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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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getan hatte. Was er gesagt hatte. Er würde sie umbringen! Wie sollte sie da schlafen?
    Immerhin konnte Vanessa sehen, dass sie alleine im Zimmer war. Thox musste vor einiger Zeit den Raum verlassen h aben, sie konnte nicht mehr genau sagen, wann das gewesen war. Sie versuchte einige Zeit, ihre Hände aus den Handschellen über ihrem Kopf zu befreien, doch sie hatte damit nichts erreicht, außer die Produktion ihrer Schweißdrüsen anzuregen. Irgendwann gab Vanessa verzweifelt und weinend auf. Die Handschellen waren zu eng um ihre Gelenke gelegt, sie konnte ihren Handteller noch so sehr zusammendrücken, ihren Knochen konnte sie nicht durch die schmale Öffnung ziehen. Irgendwann während ihrer hilflosen Versuche war ihr ein Buch von Stephen King in den Sinn gekommen, in dem die weibliche Hauptfigur – ebenfalls an ein Bett gefesselt – ihre Hände befreien konnte, indem sie sich mit den Schellen die Haut von der Hand schälte. Dazu war Vanessa jedoch nicht bereit. Zumindest noch nicht.
    Und so lag sie einfach nur da, starrte in die Dunkelheit und versuchte zu begre ifen, was eigentlich geschehen war. Mit stetem, nicht enden wollendem Herzklopfen, das ihr sicher bald die Brust zerreißen würde, horchte sie in die Stille hinein, doch da war nichts zu hören. Kein Geräusch drang aus der Wohnung oder von draußen an ihr Ohr. Erst jetzt realisierte sie, dass – selbst wenn sie gekonnt hätte – es nichts nützen würde, um Hilfe zu schreien. Thox‘ umgebaute Lagerhalle befand sich so weit außerhalb, dass sie mit möglichem Geschrei höchstens ein paar Vögel aufschrecken würde.
    Vanessas linke Schulter krampfte, und sie versuchte, sie trotz ihrer eingeschränkten Möglichkeiten etwas zu bewegen, d amit der Schmerz nachließ. Irgendwann beruhigte sich der Muskel in ihrer Schulter, doch das tröstete Vanessa nur wenig. Ihr war heiß, die Luft war stickig und verbraucht, und sie hatte Schmerzen. Nicht nur die Handschellen rieben ihre Haut wund und blutig, auch in ihrem weit aufgerissenen Kiefer hatte sich ein dumpfer Schmerz festgesetzt. Außerdem war sie sich sicher, dass der Bluterguss auf ihrer Hüfte, auf die sie bei ihrem Sturz gefallen war, mittlerweile in sämtlichen Farben schimmerte. Ihre linke Wange brannte. Thox hatte sie tatsächlich geschlagen! Vanessa spürte, wie sich ein heftiger Kopfschmerz ankündigte. Warum hatte er – nachdem sie dumm genug gewesen war, auf seinen Trick reinzufallen – ihr das angetan? Er hatte sie entführt! Mehr noch, er wollte sie umbringen! Aber warum? Vanessa konnte einfach nicht begreifen, warum sie hier in dieser widerlichen Wohnung an sein Bett gefesselt war. Sie hatte nichts getan, um das zu verdienen, und selbst wenn Thox ein psychopathischer Frauenmörder war, war es keine kluge Idee, die Freundin seines Kumpels zu ermorden.
    Jonas.
    Ein verzweifeltes Schluchzen fand gegen ihren Willen seinen Weg aus ihrer Kehle, und Vanessa versuchte, ein weiteres zu unterdrücken, um nicht die Aufmerksamkeit von Thox auf sich zu ziehen. Wenn Jonas erst bemerkte, dass sie verschwunden war, würde er sich auf die Suche nach ihr machen. Sie suchte in ihren Hirnwindungen verzweifelt nach anwendbaren Informationen, die ihr helfen würden, die wahrscheinliche Rettung abzuschätzen. Es war Montag, und in wenigen Stunden begann der erste Arbeitstag der Woche. Spätestens dann würde jemand bemerken, dass sie nicht da war. Aber vermutlich wunderte sich Jonas schon jetzt, warum sie nicht in seiner Wohnung war. Er hatte ihr explizit aufgetragen, dort auf ihn zu warten, als er nach diesem merkwürdigen Anruf überstürzt aufgebrochen war. Dann war es also doch nicht Thox gewesen, mit dem er gestritten hatte? Jedenfalls war es nur eine Frage der Zeit, bis Jonas sie bei Thox aufspürte. Und dann würde wieder alles gut sein. Jonas würde Thox den Arsch aufreißen, und Vanessa wollte dabei sein, wenn er es tat. Nur dieser Gedanke gab ihr die Kraft, nicht den Verstand zu verlieren und nicht vor Angst ihr Ziel aus den Augen zu verlieren:
    Überleben.
    Sie musste besonnen bleiben, überlegt und ruhig. Die anfängliche Panik hatte zunächst gedroht, ihr den Hals zuzuschnüren. Nun war es ihre Nase, die ihr Sorgen bereitete. Sollte sich diese noch weiter verschließen, warum auch immer, war Vanessa dem Erstickungstod hilflos ausgeliefert …
     
     
    9:15 Uhr
    Er betrachtete sie eine Weile, wie sie mit geschlossenen Augen vor ihm auf dem Bett lag. Er konnte nicht sagen, ob sie seine Gegenwart bemerkt

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