie bestimmend.
    Jonas sah auf. »Du willst nicht darüber reden, oder?«
    Sie nahm seine Hände und legte sie auf die hintere Rundung ihrer Jeans. Irgendwie musste es ihr doch gelingen, Jonas in Stimmung zu bringen. Trotz seiner ungewöhnlichen Begeisterung für ihre Narben wollte sie ihn haben. Doch Jonas zog seine Hände von ihrem Hintern zurück.
    Vanessa verdrehte genervt die Augen und kapitulierte. »Weißt du was? Ich schlage vor, ich bedränge dich nicht, endlich mit mir zu schlafen, und dafür stellst du mir keine Fragen wegen der Narben.« Während ihrer Worte war sie von seinem Schoß aufgestanden und suchte nun auf dem B oden nach ihrem Oberteil.
    »Jetzt bist du sauer auf mich, stimmt‘s?«
    Vanessa hielt inne. Sie hatte nicht vermutet, dass dies für ihn überhaupt eine Rolle spielte. »Ich weiß nicht … nein, bin ich nicht.« Jonas hielt sie kurz mit seinem entschuldigenden Blick fest, und Vanessa spürte, wie ihre Enttäuschung verflog. Vielleicht hatte Jonas ja recht. Mit dem Sex zu warten würde sich irgendwann sicher auszahlen. Vanessa lächelte schwach, dann drehte sie ihm den Rücken zu, um ihr Shirt aufzuheben.
    Plötzlich spürte sie seine Hände in ihrem Nacken. Jonas war aufgestanden und strich ihr Haar von ihrem Rücken. Vanessa wusste ganz genau, was das zu bedeuten hatte.
    »Scharfes Tattoo«, hörte sie ihn neben ihrem Ohr flüstern. Als wolle er wie ein Blinder das große Bild zwischen ihren Schulterblättern ertasten, ließ er seine Fingerspitzen darüber gleiten.
    »Was bedeuten die Schriftzeichen?«, wollte er wissen.
    Seit sie sich vor einigen Monaten die drei chinesischen Zeichen, die in bunte Blumen eingefasst waren, auf den oberen Rücken hatte stechen lassen, war diese Frage gleichermaßen von Bekannten und Fremden auf der Straße gekommen. Für alle hatte sie stets die gleiche Antwort parat: »Sonnenschein.«
    »Im Ernst?«
    Vanessa drehte sich um und stand nun so dicht vor ihm, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. »Was glaubst du?«
    »Ist es aus dem Laden, vor dem wir uns getroffen haben?«
    Falsches Thema, dachte Vanessa frustriert, trat einen Schritt zurück und zog sich ihr Oberteil über. »Ja, ist es«, antwortete sie dabei distanziert.
    »Willst du noch eins?«
    Seine Frage überraschte sie. »Ich will immer, aber das würdest du nicht verstehen.«
    Jonas kam auf sie zu und nahm sie zärtlich in den Arm. »Bi tte sei nicht böse auf mich, weil ich Interesse an dir zeige.«
    »Ich wünschte, du würdest endlich Interesse an mir zeigen.«
    »Das werde ich, versprochen.«
    Wie gerne hätte sie ihm gesagt, dass sie nicht wie andere Frauen war, doch sie wollte ihn nicht verschrecken. Nicht schon jetzt, ohne mit ihm geschlafen zu haben. »Ich kann‘s kaum erwarten!«
    Jonas küsste sie, dann ließ er sie los. »Ich gehe jetzt. Wir sehen uns morgen in der Agentur.«
    Ohne sie fand er den Weg zur Tür und verließ die Wohnung und ließ sie mit dem Gefühl alleine, dass er sie niemals ve rstehen würde.
     
     
    Samstag, 28. Juni
     
    Das Straßencafé in der Schanze war an diesem frühen Nac hmittag eher spärlich besucht, was an dem anfänglichen Regen am Morgen lag. Doch nun kam die Sonne heraus, und schon bald würde das Café wieder so überschwemmt sein wie an jedem anderen Tag im Sommer.
    Vanessa trank in Ruhe ihren Milchkaffee und sah sich ein wenig um. Sie hatte die Schanze noch nie sonderlich g emocht, was ein reines Bauchgefühl war, denn zweifellos gab es hier die besten Klamottenläden und Cafés. Und bei Tageslicht wirkten ihre Bewohner auch nicht ganz so chaotisch wie in der Nacht.
    Doch plötzlich stellte sich ihr eine große, dunkelhäutige Frau in den Weg und versperrte ihr die Sicht.
    »Hallo, Schlampe!«, rief sie ihr mit kräftiger Stimme entgegen, nachdem sie Vanessa einen Klaps auf den Hinterkopf gegeben hatte.
    »Du Miststück!«, schrie Vanessa, sprang von ihrem Stuhl auf und umarmte ihre beste Freundin Tamara Gerard. Als sie sich voneinander lösten, sah Vanessa zu ihr

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