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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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verrückteste. Zum Glück ließ sich rasch herausfinden, ob auf dem Pergament die Wahrheit stand. Wenn alle 700 Jahre das Unheil aus dem Himmel niederbrach und Unzählige verdammte, dann hatte das Ereignis auch 611 und 1311 stattgefunden, was er stark bezweifelte.
    Er huschte zurück in den Bungalow, hinab in den Keller. An einem der Schreibtische mit Computer wählte er sich online gleich in mehrere große Bibliotheken ein, zu denen Aziza einen Zugang für ihre Recherchen hatte, und durchforstete sie nach beiden Jahren. Was er fand, ließ ihn mühevoll schlucken. Von überall auf der Welt waren Berichte zu lesen, in denen von unterschiedlichen Krankheiten, von Herzversagen über Kummer bis zu Vergiftungen berichtet wurde. Allesamt betrafen junge Weiber und allesamt einen Tag – den 7. Mai 611 und den 7. Mai 1311. Sogar das Unwetter in der Nacht vom 1. Mai 1311 war verzeichnet, weil hier und da heilige Gebäude zerstört worden waren.
    Ny’lane lehnte sich zurück. Heiliges Donnerwetter! Und jetzt geschah es wieder. Nicht der Himmel kam mit Allmacht alle 700 Jahre über die Erde, sondern Nephilim. Ein gefallener Engel, der irgendetwas von jungen Frauen wollte, die er dann mit dem Tod bestrafte. Was suchte das mächtige Wesen auf dem Blauen Planeten unter menschlichen Frauen? Nyl hatte eine Ahnung, dennoch überflog er rasch einige Artikel im Internet. Jedes Kind kannte Engel als gutmütige Gottesboten mit Flügeln, die über dieses und jenes wachten, doch kaum einer kannte die riesenhaften Nephilim, die in der Bibel im Buch Mose und den Apokryphen erwähnt wurden. Göttliche, männliche Wesen, die Menschenfrauen begehrten. Na super. Der geile Bock suchte nach sündigen Frauen, um sich zu vergnügen.
    Wie ein Schock überkam ihn Gewissheit. Nephilim musste es deshalb seit einiger Zeit auf Cira abgesehen haben – bis Jonas sie in einen Vampir verwandelte. Nyl fuhr sich über das Gesicht. Weshalb griffen die Fürsten nicht ein? Und warum kam der Engel nur alle 700 Jahre? Und wieso ließ er seinen sündhaften Spaß mit so vielen Frauen in einem Blutbad enden? Die Bibel meinte, die Nephilim wollten sie schwängern. Aber weswegen ließen sie ihre Nachkommen nicht auf die Welt kommen? Gab es nur noch den einen Nephilim, der, wenn es stimmte, die ganze Welt bedrohte? Was für ein himmelschreiendes Chaos.
    Was hatte die dröhnende Stimme aus dem Himmel zu ihm gesagt, bevor sein Flugzeug mitsamt seiner Wenigkeit abstürzte? Du kommst mir nie wieder in die Quere, Prieste r blut!
    Aziza lebte gottesfürchtig, das wusste er, doch war sie nie Priesterin gewesen. Und Jitu? Nyl verspürte ein unangenehmes Kribbeln im Körper. Aziza hatte erzählt, die altehrwürdige Familie Bavarro sei gläubig und Yohaness bedeutete Gottes Geschenk und dieser sei ein geistlicher Würdenträger gewesen.
    Heilige Scheiße!
    Aufgewühlt wie noch nie in seinem Leben fand er sich plötzlich vor der Tür zu Amys Gästezimmer wieder. Was wollte er hier? Reden? Sie um Rat bitten? Er lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen, um sich zu beruhigen. Er wollte zu ihr ins Zimmer schlüpfen, sie betrachten, bei ihr sein. Sie würde ihn nicht bemerken, selbst wenn sie erwachen sollte, wäre er zu schnell fort, doch er zögerte. Was würde sie von ihm denken, wenn er nachts heimlich in ihr Schlafgemach schlich? Inzwischen bewunderte und respektierte er sie zu sehr, um etwas gegen ihren Willen zu tun. Und ein heimliches Eindringen in ihre Privatsphäre war gegen ihren Wunsch, das wusste er.
    Mit dem Rücken ließ er sich an ihrer Tür hinabrutschen, lehnte den Hinterkopf an das Holz und schloss die brennenden Augen. Unendliche Einsamkeit überfiel ihn mit bleierner Schwere.
     
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    Ny’lane sprang an dem Pekannuss-Baum vor Elisabeths Fenster empor, den ebenso ein Normalsterblicher bezwungen hätte, und klopfte leise an das Glas, obwohl er witterte, dass keiner der Familie zu Hause verweilte. Leider war das sehr selten der Fall. Vorsichtshalber sah er sich trotzdem um. Auf dem großen Grundstück reihten sich urwüchsige Feigenkakteen aneinander, deren Früchte Elisabeth so gern aß, und nach deren süßem Fruchtfleisch sie duftete. Niemand ahnte, dass es ihn gab und schon gar nicht, dass er ein Vampir war und so musste es auch bleiben, bis er mit Elisabeth fortgegangen war. Er wusste, sie würde zuerst Angst vor ihm bekommen, egal, wie gut und wie lange sie ihn bis zum Tag seiner Offenbarung kennen- und lieben gelernt hatte. Vampire waren Dämonen

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