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scherbenpark

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Titel: scherbenpark Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alina Bronsky
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es zu etwas bringen, solche wie dich haben wir früher . . . «
    Und Anton drückte sich in die Ecke des Sofas, helle Augenbrauen, blutleere Lippen im farblosen Gesicht, die riesigen Augen auf Vadim gerichtet, der unwirklich groß in der Mitte des Zimmers stand und gestikulierte und seine Wörter ausspuckte und den Speichel gleich hinterher.
    Und dann diese Hand mit den kurzen Fingern, die den Ledergürtel mit wenigen Griffen öffnete, und das Zischen des Gürtels durch die Luft und meine Erinnerung an seinen Spruch: »Also früher, bei der Armee, da hatten wir unsere Gürtelschnallen mit Blei vollgegossen, hat das gekracht auf den Schädeln.« Und Lachen, immer gleich hinterher.
    Und ich missverstand die Situation, weil ich plötzlich dachte, dass auch in dieser Gürtelschnalle Blei ist und dass sie gleich Antons blonden Kopf aufreißt.
    Natürlich war das nur ein ganz normaler Gürtel von C&A, den ich dann ins Gesicht bekam, als ich mich zwischen Anton und Vadim stellte, es hat sich auch nicht schön angefühlt, und dazu schrien alle außer Anton, von dem ich dachte, dass er da längst gestorben ist in seiner Sofaecke.
    Und ich fand es völlig natürlich und überhaupt nicht schockierend, es war der Lauf der Dinge, ebenso wie der stechende Schmerz quer über meinem Gesicht. Bloß, dass meine Mutter so schrie, das habe ich kaum begreifen können.
    Sie schrie sonst nie. Wirklich nie.
    Und jetzt brüllte sie Vadim ins Gesicht, dass es vorbei ist, fertig, aus, genug gequält, nie wieder, nie wieder wird er einem Kind wehtun, er wird sofort aus dieser Wohnung verschwinden, sie wird die Scheidung einreichen, RAUS!!!
    Und Vadim ließ die Hand mit seinem Gürtel hängen und hörte mit offenem Mund zu.
    »RAUS!!!«
    Und da dachte ich, dass er jetzt auf sie einpeitschenwird und dass ich mir schnell was überlegen muss, damit er sie nicht umbringt, und wo ist eigentlich das Telefon, sie ist wirklich so unordentlich, nie stellt sie den Hörer zurück ins Ladegerät.
    »RAUS!!!«
    Und plötzlich kniete Vadim auf dem Linoleum und weinte und hielt immer noch den Gürtel umklammert, die andere Hand zitterte in der Luft.
    Das sah zum Kotzen aus.
    Ich sah zur Seite, auf meine Mutter, sie aber nicht auf mich, sondern auf Vadim, die Augen ebenfallsganz schmal, und in der Hand – der Telefonhörer.
    »Raus«, sagte sie ganz leise. »Die Nummer ist schon gewählt. Ich will kein Wort mehr hören.«
    Und Vadim hatte Mühe, zurück auf die Füße zu kommen, er kippte fast zur Seite und fand sein Gleichgewicht kaum wieder. Und man sah ihm an, dass er eine Ahnung davon hatte, wie lächerlich er gerade aussah.
    »Jetzt?« sagte er ebenso leise und versuchte, irgendetwas in ihrem Gesicht zu lesen, und wenn es ihm gelang, dann gefiel es ihm nicht.
    Sie nickte und brachte den Hörer ans Ohr. Und Vadim schüttelte den Kopf, winkte ab, schniefte in den Ärmel und begann, den Gürtel zurück in die Hose zu stopfen, langsam, auch für ihn quälend, dann ließ er es sein und ging mit schleifendem Gürtel an ihr vorbei raus. Ich merkte gar nicht, dass ich wieder aufgesprungen war, für den Fall, dass er sie doch noch mal schlagen würde.
    Ich konnte es minutenlang nicht glauben, dass er weg war, dass das Geräusch eben von der zufallendenTür kam, ich dachte, Vadim steht noch im Flur und wartet, bis wir einzeln rauskommen.
    Als ich mich endlich aus dieser Erstarrung gerissen hatte, saß meine Mutter bereits auf dem Sofa, mit Anton auf dem Schoß, dessen Augen immer noch weit aufgerissen waren und das Gesicht braun verschmiert von der Schokolade, die sie in seinen Mund stopfte wie lebensrettende Medizin.
    Ich sah sie beide an und blinzelte lange verständnislos, bis meine Mutter tonlos sagte: »Er hat es getan. Er hat es wieder getan. Er hat mein Kind verletzt.«
    Und ich antwortete mechanisch: »Jetzt übertreib mal nicht. Er hat Anton überhaupt nicht getroffen.«
    »Ich rede nicht von Anton«, hat meine Mutter gesagt. »Er hat dich getroffen. Er hat es gewagt, dich zu schlagen.«
    Und als ich mich neben sie setzte und ein Stück Schokolade auch in meiner Hand schmolz, sagte meine Mutter: »Er wird nie wiederkommen.«
    Und eine Viertelstunde später: »Wie kannst du nur so mutig sein, Sascha? Hast du überhaupt keine Angst? Wie geht das? Warum bist du so?«
    Ich betrachtete die weiche Schokolade in meiner Hand, ich wollte sie eigentlich gar nicht essen, also wischte ich sie an meiner Hose ab.
    »Nie wieder«, hat meine Mutter gesagt und Anton an

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