Schicksal des Blutes
zu haben. All die gute Laune verflog und in ihrem Hals steckte ein dicker Kloß aus Frust, Bedauern, Wut, Unmut und …
Timothy war der Erste, der sich rührte, was Amy nicht mehr hätte verwundern können. Er klopfte Nyl freundschaftlich auf den Oberarm. „Willkommen auf unserem Hausboot, Ny’lane. Schön, dass du kommen konntest. Setz dich.“
Amy sah zu Jonas und blinzelte überrascht. Jonas’ Gesicht zeigte kaum eine Regung, aber sie fühlte, wie er unter der Oberfläche brodelte wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Himmel, was lief denn hier schon wieder ab? Amy erschrak, als Cira ihr einen vollen Teller in die Hände drückte und sie auf die Wange küsste, bevor sie sich zu Jonas auf das Sofa setzte. Amy entging nicht, wie Cira Jonas beruhigend die Hand auf den Oberschenkel legte. Sie warf Cira einen dankbaren Blick zu, nicht nur für das Essen. Sie aß und lauschte den Gesprächen, während sie Fire kraulte, der sich dicht an ihre Beine schmiegte.
„Amy, wegen der Presse“, sagte Cira. „Wir haben das alles so weit wie möglich eingedämmt, doch die Polizei wurde eingeschaltet und hat …“
„Das FBI hat bereits auf sie gewartet“, brummte Ny’lane, ohne aufzusehen. „Die habe ich unter Kontrolle.“
Amy wechselte einige Worte mit Cira darüber, ließ Nyl aber nicht aus den Augen. Sie war immer noch sauer auf ihn und doch hätte sie ihn gern in den Arm genommen.
Greg verabschiedete sich plötzlich und sie folgte ihm und umarmte ihn im Flur stürmisch. „Danke, Greg. Lieb von dir, wie sehr du dich um Fire gekümmert hast. Er ist so sensibel, und wenn er mal in eine Pension musste, war er danach verstört. Jetzt geht es ihm richtig gut, ich spüre es und das habe ich nur dir zu verdanken. Dir und Elvis. Danke.“ Sie ging in die Knie, um auch den Labrador zu knuddeln.
Greg nickte verlegen. „Sehr gern, Amy. Fire ist ein toller Hund. Wenn du mal wieder einen Platz für ihn suchst, jederzeit. Elvis und ich freuen uns.“
„So“, sagte Sam, als Amy in ihrem Sessel saß, „es kann losgehen mit den News.“
Amy zwang ihre wirren Gefühle und Überlegungen in den Hintergrund, um sich zu konzentrieren. Allerdings gestaltete es sich schwierig, da sie Ny’lanes unauffällige Blicke durch die Sonnenbrille wie feinste Nadelstiche auf der Haut spürte. Mann, der hatte überhaupt kein Recht, sie abzustrafen. Sie hatte nichts gemacht!
„Okay, ich fange mal bei uns an. Wir haben uns vereinigt, aber das ist ja schon alter Käse. Außerdem bin ich durch Timothys Blut noch nicht verrückt geworden, sagt er.“
Sam machte einen Spaß, dennoch blieb es eine ernste Angelegenheit. Elena-Joyce vegetierte seit der mehrfachen Einnahme von Timothys Blauem Blut als Schatten ihrer Selbst in einer sicheren Anstalt dahin. Dann ließ Sam eine unerwartete Bombe platzen.
„Einige von euch werden sich gleich tierisch aufregen, aber ich bitte euch alle, Ruhe zu bewahren und erst einmal zuzuhören, bevor ihr ausrastet. Ja? Gut, also dann.“ Sam klang nervös, als sie sich umwandte. „Kannst reinkommen!“
Einen Moment später betrat eine kleinere Dame den Raum. Ihr silberweißes Haar umrahmte in typischer leicht gelockter Omafrisur ihr faltiges Gesicht. Amy beäugte sie und schüttelte unsicher den Kopf in Sams Richtung. Wer war das? Die Frau hatte starke Ähnlichkeit mit Rose Nylung von den Golden Girls. Der absolut unschuldige Blick mit einem naiven Lächeln, den sie der Runde schenkte, passte ebenfalls, dennoch wirkte sie nicht wie die Unschuld vom Lande. Plötzlich begann Ny’lane wie ein auf ein Nagelbrett geworfener Tiger zu knurren.
„Du Ausgeburt der Hölle!“
Nyl sprang mit einem gewaltigen Satz über sie hinweg, prallte aber gegen Jonas, Cira und Timothy, die sich vor der Oma aufgebaut hatten und ihn festhielten. Amy erhob sich. Irgendetwas beunruhigte sie zutiefst.
Sam war zurückgewichen, der Gast stand selbstgefällig an derselben Stelle, als hätte die Frau gewusst, dass man sie vor dem Berserker Ny’lane schützen würde. „Ny’lane“, sagte Samantha in energischem und doch verständnisvollem Ton, „ich habe auch ein gewaltiges Hühnchen mit der Dame zu rupfen, aber sie hat wichtige Informationen für uns. Amy, in dieser Frau steckt Lilith, die Körperdämonin.“
Amy sackten ihre Gefühle weg und sie fand sich in Ciras starken Armen wieder. Ny’lane wütete immer noch und aus irgendeinem Grund gab ihr das die Kraft, tief durchzuatmen. „Ist gut, Nyl“, sagte sie sanft. „Lass uns
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