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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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glaubst, es könnte langfristig etwas zwischen euch werden, dann musst du mit ihm reden. Besser jetzt, als wenn du schon zu sehr involviert bist.« Tamara lächelte aufmu nternd.
    Ein Gefühl ähnlich der Panik stieg in Vanessa auf. »Du meinst also alles, nicht nur die Sache mit Lennart?«
    Wieder drückte Tamara ihre Hand. »Probiere es doch einfach mal aus dieser Richtung. Rolle die Situation von hinten auf. Gib dir selbst die Chance, nie wieder die Post-Lennart Vanessa zu sein. Du weißt, so glimpflich wird die Sache für dich bei einem zweiten Mal nicht wieder ausgehen.«
    Vanessa atmete tief durch, dann nickte sie. »Du hast recht, Tammy, das weiß ich. Trotzdem … Ich muss erst einmal d arüber nachdenken.«
    Schließlich ließ Tamara ihre Hand los und wendete sich i hrem Café Latte zu. »Denk darüber nach so viel du willst. Hauptsache, du kommst zu der richtigen Erkenntnis.« Dann nahm sie ihren ersten Schluck.
    Sie saßen noch eine ganze Weile zusammen und unterhielten sich ungezwungen über angenehmere Themen, bis sich das Café füllte und die Zeit für Tam ara drängte. Am nächsten Tag hatte sie seit ihrem Urlaub ihre erste 24-Stunden-Schicht in der Notaufnahme, und darauf musste sie gut vorbereitet sein. Zum Abschied umarmte sie Vanessa liebevoll und boxte ihr anschließend kräftig gegen den Oberarm. Sofort verbreitete Vanessas Nervensystem den dumpfen Schmerz bis zu ihrem Gehirn. Tamara lächelte und drehte sich um.
    »Ich liebe dich auch, Tammy«, sagte Vanessa, bevor Tamara ging. Weitere Wo rte waren nicht nötig.
     
    Als Vanessa am frühen Nachmittag in ihre Wohnung zurückkehrte, lag erneut ein Zettel auf dem Boden. Obwohl sie die erste Nachricht schon längst wieder vergessen hatte, wusste sie sofort, was es war. Genervt hob sie den Zettel auf und entfaltete ihn grob. Darin standen nur zwei kleine Worte:
     
    Selbst schuld.
     
    Nicht mehr und nicht weniger. Diesmal warf Vanessa den Zettel nicht sofort weg. Irritiert ließ sie sich auf ihre Couch fallen und betrachtete das Stück Papier erneut. Selbst schuld . Es war die gleiche Handschrift wie bei der Nachricht zuvor, und obwohl diese zwei Worte alles bedeuten konnten, beschäftigten sie Vanessa mehr als die erste Botschaft. Natürlich bezogen sich die Worte auf Jonas. Selbst schuld , dass sie sich auf ihn eingelassen hatte? Dieselbe Schrift wie beim ersten Mal … Es musste wieder ein perfider Scherz von Friederike sein, anders konnte Vanessa es sich nicht erklären. Es gab sonst niemanden, den es interessierte, ob sie mit Jonas zusammen war oder nicht. Zumindest niemanden, den sie kannte.
    Schließlich zerknüllte Vanessa den Zettel doch. Sie wollte sich von Friederike keine Angst machen lassen, denn es war mehr als offensichtlich, dass sie dahinter steckte. Die Nac hricht bedeutete nichts und Vanessa hatte auch nichts zu befürchten.
     
     
    Donnerstag, 03. Juli
     
    Die Woche war schneller vergangen als es Vanessa lieb war. Sie und Jonas hatten nur wenig Zeit füreinander gehabt, er bastelte mal wieder an einer Präsentation für King, und V anessa nutzte die Zeit, sich Gedanken über Tamaras Appell zu machen. Sie sollte es Jonas sagen, die Wahrheit über sich und was beim letzten Mal geschehen war, als sie sich einem Mann anvertraut hatte. Sie konnte sich noch gut an die Worte erinnern, die sie bei Lennart gewählt hatte, um ihm ihr Innerstes zu erklären. Doch das hatte zu Missverständnissen geführt. Worte waren nie genug, aber Vanessa wusste keinen anderen Weg. Es war eine quälende Sprachlosigkeit, die sie überwinden musste, ohne zu wissen, ob sie es konnte.
    Und so fand sich Vanessa am Ende einer Arbeitswoche wi eder, doch ein Heilmittel gegen ihre lähmende Verwirrung hatte sie nicht gefunden. Stets von dem drängenden Gefühl begleitet, dass Tamara recht hatte und sie vor Jonas ihre Vergangenheit und ihr wahres Ich preisgeben musste, suchte sie schließlich das Gespräch.
    Sie und Jonas saßen – und Vanessa konnte es nicht verme iden, dass ihr der Begriff ‚wie Freunde‘ in den Sinn kam – in ihrer Wohnung gemeinsam auf der Couch und ließen mit irgendeiner dümmlichen Sendung im Fernsehen den anstrengenden Tag ausklingen.
    »Hör zu, ich möchte dir etwas sagen«, erklärte Vanessa schließlich mit belegter Stimme nach mehreren stummen Versuchen.
    Jonas wirkte plötzlich wie wachgerüttelt. »Was ist los? Ist etwas passiert?«
    Doch ihr war diese plötzliche Aufmerksamkeit unheimlich. Sie wollte zwar, dass er ihr

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