Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
Vom Netzwerk:
Recherchen im Flugzeug. Sie hoffte inständig, General Zahnlücke fand keine Möglichkeit, ihrem Smartphone die Informationen zu entlocken.
    Der Traum wühlte sie immer noch auf. Er hatte sich beinahe so intensiv angefühlt wie das Abtauchen in Ny’lanes Kopf, als seine sonderbaren Augen sie verschlungen und in einem wahren Albtraum gefangen gehalten hatten. Elisabeth und Ny’lane. Wie anders sich Nyl ihr gegenüber verhalten hatte. Die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts war eine andere gewesen, aber Ny’lane schien in ihrem Traum ebenfalls eine andere Person gewesen zu sein. Rücksichtsvoll, umsichtig, besorgt. Amy wühlte sich aus der Bettdecke. „Ein typischer Wunschtraum einer einsamen Frau“, murmelte sie und ging ins Bad. Weshalb standen Frauen bloß auf herrschsüchtige und arrogante Typen? Weil sie dachten, sie würden sie mit ihrem großen Maul beschützen? Sie verrucht nehmen und in erotische Sphären katapultieren, die ihnen bis dato verschlossen geblieben waren? Sie wegen ihrer Versprechungen auf Händen tragen?
    Amy verdrehte beim Zähneputzen die Augen und starrte ihr Spiegelbild an. Umgab sich Nyl mit ihr, weil sie Elisabeth ähnelte?
    Amy erwischte sich, wie sie über die Flure tappte, auf der Suche nach Ny’lane. Was würde er von ihr denken, wenn sie mitten in der Nacht vor seiner Tür stehen würde oder gar vor seinem Bett? Was trieb sie zu ihm? Ein intellektuelles Gespräch wohl kaum. Die irrsinnige Lust, die er in ihr auslöste? Die Gefahr, weil er ein süchtiger Vampir war? Die Story über die Geheimnisse des ‚Silver Angels‘, die inzwischen völlig andere Dimensionen angenommen hatten? Die Einsamkeit? Weil sie sich in seiner Nähe wohlfühlte? Sie lehnte sich mit dem Rücken an eine Wand und schloss die Lider.
    Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ den Bungalow erbeben. Eine Druckwelle schleuderte sie an die Kante einer gegenüberliegenden Flurkommode. Schmerz durchzuckte sie. Putz rieselte von der Decke. Amy rappelte sich auf und rannte los, direkt gegen einen harten Körper. Ny’lanes Geruch! Ohne ein Wort hob er sie auf die Arme, presste sie gegen seine Brust und begann zu laufen. Eine weitere Detonation erschütterte das Gebäude. Steinchen prasselten auf ihren Rücken. Amy roch Feuer und sie sah, wie vor ihnen eine Feuerwand zu explodieren schien und auf sie zuschoss.
    Ny’lane drehte sich. Seine Hand schob sich über ihren Hinterkopf, drückte ihr Gesicht an seinen Hals. „Sieh nicht hin“, sagte er, „ich bringe dich hier raus.“
    „Aziza!“, rief Amy, sich tief an seinem Körper vergrabend. Hitze leckte an ihnen. Nyl umschloss sie fester, während er Hindernisse übersprang.
    „Sie ist schon draußen.“
    Kühle Luft und die veränderten Geräusche ließen Amy die Augen öffnen. Sie befanden sich fernab des brennenden Hauses im düsteren Garten und starrten auf das Inferno. Das Knistern und Knacken hallte unheilvoll zu ihnen herüber. Nyl hielt sie fest umschlungen und als hätte er ihre Gedanken erraten, sagte er: „Sonst war niemand im Haus.“
    „Die Fische!“, rief Amy und schlug sich auf den Mund. Wie konnte sie das sagen?
    Ny’lane betrachtete sie einen Moment wie der Papst eine Meerjungfrau, dann stellte er sie ab, verschwand blitzschnell und erschien kurz darauf wieder. Mit der freien Hand klopfte er ein schwelendes Stück Stoff auf seiner Schulter aus, mit der anderen hielt er einen zu einem Sack geformten Vorhang, in dem es zappelte. Er schüttete die Kois in den Gartenteich und sah abrupt in den durch das Feuer erleuchteten Himmel. Ein Hubschrauber donnerte über sie hinweg, warf etwas ab. Der Wohnzimmerbereich explodierte. Die Druckwelle hätte Amy in die Büsche befördert, hätte Nyl sie nicht an seinen Körper gezogen. Etwas sprang hinter dem brennenden Bungalow in die Luft und klammerte sich an die Kufen des Helikopters, der rasch beidrehte. Nyl knurrte.
    „Deine Mom“, sagte Amy. „Du musst ihr helfen.“
    „Sie schafft das allein.“
    Amy sah ihn an.
    Er knurrte abermals. „Okay, okay. Aber du ziehst dich weiter bis zum Zaun zurück. Bin gleich wieder da.“
    Wie ein schattenhafter Blitz sauste Ny’lane davon. Der Hubschrauber war längst aus ihrem Blickfeld geflogen, obwohl sie ihn durch das Prasseln des Feuers noch zu hören glaubte. Sie drehte sich um und wollte Nyls Bitte folgen, da bemerkte sie erst, dass sie barfuß war. Steinchen und Äste, ein unübersichtlicher Mutterboden, auf dem Dornen nur darauf warteten, ihre Haut zu

Weitere Kostenlose Bücher