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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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das Glas erneut hin. Er lachte hart auf und schenkte blitzschnell ein. Sie kippte diesen ebenfalls.
    „Besser?“, fragte er.
    „Danke, ja.“
    „Gut, dann sag mir nun, wo du hinwillst.“
    Seine Stimme klang ein wenig eindringlicher. Wollte er ihr nun helfen oder nicht? Sie sollte umkehren … Doch ein diffuses Gefühl, wo auch immer das herkam, sagte ihr, sie musste ihrem Weg folgen, um … Keine Ahnung, was. Himmel! Amy Evans auf Katastrophenfahrt! Sie streckte den Rücken. Für das, was sie aussprechen würde, brauchte sie ein starkes Rückgrat. „Ich will hinab in die Hölle.“
    Das Gesicht des Barmannes neigte sich über den Tresen auf sie zu. Nun erkannte sie seine Fänge, seinen Irokesenschnitt. „Sicher?“
    Klar! Wer wollte nicht geradewegs in die Hölle fahren? „Ja“, erklärte sie so überze u gend und streng wie möglich.
    „Wirst du erwartet?“
    Mann, gedachte er, sie zu interviewen? Was sollte sie nun sagen?
    „Wird sie“, knurrte es aus dem Hintergrund.
    Amy zuckte zusammen. Das war die Stimme des Kerls, der von ihr hatte trinken wollen. Und wahrscheinlich noch einiges mehr. Nun verstand sie überhaupt nichts mehr. Doch ihr war schmerzlich bewusst, das ihr unbekannte Spiel umso überzeuge n der mitspielen zu müssen. „Bring mich hin!“
    Der Barmann stand plötzlich hinter ihr, nahm ihre Hand entgegen und führte sie ti e fer in den dunklen Raum, der jetzt, wo sie wieder klarer denken konnte, von leisen Lauten beseelt war. Ein Schauder überlief sie. Nun wusste sie, dass sie Nyl näherkam. Schlucken, gedämpftes Keuchen. Die Finsternis des Bodensatzes. Das abgrundtiefe Schattenreich der Tribore. Der direkte Weg zur Hölle.
    Sie erreichten das Ende des ‚Ekstase‘, bogen nach einer Tür in einen stockfinsteren Gang und stiegen eine Wendeltreppe hinab. Ob der Vampir noch etwas sah? Am E n de der Treppe legte der Barkeeper ihre Finger auf kühles Metall und entfernte sich. Seine hastigen Tritte verhallten. Kälte und Furcht krochen ihr die Beine herauf. Sie sah absolut nichts. Sie wäre nicht mal fähig, den Griff loszulassen, aus Angst, ihn niemals wiederzufinden. Gott, was tat sie hier bloß?
    Sie tastete an dem Metallelement entlang. Ein Kreis. In ihrer Fantasie stellte sie sich eine große Tresortür vor, die sich durch einen Dreh am Rad öffnen ließ. Nun denn. Dazu war sie schließlich hergekommen. Ausgang oder Ny’lane. Aber der Weg nach draußen in die Freiheit war das gewiss nicht.
    Amy benötigte zwei Anläufe, um den ersten Ruck zu wagen. Unerwartet drehte sich das Rad automatisch weiter und sie musste vor dem mechanisch aufschwingenden Tor zurückweichen. Ihr Puls begann erneut zu rasen, dessen ungeachtet trat sie schleunigst ein. Ein flackerndes Licht mit vagen Schatten wie von versteckt liegenden Fackeln erhellte einen natürlichen, unebenen Höhlengang.
    In ihrem Rücken fiel die schwere Tür zu. Leise, aber das Geräusch ging ihr durch Mark und Bein. Weiter! Sie folgte dem zitternden Schein um einige Ecken, die Sich t verhältnisse verbesserten sich. Hinter einer rundgearbeiteten Biegung drückte sie sich an die Wand, um ihren Herzschlag zu beruhigen. Doch das grauenvolle Aufstöhnen eines Mannes ließ sie augenblicklich dahinter hervortreten.
    Vor Schreck taumelte sie vorwärts. Mit Umhängen verhüllte Gestalten schlugen auf Ny’lane ein, der nackt und bewusstlos auf einem Holzpodest in Ketten hing. Die Ku-Klux-Klan-Kutten versetzten Amy in horrende Panik. All ihre Alarmglocken schrillten, aber ihre persönlichen Ängste musste sie jetzt überwinden. Für Nyl. Und das tat sie, zwang sich, zügig voranzuschreiten. Ny’lanes Arme streckten sich beidseits seines hängenden Kopfes über ihm aus. Die dicken Stahlketten, fest verankert in der Gewö l bedecke, hielten ihn jedoch nicht annähernd aufrecht.
    „Das könnt ihr nicht machen!“, schrie Amy. „Er weiß nicht, was er tut!“ Sie e r klomm das Podest. Eine Peitsche knallte Nyl über den bloßen Rücken. Amy zuckte zusammen. „Er ist nicht bei Sinnen. Er ist voll! Hört um Himmels willen auf!“
    Nyl hob langsam den Kopf. Amy wich entsetzt einen Schritt zurück. Die Schwärze seiner Augen schien zu pulsieren. Helle Funken zerstoben darin wie Sternschnuppen. Schweiß rann ihm über die Stirn, die Wangen. Seine weißen Fänge waren zu erschr e ckender Länge ausgefahren. Ein Blutrinnsal lief ihm über eine nach vorn geneigte Schulter, den zuckenden Brustmuskel hinab. Seine glänzenden Armmuskeln spannten sich und

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