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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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aus der Hölle, die man verbrannte wie Hexen oder Schwarze. Sie würde Zeit brauchen, um zu erkennen und zu akzeptieren, dass er sich durch das Geständnis nicht veränderte.
    Aber sie verbrachten niemals länger als ein paar Stunden zusammen, um nicht aufzufliegen, weil ihr Vater gut auf sie achtgab, um sie würdig zu verheiraten. Vor Elisabeth hielt er es geheim, sie brauchte nicht zu wissen, dass er ihre Familie belauschte. Leider verbot ihre strenge Erziehung, mit ihm zu fliehen und er würde allzeit ihre Wünsche respektieren, auch wenn er wie ein junger Spund fensterln musste.
    Elisabeth öffnete das Fenster und er sah sofort, sie hatte geweint. Er kletterte in ihr Zimmer und nahm sie liebevoll in seine Arme. „Geliebte, was ist geschehen?“
    „Ach, das macht mir nichts.“ Sie zwang ein tapferes Lächeln auf ihr Gesicht und strich beschämt über den zerrissenen Ärmel, als hätte sie ihr Kleid ruiniert. „Dafür ist meine Liebe zu stark.“ Sie sah verlegen auf den Holzfußboden.
    Es dauerte, bis er sich beruhigt hatte, nachdem er die Flecken von Kuhmist auf dem edlen Stoff und die verknickten Federn auf ihrem Hut registriert hatte. Er schob seine Finger sanft unter ihr Kinn und hob es, bis sie ihn ansehen musste. „Wer wagte es, dir so etwas anzutun?“
    „Das spielt keine Rolle“, sagte sie rasch, ein wenig atemlos und trat einen Schritt zurück.
    Er verstand sofort. Sie sorgte sich um ihn. Er konnte zwar jeden Einzelnen oder eine ganze Gruppe von ihnen mit einem Fingerschnippen fertigmachen, aber das wusste sie nicht. „Dann sage mir nicht, wer es war. Doch warum?“ Er erahnte es, nein, er wusste es bereits und Zorn loderte wie entfachte Glut in ihm auf.
    Elisabeth zog sich hinter ihren Sichtschutz zurück und entkleidete sich. „Jemand muss ein Gerücht über uns in die Welt gesetzt haben.“ Sie bemühte sich, eine kräftige Stimme hervorzubringen, aber er vernahm das leichte Zittern und die Angst, die sie zu verbergen versuchte. Und immer noch schützte sie ihn.
    „Lass uns fortgehen“, sagte er zum hundertsten Mal. Die Straßen wurden stetig unsicherer und nun ging man sogar gegen eine hoch angesehene Weiße vor. Er spürte, es musste bald eskalieren, doch er war zu schwach, seine Liebe zurückzulassen, sie nicht mehr zu treffen. Wie oft träumte er davon, sie zu entführen, nach Europa vielleicht, irgendwohin, wo Schwarze nicht als Abschaum der Gesellschaft galten, wo er ihr behutsam beibringen konnte, wer und was er war?
    „Nein, Ny’lane. Du weißt, ich kann das meiner Familie nicht antun. Aber wenn ich schwanger wäre, würde auch Vaters Herz erobert und er wird dich akzeptieren müssen.“
    Ny’lane schloss die Augen. Bevor er Elisabeth begegnete, hatte er sich unzählige Frauen zu Willen gemacht. Bei ihr jedoch hatte er die Angst, während des Aktes die vollständige Kontrolle über sich zu verlieren und zum Vampir zu mutieren, wie es oft geschehen war. Deshalb log er ihr vor, erst heiraten zu wollen, ehe sie sich vereinten. Er brauchte Zeit, um der streng gläubigen Elisabeth zu erklären, er kam nicht aus der Hölle. Sie hatte ihm seine Zurückhaltung hoch angerechnet, doch nun hegte sie den irrwitzigen Gedanken, ein Baby würde alles retten. Seine liebe, gute, treuherzige Elisabeth. Sie wusste ja nicht im Mindesten, wer ihr Vater war und was er im Auftrage seines angesehenen Bruders tat.
    Sie trat in einem neuen Kleid vor ihn, die Haare frisiert und zu einem Kranz geflochten, den eine Haube bedeckte. Ihre Finger fanden die seinen, sie legte sie an ihre Wange und sah liebevoll zu ihm auf.
    Er verging vor Scham, weil er ihr kein gebührender Ehemann sein und nie werden konnte, weil er ihr ihren Wunsch nicht erfüllte. Das Einzige, was er für sie tat, war, ihr ein langes Leben in Schönheit zu schenken, indem er ihr heimlich von seinem Blut gab. Wie lange noch würde sie den Demütigungen und Angriffen standhalten können, die jetzt begonnen hatten? Er durfte sie nicht einmal begleiten, um an ihrer Seite zu sein. Er war machtlos.
     
    ~  ~
     
    Amy erwachte mit donnerndem Herzschlag, obwohl sie kaum geschlafen haben konnte. Der silbrige Mondschein drang mit den Geräuschen der Nacht durch den Spalt der Vorhänge. Wenngleich ihr unendlich viele Dinge durch das Hirn gegeistert waren, war sie nach einer kurzen Dusche augenblicklich eingeschlafen. Sie legte sich die Hand auf die Brust. Der seltsame Traum musste sie geweckt haben. Bestimmt hervorgerufen durch ihre umfangreichen

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