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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bis drei. Wird bestraft mit mindestens … Glauben Sie, das schreckt mich ab, Ihnen zu sagen, was ich denke? Über Sie denke? Ich wäre bereit, Ihnen hundert ehemalige KZler vorzuführen, die Ihnen aussagen können, was ich für sie getan habe! Aber ich benenne sie nicht. Es ist mir zu dumm, mit den Mitteln der Wahrheit gegen eine schmutzige Verleumdung der Konkurrenz vorzugehen und mich reinzuwaschen, wo ich rein bin wie kein anderer unter uns!« Er ging hinter den Tisch und sah aus dem Fenster auf den Hof, wo die Fabrikbahn die großen Stahlplatten über die Schienen zum Rhein zog. »Sagen Sie den Anzeigenden, daß ich bereit bin, mich zu stellen … Für alle Vorwürfe zu stellen! Aber nicht hier! Nicht in der dumpfen Luft von Amtszimmern, sondern in der Sonne der Öffentlichkeit! Sie sollen eine Anklage und einen Prozeß gegen mich führen vor aller Welt. Und ich werde ihnen antworten vor den Ohren der Welt! So – und jetzt gehen Sie!«
    Er wischte sich über die Stirn, als sie gegangen waren. Alle, auch Dr. Schwab. Es war ein nasser klebriger Schweiß. Er hatte Angst.
    Widerliche Angst vor der Öffentlichkeit.
    Aber er war der Sieger – – –
    In der Nacht noch fuhr er nach Bonn und führte Rita aus. Und er war lustig wie noch nie und tanzte mit seiner Tochter, trank Sekt und überbot sich in Fröhlichkeit.
    Wie lange noch, dachte er dabei. O mein Gott, wie lange noch?
    Schenk mir noch ein paar Wochen oder nur Tage oder nur Stunden … Für jeden Schluck aus diesem Sektglas bin ich dir dankbar … für jedes helle Lachen Ritas … für jeden Takt des Walzers, den ich jetzt mit ihr tanze.
    Für alles, alles bin ich dir dankbar. Für mein ganzes Leben …
    Wie lange noch – – –
    Und er tanzte und lachte, daß es durch den Saal scholl, und alle, die ihn sahen, freuten sich mit ihm, daß er so stolz auf seine Tochter war.
    O mein Gott – – – wie lange noch – – –
    Er wartete ab.
    Er saß in seiner weißen Villa am Rhein auf der Terrasse in der weißlackierten Gartenschaukel, schaute über den Strom und wartete.
    Er hatte sein Leben abgeschlossen. Im stählernen Wandtresor seines Schlafzimmers hatte er in drei dicken handschriftlichen Bänden die Bilanz seines Lebens verborgen. Es waren Geständnisse und Verteidigungen, Hilflosigkeiten und Erkenntnisse, ratlose Betrachtungen und stolze Bilanzen. Es war eine Fülle Schicksal, vor der man staunend sitzen würde und den Kopf schüttelte, daß ein einzelner Mensch soviel ertragen und erleben konnte, daß ein einziger Körper dies ertrug und daß es ein Herz gab, das weiterschlug und nicht zerbrach unter der Last dieses Lebens.
    Es geschah nichts.
    Die Beamten kamen nicht wieder … die Bank der Deutschen Länder bewilligte die Auslandsgeschäfte, die Devisen, die Transferierungen. Die Konkurrenz igelte sich ein, wütend, verbissen, machtlos. Selbst die Abwerbung Dr. Schwabs gaben sie auf … sie sahen, daß es sinnlos war, einen Mann aus einem Werk zu reißen, mit dem er mit allen Fasern seines Herzens verbunden war.
    Und das Werk wuchs.
    Das Wunder des deutschen Aufbaues war auch ein Wunder an Frank Gerholdt. Neue Hallen erstanden, neue Verwaltungsgebäude, neue Walzenstraßen … wenn man den Rhein hinunter fuhr, lagen auf der linken Seite die weiten, weiß in der Sonne leuchtenden Bauten. Modernste Arbeitsstätten, umgeben von Grünanlagen und Sportplätzen, bunt gestrichenen Ruhebänken für die Pausen und einem wundervollen, fast gläsernen Kindergarten für die arbeitenden Mütter und Witwen, die ihre Kleinen zu Hause nicht allein lassen konnten.
    Oft stand Gerholdt vor diesem gläsernen Pavillon und schaute durch die Fenster hinein in die großen, sonnigen Räume. Blonde Wuschelköpfe beugten sich über Puppen und Puppenküchen, mit ernsten Gesichtern saßen die Jungen an den Schalttafeln der elektrischen Eisenbahnen … in einer Ecke badete eine kleine Puppenmutter ihr Kind in einer richtigen kleinen Badewanne. Auf der Wiese spielten sie Ringelreihen … überall Kinderlachen, glückliche, leuchtende Augen, ein Aufjauchzen der kleinen Seelen.
    »Sie wissen gar nicht, was dieses Kinderlachen für mich bedeutet«, sagte einmal Gerholdt zu Dr. Schwab, als er wieder an einem herrlichen Sommermorgen in den Kindergarten blickte. »Jedes Aufleuchten dieser Augen macht mich innerlich freier.« Dr. Schwab sah Gerholdt kurz von der Seite her an.
    »Sie sind noch nicht wieder glücklich, Herr Gerholdt.«
    »Glücklich war ich nie – – –«
    »Was hat

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