Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
Zweck der Einschüchterung angelegt worden. Sie hatten ihre Schuldigkeit getan und wurden nun nicht mehr gebraucht. Thox umklammerte mit einem festen Griff ihren Knöchel, während er das erste Seil mit dem Messer durchtrennte. Dann sah er zu Vanessa auf, die ihn mit zitternden Gesichtsmuskeln beobachtete. Ihr Gesicht war durch die Socke in ihrem Mund seltsam verzerrt, und die schwarze Farbe, mit der sie sich ihre Augen angemalt hatte, war verlaufen und verschmiert.
»Wenn du es wagen solltest, mich zu treten, werde ich das Messer nicht nur an den Seilen verwenden, verstanden?«
Vanessa nickte nicht. Stattdessen versuchte sie, etwas zu sagen, doch Thox wollte es nicht hören. Als er sich dann ihrem anderen Fuß zuwendete, blieb ihr freies Bein vollkommen ruhig. Mit ihr würde es einfacher werden als er gedacht hatte!
Thox packte Vanessa schließlich an der Taille – das Messer immer noch in seiner Hand – und hob sie von dem harten Holzstuhl. Sie schien leicht und beinahe zerbrechlich, doch als er sie über seine Schulter hievte, begann sie zu strampeln und zu kreischen wie ein gequältes Schwein.
Thox geriet ins Wanken. Beinahe verlor er das Gleichgewicht, konnte sich jedoch wieder fangen.
»Verdammte Schlampe! Halt still!«
Doch Vanessa zappelte weiter, versuchte ihn zu treten und sich so zu befreien. Thox packte sie noch fester an den Beinen, damit sie an Bewegungsfreiheit verlor, doch dabei fiel ihm das Messer aus der Hand. Er fluchte laut. Vanessas Widerstand wurde größer. Sie begann jetzt, mit dem Oberkörper zu zappeln, und er konnte ihren Busen an seiner Schulter spüren. Erneut verlor Thox das Gleichgewicht. Er versuchte, einen sicheren Stand zu finden, trat jedoch auf den Griff des am Boden liegenden Messers. Erneut fluchte er, dann stürzte er seitlich auf den schmuddeligen, beigen Raufaserteppich.
Sofort nutzte Vanessa ihre Chance und versuchte, rückwärts und mithilfe der auf dem Rücken gefesselten Hände davon zu robben. Doch Thox war schneller. Und stärker. Er zog sie an ihren Beinen zurück und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Vanessa wimmerte entsetzt und drehte den Kopf weg. Thox griff sich das Messer vom Teppich, grapschte dann mit der freien Hand nach ihren Haaren und drückte ihr das Messer an den Hals. Entsetzt riss Vanessa ihre Augen auf, in denen Wasser stand, und begann, stoßartig durch die Nase zu atmen.
»Glaubst du, ich bluffe? Hältst du mich für einen Schwätzer, der seine Drohungen nicht wahr macht?«
Vanessa schüttelte vorsichtig den Kopf, und eine Träne en twich ihren panischen Augen. Thox riss ihren Kopf zurück, und sie wimmerte erneut.
»Dann benimm dich entsprechend, verstanden?«
Nun nickte Vanessa schwach und schloss die Augen. Ganz so, als würde sie versuchen, sich an einen besseren Ort zu denken. Thox ließ das Messer von ihrem Hals sinken, wo es einen dünnen roten Schnitt hinterlassen hatte. Dann hob er Vanessa vom Boden und trug sie, wie ein Bräutigam seine Braut, zum Bett. Sie schien wie erstarrt, diesmal rührte sie sich nicht. Schließlich legte er sie auf dem mit einem dunkelblauen Überwurf bezogenen Bett ab und drehte sie auf die Seite. Er zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete die Handschellen hinter ihrem Rücken, nur um dann ihre Hände über ihrem Kopf an das massive Gestell des Bettes wieder zu fesseln. Vanessa ließ alles über sich ergehen, doch ihr Gesicht spiegelte Angst und Machtlosigkeit wider. Als Thox sich über sie beugte, um die Handschellen zu verschließen, bemerkte er die scharlachrote Schwellung an ihrem linken Jochbein. Genau dort hatte seine flache Hand sie getroffen.
Als Vanessa ans Bett gefesselt war, stand Thox auf und drehte sich von ihr weg. Er wollte sie nicht mehr ansehen.
»Schlaf jetzt«, sagte er, bevor er das Licht im Zimmer au sschaltete. Jetzt war er blind, ebenso wie Vanessa, und als er sich benommen ins Gesicht griff, konnte er den Duft ihres Shampoos an seinen Fingern riechen …
3:00 Uhr
Genau wie die Finsternis hatte betäubende Angst Vanessa stramm umklammert und machte sie bewegungsloser als jede Fessel es könnte. Immerhin zitterte ihr Körper nicht mehr. Ihre Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit g ewöhnt, doch sie sah nicht genug, um sich einen Reim auf ihre missliche Lage machen zu können. Sie wusste, dass Thox sie in diese Situation gebracht hatte, und obwohl eine gewisse Benommenheit ihre Sinne verschleiert hatte, erinnerte sie sich, was er
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