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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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ein Kampf gegen die b esitzergreifende Benommenheit. Sie kämpfte. Verbissen. Bis sie schließlich die zitternden Lider offen hielt. Doch sie konnte nichts sehen. Er hatte dafür gesorgt, dass der Raum dunkel war; die Nacht hatte ihm dabei geholfen. Seine Augen dagegen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, und so konnte er jede ihrer Bewegungen, den Ausdruck in ihrem Gesicht, das Zucken in ihrem Körper, genau beobachten.
    Thox hatte seinen Platz auf einem alten, schäbigen Sessel gefunden. Der Bezug war an einigen Stellen bereits durchg erieben, außerdem hatten hässliche Flecken die Oberfläche unansehnlich gemacht. Doch das alles änderte nichts an der Tatsache, dass er einfach verdammt bequem war.
    Von hier aus hatte er Vanessa die letzten Stunden beobachtet, und er würde es auch weiter tun, solange, bis sie ihn zwang, aufzustehen. Und er war sich sicher, dass dies bald passieren würde. Sobald Vanessa realisierte, was mit ihr geschehen war.
    Und der Prozess des Erkennens begann in diesem Augenblick. Thox beugte sich vor, damit ihm nichts entging.
    Die Blindheit erschreckte sie, das konnte er in ihrem Gesicht sehen. Panik ve rspürte sie jedoch nicht – noch nicht. Trotz der Dunkelheit versuchte Vanessa, sich umzusehen. Dann blickte sie an sich selbst herunter. Dies musste der Moment sein, in dem ihr bewusst wurde, dass sie auf einem harten Holzstuhl saß. Ihre Schulter zuckte jetzt. Ein dumpfes Klappern durchbrach die Stille, und Vanessa schnappte scharf nach Luft. Endlich hatte sie erkannt, dass ihre Hände hinter ihrem Rücken gefesselt waren. Sicherlich erinnerte sie sich nun wieder, wo sie war. Was ihr angetan wurde. Und mit der Erinnerung kam auch der erste Anflug von Panik. Sie huschte über ihr Gesicht, verkrampfte ihren Körper. Mit ruckartigen Bewegungen begann sie, an ihren Handschellen zu zerren. Sie wollte aufspringen, doch ihre an die Stuhlbeine gefesselten Füße ließen es nicht zu. Thox war überrascht, dass sie bislang noch keinen Ton von sich gegeben hatte. Kein Schreien, Wimmern oder Weinen, kein theatralischer Auftritt. Doch darauf war er vorbereitet. Möglicherweise lag ihre augenblickliche Ruhe daran, dass sie sich unbeobachtet fühlte, und Thox brannte darauf zu erfahren, wie sie sich verhielt, wenn sich das änderte. Also räusperte er sich, eben nur so laut, um in der Stille auch wie das Knacken alter Dielen durchgehen zu können.
    Doch Vanessa hatte es gehört. Erschrocken zuckte sie z usammen und verharrte in ihrer Bewegung.
    »Ist da jemand?«
    Thox reagierte nicht. Sie sollte noch einen Augenblick in der Ungewissheit bleiben. Vanessa war wie eingefroren. Den Kopf leicht zur Seite gedreht, horchte sie in die Dunkelheit. Nach einer Weile jedoch schien sie sich zu entscheiden, dass sie sich getäuscht hatte und begann von neuem, an den Handschellen hinter ihrem Rücken zu rütteln.
    Das war sein Zeichen!
    Thox griff zur Seite und schaltete das Licht ein. Der grelle Lichtstrahl der Leselampe traf sie mitten im Gesicht. Vanessa zuckte auf ihrem Stuhl zurück und drehte den Kopf weg.
    »Was soll das?«, rief sie tapfer, und ihre Stimme klang rau und verbraucht. Wie nach einer langen Nacht in einer ve rqualmten Kneipe. Thox sagte nichts. Noch kniff Vanessa geblendet ihre Augen zusammen, doch langsam gewöhnten sie sich an das Licht.
    Und dann – endlich – erkannte sie ihn. Für einen Augenblick starrte sie ihn an, gerade so, als würde sie nicht gla uben, was sie sah. Doch dann, ganz plötzlich, kam Leben in ihren Körper.
    »Du verdammter Hurensohn!«, brüllte sie aufgebracht und kämpfte gegen ihre Fesseln. Thox konnte nicht a nders, als über ihren Versuch zu grinsen.
    »Mach die Handschellen auf!«
    Thox rührte sich nicht und beobachtete sie interessiert.
    »Verdammte Scheiße, binde mich los!«, kreischte sie. Er überlegte, ob er ihr s agen sollte, dass niemand sie hier hören konnte, zog es dann jedoch vor, vorerst noch stumm zu bleiben.
    Vanessa schien sich plötzlich an etwas zu erinnern. Ihr Kö rper wurde ruhig, blieb jedoch angespannt, und ihre geschwungenen Augenbrauen zogen sich in einer Frage zusammen. »Was hast du mit Jonas gemacht? Wo ist er?«
    Ohne ein Wort stand Thox schließlich auf und schlenderte zu dem Fernseher neben der Tür, die Vanessa vermutlich nicht sehen konnte. Er brauchte nur einen Knopf an der Fernbedi enung zu drücken, und ein Standbild erschien auf dem Monitor. Darauf war Jonas zu sehen. Er hatte ein Champagnerglas in der Hand und

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