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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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um ein Geschirrhandtuch zu holen. Es hatte gewisse Gebrauchsspuren, stellte Irmi fest. In ihrer Abwesenheit hatte Bernhard das gute Stück sicher nicht gewaschen.
    »Passt scho«, sagte sie wieder und zog sich um. Als sie erneut in der Küche saß, mit einer frischen Jeans und einem neuen Fleecepulli, auf dem »Norge« stand, schmierte sie sich erst mal ein Marmeladenbrot und fragte dann:
    »Und was meinst du zu der ganzen Sache?«
    »Dass ich den Kaffee ausgekippt hab?«
    »Nein, zum Brand!«
    »Mei, wenn ma ned woaß, wie schnell des im Silo mit dene Gase geht … Wie damals beim Brandl.« Bernhard zuckte mit den Schultern.
    Der Brandl, ein entfernter Nachbar, war ins Hochsilo gestiegen, um irgendwas an der Treppe zu reparieren. Dabei hatte er die Gefahr komplett verkannt, obwohl er natürlich davon gewusst hatte. Der Kohlenstoffdioxidanteil in den Gärgasen war besonders hoch, und das geruchlose Zeug hatte sich wie ein See am Boden des Silos gesammelt. Wahrscheinlich hatte der Brandl unterschätzt, wie hoch das Gas schon gestiegen war. Jedenfalls war er bewusstlos geworden, von der Leiter gefallen und dann weiter nach unten ins Silo gestürzt. Als sie ihn gefunden hatten, war er bereits tot gewesen.
    »Aber wozu steigt jemand in ein Silo?«, fragte Irmi.
    »Um die Katz zu retten«, brummte Bernhard. »Du wärst doch auch so dämlich, wenn’s um deine bleden Kater ginge.«
    »Wie? Was für eine Katz?«
    »Im Silo waren die zwoa Toten und a tote Katz«, sagte Bernhard.
    »Wie bitte? Woher weißt du das denn?«
    »Vom Herbert. Ich hab ihn bei der Sitzung von den Waldbauern getroffen.«
    Irmi sah ihren Bruder entgeistert an. »Und warum hat Kathi davon nix gesagt?«
    »Des, liabe Schwester, woaß i ned. Aber des muass bled g’laffa sei. Als die Feuerwehrler die zwei Leichen nausbracht ham – solche Drecksarbeit derfen ja mir machen –, is oaner von die Feuerwehrleut wohl no auf die Überreste einer toten Katz g’stiegen und hot sie nausg’haut. Die Katz ham am andern Tag dann die Brandermittler g’funden. Was woaß denn i, wie des genau war. I muss jetzt auf Garmisch. Pfiat di.« Er ging zur Tür und drehte sich nochmals um. »Schön, dass du wieder da bist. Habe die Ehre!«
    Das klang zwar ein wenig linkisch, aber Irmi war gerührt. Das war für ihren Bruder sehr viel gewesen, ein emotionales Aufbäumen quasi!
    »Ich freu mich auch. Sehr!«, antwortete sie.
    Eine tote Katze. Wieso hatte ihr das niemand gesagt? Wussten die Kollegen das am Ende noch gar nicht? Es konnte tatsächlich sein, dass die beiden Frauen die Katze hatten retten wollen. Andererseits: Zwei Leute stürzten einer Katze hinterher? In einem hatte Bernhard in jedem Fall recht gehabt: Sie selbst hätte wahrscheinlich auch zu spät nachgedacht und in erster Linie ihre Kater bergen wollen.
    Als Irmi ihr Büro betrat, waren die anderen schon alle da. Wie die Orgelpfeifen waren sie aufgereiht. Sepp, der fast einen Meter neunzig maß. Sailer mit seinen kompakteren eins fünfundsiebzig. Andrea, die noch etwas kleiner war, und Kathi, die immer großen Wert darauf legte, »oans zwoarasechzig« zu sein und keinen Zentimeter kleiner.
    Andrea löste sich aus der Gruppe und fiel Irmi um den Hals. Dann sprang sie sofort zurück.
    »’tschuldigung, ich freu mich nur so!« Sie war ganz rot geworden.
    Irmi lachte. »Ich freu mich auch. Bis auf die von Kathi, die mich gestern netterweise abgeholt hat, hätte ich auf die anderen Begrüßungen allerdings auch verzichten können. Mein Kater hat mir auf den Koffer gepinkelt, und mein Bruder hat heißen Kaffee über mich geschüttet.«
    Alle lachten. Irmi blickte in die Runde. Da waren sie, ihre Leute. Sie war gerade mal vier Wochen weg gewesen, und doch war es ihr viel länger vorgekommen. Über dem Polarkreis herrschte eben eine andere Zeit. Sie war wie ein Gummiband, mal ganz straff, dann so dehnbar. Und auf einmal war Carina weit weg, dabei hatte ihre Freundin sie gestern noch zum Flugplatz gefahren.
    »Aha, da war’s Eahna dann doch zu koid in so einem Samizelt, oder, Frau Mangold? Und des Rentier schmeckt doch aa ned«, sagte Sailer und lächelte gutmütig.
    Potzdonner, dachte Irmi, den Sailer durfte man nicht unterschätzen. Sprach von Samizelten und Rentieren. Der kannte sich aus.
    »Der Elch schmeckt ja aa recht hantig«, schickte Sepp hinterher.
    Irmi lächelte. Richtig kosmopolitisch waren sie, ihre Werdenfelser Manderleit.
    »Danke«, sagte sie dann. »Ich freu mich sehr, wieder bei euch zu sein. Und

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