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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Polen, die ein paar Wochen bleiben, bevor die Nächste kommt. Und so weiter.«
    Auch wenn schon ein langer Tag hinter ihr lag, war Irmi nun hellwach. Eine junge Rumänin starb in einem Silo in Unterammergau? Und mit ihr eine weitere Person?
    Weil Irmi gar nichts sagte, fuhr Kathi fort: »Ich hab schon mal kurz mit Andrea und Sailer darüber diskutiert, und die haben gemeint, das sei inzwischen gang und gäbe. Ich war etwas überrascht, weil ich immer gedacht hab, auf den Bauernhöfen funktioniert das noch besser mit dem Generationenvertrag. Ich meine …«
    Ach Kathi, dachte Irmi. Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, und am Hof, da gibt’s koane Probleme … Da sitzen die Alten im Austragshäusl inmitten von Streuobstwiesen, und die Omama pflegt noch ein wenig den Bauerngarten, und der Opapa fährt noch mit dem alten Dieselross das Wasserfass auf die Weiden. Am Ende schläft die Omama vor einer Kochsendung im BR zum letzten Mal friedlich ein, und der Opapa beendet sein Leben am Hausbankerl.
    Aber so war es eben nicht mehr! Viele aus der jüngeren Generation waren Nebenerwerbsbauern, hasteten nach der frühen Stallarbeit auf die Baustelle oder in eine Fabrik, und kaum waren sie daheim, war der Stall wieder dran. Ihre Frauen hatten längst Jobs, die schicke Kleidung und Pumps erforderten. Und selbst auf den Höfen, wo der Jungbauer wirtschaftete und die Eltern nebenan lebten, war wenig Raum für Pflege. Meist machte es der Sohn dem Vater nicht recht, und die Alten konnten nicht loslassen.
    »Wie ist denn die Situation in dieser Familie?«, fragte Irmi möglichst neutral, obwohl es in ihrem Inneren toste. Ihr war jetzt schon klar, dass in diesem Fall jede Menge Sprengstoff lag.
    »Die Frau ist schwerst dement, der Mann noch recht fit, aber sie sind halt sehr alt, oder! Beide weit über neunzig. Es gibt zwei Söhne, Frauen, Enkel … Ich hab mal eine Art Stammbaum der Familie Schmid erstellt.«
    »Super, den schau ich mir morgen mal an. Habt ihr schon alle befragt?«
    »Noch nicht alle. Natürlich sind die total durch den Wind wegen des Brandes. Die Tenne ist komplett hin. Und keiner weiß, wo Ionella abgeblieben ist. Die Aussagen hab ich zusammengestellt, bisher ist alles noch sehr dünn, und wir warten auf die Identifizierung der Leichen.«
    »Ist diese Ionella denn als vermisst gemeldet?«
    »Nein, das nicht. Franz Schmid, der eine Sohn des Alten, und der Enkel Thomas – beides granatenmäßige Ekelpakete – waren der Meinung, die Ionella sei abgehauen, weil das solche ja gerne tun.«
    Irmi grinste. Ja, sie war schlagartig angekommen in Kathis Sprachwelt. »Solche?«
    »Na ja, die Herren halten wenig von den ›Weibern aus den Karpaten‹. Originalton. Die Familie hat wohl schon einige Mädels verschlissen. So einfach war das offenbar nicht.«
    Kathi hatte eine so begnadete Art, Kompliziertes in wenigen treffenden Worten zusammenzufassen, dachte Irmi.
    »Klar ist das nicht einfach«, sagte sie. »Da kommt so ein Mädchen vielleicht wirklich irgendwo aus den Karpaten und soll vierundzwanzig Stunden am Tag präsent sein. Ob sie überhaupt alles versteht …«
    »Sicher ned, wenn die so richtig ugauerisch redn«, meinte Kathi grinsend.
    »Eben. Daran scheitern doch schon die Preißn, und die sind immerhin deutsche Muttersprachler«, konterte Irmi. »Und davon mal abgesehen: Die Alten sind sicher nicht immer lieb und pflegeleicht, und nicht jede dieser jungen Frauen weiß vorher, worauf sie sich da einlässt. Manche werden ihren Vorteil suchen, andere werden viel zu jung und sensibel sein. Da prallt so viel aufeinander!«
    Irmi war sich bewusst, dass auch die finanzielle Lage in vielen Familien katastrophal war. Bauernrenten waren weniger als Almosen, die Kosten für ein Pflegeheim waren meist nicht aufzubringen. Da war diese Nebenwelt der Pflege oft die einzige Chance, auch wenn die Kinder ein schlechtes Gewissen hatten, weil sie selbst nicht genug anpackten. Denn tief drinnen wusste die jüngere Generation natürlich, dass die Alten auch deshalb so wenig abgesichert waren, weil sie nie etwas von ihrem Besitz verkauft, sondern immer nur »das Sacherl beieinandgehalten« hatten. Weil sie neue Laufställe für die Kühe zu einem Preis gebaut hatten, für den andere sich eine Villa mit Meerblick auf Malle gekauft hätten. Weil die Kredite wie ein Albdruck über den mit Solarpanels bedeckten Dächern dieser Ställe lagen. Vorsorge war ein Unwort gewesen, und auf einmal war die Quittung da. Diese Ostmädels waren die

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