scherbenpark
endlich eine geeignete Stelle zu finden, und auf den strunzdummen Scheißchef, der sich eine doofe Bemerkung erlaubt, zu doof für Vadim, um bei ihm bleiben zu können, und der deswegen auch der einzige und sehr kurzzeitige Arbeitgeber bleibt.
Und, vor allem und immer wieder: Auf die ScheißFrauen. Auf die deutschen Frauen, die die hässlichsten Klamotten der Welt tragen und ihre Beine nicht rasieren und es wagen, in einem Monat mehr Geld zu verdienen als Vadim in seinem ganzen Leben. Auf diefranzösischen, die allesamt Flittchen sind, schon ihre Sprache klingt so, als würden sie einfach alle mal ordentlich flachgelegt werden wollen. Auf die türkischen, die so lächerlich fett aussehen unter ihren Zelten und jedes Jahr ein Kind kriegen und mit der Zweitfrau ihres Mannes Tee trinken und sogar noch schlechter Deutsch können als Vadim.
Und auf die russischen, die dumm, hässlich und geschmacklos angezogen sind, die es wagen, zu reden und zu lachen in Vadims Gegenwart, und die ihm dabei den Rücken zudrehen, als wäre er nicht da, die eigentlich am ehesten das Zeug dazu hätten, seine Einzigartigkeit zu verstehen und zu bejubeln, und die es, verflucht, einfach nicht tun.
Und auch diese da, die er gnädigerweise geheiratet hat, obwohl sie eine unausstehliche uneheliche Missgeburt von Tochter am Bein hatte, und der er dann gnädigerweise zwei weitere Kinder gemacht hat, die würdigt ihn einfach verdammt zu wenig. Anstatt ihm stundenlang zuzuhören, liest sie in sinnlosen Büchern schwachköpfiger Autoren. Anstatt Vadim die Schuhe zu polieren, bringt sie dem Sohn das Schachspielen bei. Anstatt anständig zu kochen, telefoniert sie und lacht so unverschämt dabei. Wenn Vadim mal wieder mit einem Schnupfen im Sterben liegt, kocht sie zwar Tee und presst Zitronen aus, aber sie singt währenddessen. Als wäre gerade überhaupt nichts!
Sie spielt Theater, sie bekommt Applaus, ihr Bild ist in der Zeitung, sie wird auf der Straße angesprochen, und auch das Telefon klingelt immer öfter. Und zwar für sie, nur für sie; nie will einer Vadim sprechen. Undwenn, dann geht es dabei nur um die eine: »Ihre Frau«, »deine Marina«, »eure schon wieder«.
Sie soll nicht das Gefühl haben, dass sie deswegen was Besseres ist als er. Auf keinen Fall darf sie denken, dass sie einen alten unnützen Sack voll Scheiße geheiratet hat, als der er sich dann doch manchmal fühlt, den ganzen Morgen, Mittag, Nachmittag, Abend vor dem Fernseher, wo es doch nur Idioten gibt, die dem Vadim seine wertvolle Zeit stehlen und dafür wahrscheinlich auch noch Geld bekommen.
Damit sie sich also nichts einbildet, kann sie nicht oft genug hören, wer sie eigentlich ist. Eine nutzlose Ehefrau, die weder in der Lage ist, den Haushalt zu führen, noch anständig Geld zu verdienen, falls man dieses hektische Gerenne von einem bescheuerten Job zum nächsten überhaupt Arbeit nennen kann.
Eine Rabenmutter, die ihren Kindern die T-Shirts nicht bügelt, die nichts dagegen hat, wenn sie sich beim Malen, Basteln oder Toben dreckig machen, die nicht darauf achtet, ob auch die Haare ordentlich geschnitten sind, vor allem bei dem da, der doch irgendwie ein Kerl sein soll, ich werde dir die Strähnen gleich selbst ausreißen, die lachen dich doch bestimmt alle aus in deiner Schule!
Eine Chaotin, in deren Schränken großes Durcheinander herrscht, die nicht in der Lage ist, auf die Minute genau Mahlzeiten zu servieren, die Kinder sind ja deswegen ganz orientierungslos. Sie denken, dass sie sich alles erlauben dürfen. Zum Beispiel laut rufen und lachen in der Wohnung, obwohl doch der Mann gerade fernsieht.
Und eine Schlampe, die sich an einem Ring so hemmungslos freuen kann, als wäre es eine Fleischwurst, die abends ins Kino geht, und zwar ohne den Ehemann, die ihr Haar offen trägt und aufreizend färbt und die sich so anzieht, als hätte sie eine gute Figur; vielleicht haben die Türken dann doch recht mit ihren Ganzkörpervorhängen.
Das alles lässt du dir sagen und zeigen, denke ich zornig, und du zuckst dabei höchstens mit den Schultern, und das Schärfste, was dabei in deinem Blick liegt, ist abgrundtiefes Bedauern. Anstatt dich zu retten, denkst du darüber nach, wie du ihn retten kannst, bevor er endgültig untergeht. Du hast Angst, dass er anfängt zu trinken, du verstehst nicht, dass sein Selbsterhaltungstrieb offenbar größer ist als deiner.
Du wirst nur laut, wenn er sich von dir ab- und den Kindern zuwendet. Das ist seine schärfste Waffe, er
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