Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)
nicht wegzulaufen.«
Thox sah sie neugierig an. Etwas von dem, was sie sagte, war mehr als sonderbar. »Warum würdest du nicht wegla ufen?«
Vanessa ließ sich ermattet auf die Matratze sinken, machte jedoch keine Anstalten, sich hinzulegen. »Ist das etwa B edingung? Klingt ganz so, als wolltest du mich loswerden.«
»Loswerden ja, aber nicht weglaufen lassen. Du weißt, ich habe Pläne mit dir. Diese zwei Tage kann ich jetzt auch noch warten.«
Sie sah ihn mit stechendem Blick an, der ihm beinahe unangenehm war. »Zwei Tage also, ja? Warum ausgerechnet dann?«, fragte sie. Thox hatte geahnt, dass sie diese Frage stellen würde, doch er wusste einfach keine Antwort. Zumindest keine, die er bereit war auszusprechen.
»Sei still und leg dich hin. Streck deinen Arm aus, ich will dich jetzt fesseln.«
Doch Vanessa rührte sich immer noch nicht. »Dann sind dir meine Schmerzen egal?«
Thox zog seine Augenbrauen zusammen und streckte fo rdernd seine Hand aus. »Gib mir deinen Arm.«
Sie fixierte ihn mit einem provokanten Blick, ehe sie sa gte: »Du könntest ihn dir holen und ihn dabei brechen. Glaubst du, ich habe Angst davor? Bestimmt nicht so viel wie du!«
Vanessa wollte spielen? Das sollte sie haben! Thox beugte sich nach vorne und griff unsanft nach ihrem Arm, der müde in ihrem Schoß lag. Plötzlich erwachte auch der zum Leben und versuchte, sich aus Thox‘ festen Griff loszureißen. Doch er gab nicht nach und es war ihm egal, wenn seine Hände dicke Blutergüsse an i hren Armen hinterließen. Vanessa sah ihn an, ihr Gesicht verkniffen, die Augen zu Schlitzen verengt. Er erwiderte ihren Blick und wusste, dass er diesen Machtkampf nicht verlieren durfte. Mit aller Gewalt packte er noch fester zu und zerrte ihre beiden Arme über ihren Kopf. Vanessa wehrte sich, ihre Arme rissen und zerrten an seinem festen Griff, doch sie verlor, als Thox ihre Handgelenke über ihrem Kopf an das Bettgestell fesselte. Immer noch sah sie ihn unvermittelt ins Gesicht, und ihre Augen glänzten.
12:30 Uhr
Nur um sie zu beschäftigen, hatte Thox den Fernseher ang estellt. Wieder hatte er sich in seinem Sessel niedergelassen und beobachtete sie nun, wie sie sich von den bewegten Bildern berieseln ließ. Thox hatte sonst nie Kopfschmerzen, doch an diesem Tag lernte er das unangenehme dröhnende Drücken mit voller Wucht kennen.
Vanessa Justine Seebusch.
Sie und seine Pläne mit ihr ließen ihn nicht los.
Mord.
Mehr noch, Mord an Vanessa Justine Seebusch. Er hätte sie nicht so früh zu sich holen dürfen, er hätte nicht zulassen dürfen, dass sie in seinen Kopf eindrang und ihn neugierig machte. Sie verhielt sich so seltsam, und der vibrierende Drang, zu erfahren, warum sie so war, wie sie war, trieb durch seinen Körper wie ein Stück Holz im Ozean.
»Was ist?«, fragte Vanessa plötzlich und sah ihn abschä tzend an.
Thox hatte nicht bemerkt, dass ihr Blick mittlerweile auf ihm lag.
»Ich weiß, was du denkst. Wir beide wissen, dass du es tun willst, also hör auf, dir etwas vorzumachen«, meinte sie schließlich.
Offenbar kannte sie seine Gedanken doch nicht so gut wie sie zu glauben schien. »Sei einfach still und sieh fern, kannst du das?« Ohne ihre Antwort abzuwarten stand Thox auf und verließ den Raum.
14:00 Uhr
Seine neueste Kreation war Ketchup und geriebener Käse zwischen trockenem Weißbrot. Er hatte es vollkommen geistesabwesend zubereitet, alle Möglichkeiten seines Kühlschrankes ausgeschöpft und nicht darüber nachgedacht. Doch als ihm jetzt der absonderliche Geruch dieser Imitation einer schmackhaften Mahlzeit in die Nase stieg, erschien es ihm wie eine weitere Strafe für Vanessa. Sollte sie sich weigern, auch nur einmal in dieses Sandwich zu beißen, würde er es ihr nicht verübeln. Er selbst konnte sich nicht vorstellen, das zu essen, obwohl er sich seit Tagen ebenfalls nur aus den mickrigen Überresten seines geplünderten Küchenschranks ernährte. Eher würde er verhungern.
Als er den Raum betrat, lag Vanessas Blick sofort auf ihm, als hätte sie auf ihn gewartet und in diesem Prozess die ganze Zeit die Tür beobachtet. Vanessa sah ihn an, als er auf sie zukam, doch nur kurz. Dann senkte sie die Augen, als b efürchtete sie, ihm mit ihrer offensichtlichen Aufmerksamkeit zu belästigen.
»Es ist kein Fünf-Sterne-Menü, aber es hindert dich daran, zu schwach zu we rden oder zu verhungern.«
»Essen?« Nun fiel ihr Blick auf den Teller in seiner Hand, als würde
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