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Schicksal aus zweiter Hand

Schicksal aus zweiter Hand

Titel: Schicksal aus zweiter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fabrikkeller und Betonbunker gerannt, die Gerholdt am Rhein hatte in die Erde gießen lassen. Tiefe, sichere Bunker … drei Stockwerke unter dem Niveau mit vielen Notausgängen wie ein Fuchsbau. Allein standen sie auf dem Hof und sahen hinüber nach Düsseldorf, wo ein greller Wald von Scheinwerfern die Schwärze des nächtlichen Himmels auflöste in ein zuckendes Grau.
    »Sie überfliegen Düsseldorf«, sagte Dr. Schwab.
    Gerholdt nickte. Keine Detonationen … nur das helle Bellen der Flakgeschütze.
    »Sie werden Duisburg angreifen oder nach Köln schwenken.«
    Dr. Schwab senkte den Kopf. »Wieder werden es Tausende Tote und Verletzte sein. Der Krieg ist ein Verbrechen.«
    Gerholdt schwieg. Er hörte das Brummen der Motoren näher kommen, er lauschte wie ein witterndes Tier in den Himmel, erfüllt von einer dunklen, unbestimmbaren Angst, die plötzlich seinen ganzen Körper durchzog und ihn fast lähmte.
    Er wollte etwas sagen, er wollte schreien … da rauschte es schon vom Himmel, Entsetzen verbreitend und gnadenlos.
    Am Rheinufer schlug es ein … die Erde schrie auf und brüllte rot in den Nachthimmel. Und dann, in rascher Folge, kam die feurige Walze näher … vom Rhein aus auf sie zu laufend … Krachen, Bersten, feurige Fontänen, bebende Erde … Dr. Schwab riß den einer Handlung unfähigen Gerholdt mit sich fort. Sie rannten, von den Luftdruckwellen geschüttelt, dem nächsten Bunkereingang zu, und sie fielen, von einer unheimlichen Faust in den Rücken gestoßen, die Betonstufen hinunter, als die erste Bombe das alte Bürohaus des Jakob Silberbaum zerfetzte und die zweite Bombe die Eisengießerei in den Himmel schleuderte.
    Dann war nichts mehr um sie herum als das Inferno. Sie unterschieden keine Geräusche mehr … sie wurden eingehüllt in ein einziges Krachen und Zittern der Erde, vor dem sie die Augen schlossen und sich wie eine sterbende Kreatur in eine Ecke verkrochen, ein Bündel Angst und eine Handvoll keuchender Atem, der nach Luft rang, während draußen die Welt unterging in Brand, Zerstampfung und riesigen Trichtern.
    »Mein Werk«, sagte Gerholdt, als die erste Welle über sie hinweggeflogen war. »Mein ganzes Werk …«
    Dr. Schwab lehnte an der Wand und starrte an die bröckelnde Betondecke. Sein Gesicht war grau von Staub.
    »In der Halle lagen alle Pläne«, sagte er leise.
    »Alles?«
    »Alles – – –«
    »Die V1- und V2-Berechnungen …«
    »Alles – – –«
    Frank Gerholdt schloß die Augen. Das graue, fast schon weiße Haar umrahmte sein Gesicht, das fahl und eingefallen war wie das eines Toten. Er lehnte den Kopf zurück an die rauhe Betonwand und schloß die Augen.
    »Das ist das Ende, Dr. Schwab – – –«
    »Das Ende des Krieges.«
    »Das Ende meines Lebens …« Gerholdt legte beide Hände über die Augen. Es war, als weinte er und schämte sich der Tränen. »Es war alles umsonst … alles … Gott ist doch stärker … er hat mich geschlagen …«
    »Gott?« fragte Dr. Schwab verwundert. »Sie sprechen von Gott, Herr Gerholdt?«
    »Zum erstenmal! Jetzt, wo er mich vernichtet hat.«
    Sie duckten sich wieder und schwiegen. Sie krochen eng an die Betonmauer und versteckten die Köpfe unter den erhobenen Armen.
    Die zweite Welle … die dritte … die vierte …
    Die Erde ging unter, der Himmel barst.
    Eine Welt wurde zerstampft.
    Die Erde schrie – – – schrie – – – schrie – – –
    Als die wenigen noch arbeitenden Sirenen die Entwarnung bliesen, standen Frank Gerholdt und Dr. Schwab auf der obersten Stufe der Bunkertreppe und sahen hinüber auf das Werk.
    Es war nicht mehr.
    Keine Halle … kein Bürohaus … kein Lager … kein Fuhrpark … keine Werkstätten … keine Hochöfen … keine Walzenstraßen … Ein Gewirr von verbogenem Stahl und rauchenden Trümmern ragte in die fahle Nacht, durchglüht mit schwelenden Feuern, in denen das Brennbare noch einmal der endgültigen Vernichtung übergeben wurde.
    Hinter Gerholdt und Dr. Schwab standen die Arbeiter auf den Treppen und sahen hinüber auf das vernichtete Werk.
    Sie schwiegen. Sie sahen zu Gerholdt hinüber, der barhäuptig, verdreckt, mit flatternden, weißen Haaren im Wind stand, der vom Rhein herüberwehte und den Geruch von Brand und Vernichtung über das zitternde Land trug.
    »Was nun?« fragte Dr. Schwab leise. Er sprach aus, was sechshundert Arbeiter dachten, die wie eine riesige Trauergemeinde stumm, mit gesenkten Köpfen vor den Trümmern der Fabrik standen.
    Frank Gerholdt sah auf

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