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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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nicht?«, fragte Jonas plötzlich.
    Thox wurde übel. Sein Bier erschien ihm mit einem Mal um einiges unattraktiver als noch gerade eben. »Bitte … bitte nicht«, presste er verkrampft aus sich heraus. Er dachte an all die schlaflosen Nächte, die Schuldgefühle, die Alpträume und die Unfähigkeit, am Leben teilzunehmen.
    »Natürlich verfolgt sie mich, Jonas. Du kannst dir nicht vorstellen … ich bin froh, dass ich ein einigermaßen normales Leben führen kann, obwohl …« Er brach ab.
    Jonas legte vorsichtig seine Hand auf Thox‘ Arm, den er auf der Theke abgelegt hatte. »Sie wird immer da sein, immer in unseren Köpfen«, sagte er ruhig. Und er hatte recht. Das zu leugnen wäre, als müsse man ignorieren, regelmäßig zu a tmen. Das war vollkommen ausgeschlossen.
    Thox nickte. Er empfand es als seltsam, von Jonas ang efasst zu werden, obwohl er dabei nur den Stoff seines Hemds, aber keine Haut von ihm berührte. Diese mitfühlende Art hatte er von ihm nicht erwartet. Sie war ihm fremd, und doch weckte es Vertrauen und Zuversicht, dass Jonas wirklich nicht mehr der Gleiche war wie früher. Das beruhigte Thox. Seine Übelkeit ließ nach, und er nahm einen großen Schluck von seinem Bier. Dann sagte er: »Wir waren jung und haben überreagiert. Ich habe überreagiert. Lass es uns dabei belassen und nie wieder darüber sprechen. Nie wieder ihren Namen in den Mund nehmen.«
    Jonas zog seine Hand zurück. »Und was dann? Sind wir dann wieder Kumpel, als wäre nichts gewesen?« Er wirkte enttäuscht, gerade so, als hätte er erwartet, dass Thox sich nicht der Erinnerung an das Mädchen aus ihrer Vergange nheit verweigerte.
    »Wir werden sehen«, sagte Thox schließlich. Versprechungen konnte er keine machen, außer vielleicht die, es zu versuchen.
    Denn Thox wusste, dass er Jonas nichts vorwerfen konnte. Was er getan hatte war schlimm gewesen, ebenso wie das, was er selbst verbrochen hatte. Und immerhin hatten sie ja auch gute Zeiten miteinander gehabt, bevor ihr Leben aus den Fugen geraten war. Die Frage von Schuld spielte für Thox jetzt keine Rolle mehr. Wenn sie es wollten, wenn sie sich ernsthaft bemühten, dann konnte – und davon war Thox überzeugt - alles wieder so werden wie es war, bevor Stine in ihr Leben getreten war.
     
     
    Heute
    Donnerstag, 31. Juli
    TAG 4
    10:10 Uhr
     
    Nach den Strapazen des vergangenen Tages, den Tränen und dem Schweiß, gestattete Thox Vanessa einige Zeit alleine im Badezimmer. Das Fenster wäre zu klein für sie, um hindurch zu klettern, aber da er es ohnehin mit einem Schloss verriegelt hatte, bestand nicht die Gefahr, dass sie es überhaupt versuchte. Abgesehen davon, dass sie scheinbar gar nicht weg wollte. Vanessa Justine Seebusch schien vielmehr auf Konfrontation aus, aber nicht auf Flucht. Deshalb hatte er vorher alle augenscheinlichen Waffen wie Scheren und Rasierklingen aus dem Spiegelschränkchen über dem Waschbecken entfernt. Offensichtlich wollte sie zwar nicht sterben, zurück in ihr normales Leben wollte sie aber auch nicht.
    Nach einer halben Stunde klopfte Vanessa wie abgespr ochen von innen gegen die verschlossene Tür, und Thox öffneten sie einen Spalt, den er sofort mit seinem Fuß sicherte. Vanessa streckte ihre Hände durch den Schlitz, die Thox gleich wieder mit einem Seil fesselte, bevor er die Tür vollständig öffnete.
    Vanessa hatte geduscht. Ihr zerzaustes Haar war immer noch nass, und er bemerkte den Duft seines eigenen Dusc hgels, das an ihrem Körper irgendwie anders roch. Sie trug wieder ihren schwarzen Slip und das zerrissene Trägertop – ihre Jeans, die er ihr ins Bad gelegt hatte, war von ihr ignoriert worden. Doch Thox war bereit, dies nicht als weiteren Provokationsversuch anzusehen, denn die Temperatur in der alten Lagerhalle war, ebenso wie draußen, schweißtreibend und drückend.
    Ihrem Duft und ihren offensichtlichen äußeren Reizen war nur schwer zu widerstehen. Wenigstens hatte er ihr nicht beim Duschen zusehen müssen. Auch so schon musste er g enug gegen seine Körperreaktionen kämpfen, die ihm immer wieder verdeutlichten, dass er sie wollte. Und das war schlecht. Unangemessen und zwecklos.
    Nachdem er Vanessa ungewöhnlich problemlos zurück zum Bett geführt hatte und sie anwies, sich hinzulegen, damit er sie festbinden konnte, sah sie ihn plötzlich flehend an.
    »Bitte, könntest du darauf verzichten? Meine Arme tun weh, meine Hände sind taub, ich konnte eben in der Dusche kaum das Duschgel halten. Ich versuche auch

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