Schicksal des Blutes
drei Teufels Namen steckte er? Brachte sie her und verschwand einfach.
Amy folgte ihrem Gehör, bis sie plötzlich vor einer Abzweigung stand. Sie wandte sich in die Richtung, aus der sie Musik vernahm, und blieb tief durchatmend vor einer Stahltür stehen. Einer Eingebung folgend klopfte sie an. Keine Sekunde später öffnete sich die faustdicke Tür und ließ sie in einen dämmrigen Raum treten – eine niedrige, endlose, in düsteres Rotlicht getauchte Felshöhle, voll mit Vampiren.
Der Türsteher musterte sie. Sie spürte es im Nacken. Doch sie kam aus den privaten Gemächern des ‚Silver Angels‘, deshalb würde niemand ihr etwas antun. Hoffte sie. Amy hob den Kopf und bog den Rücken durch, ohne sich nach dem Gaffer umzus e hen. Sie gehörte dazu, es würde nicht lange dauern, bis sich alle abwandten und wieder ihren Gelüsten widmeten. Was das genau hieß, wollte sie nicht wissen.
Amy ließ unauffällig ihren Blick schweifen, ohne jemanden direkt anzusehen und bewegte sich so grazil, wie es mit Turnschuhen möglich war, durch die Felsengrotte. Unzählige, wachsame Augen schienen sie zu verfolgen. Eine mitten im Raum befindl i che, in den Fels gehauene Bar war gut besetzt. Zu sanften Klängen wurde gechillt. Gemütliche Höhlennischen, ausgekleidet mit weichen Polstern , luden zum … zu allem ein. Dichter Rauch stieg zur Decke, wurde aber stetig abgesaugt, sodass sie keine Atemprobleme hatte. Vampire in Lederkluften, in gewöhnlicher Alltagskleidung, in Dessous und ganz ohne irgendetwas frönten allein, paarweise oder zu mehreren ihre mannigfaltigen Süchte. Gespräche hörte sie kaum, natürlich, weil sie sich mental unte r hielten. Sie schnupperte allerlei bewusstseinsvernebelnde Drogen heraus.
Ny’lanes Klub entpuppte sich als weitaus größer als vermutet. Amy ging durch einen Durchgang, einen Tunnel, der die Töne der vorherigen Höhle schluckte und der schräg wie eine Laderampe hinabführte. Sie gelangte in einen weiteren Bereich, wo sie innehielt. Die Wände samt Boden und Decken schienen aus Glas, zeigten das Meer wie in einem Unterwasseraquarium. Doch das war nur eine Projektion, die allerdings ziemlich echt wirkte. In ebenfalls besetzten Nischen, mit und ohne Sichtschutz, mit Whirlpools, mit pflanzenberankten Wasserfällen, mit Spiegeln, mit allem, was man sich vorstellen konnte, vertrieb sich die Nässe liebende Vampirwelt die lang währende L e benszeit. Das Rotlicht hatte in bläuliches Licht gewechselt, die Musik klang wie in Slow Motion abgespielt, durchzogen von den Geräuschen eines Ozeans.
Ein Mann stellte sich ihr in den Weg und lächelte auf sie herab. Sie gehörte zu Nyl, aber das wusste man in diesem Abschnitt nicht, wie ihr sofort einfiel. Panik überrollte sie unpassend und sie sah dem Anzugträger automatisch ins Gesicht. Sie war es nicht gewohnt und nicht der Typ dafür, den Augenkontakt zu meiden.
Der kräftige Kerl hob seinen Arm. Amy dachte schon, er würde sie packen, doch er hielt ihr nur die beringte Hand hin, als würde er sie zum Tanzen auffordern. Er wart e te. Eine eindeutige, unausgesprochene Frage. Amy stürzte der Mount Everest vom Herzen. Er fragte nett, er zerrte sie nicht einfach in die nächste dunkle Nische . Sie schüttelte leicht den Kopf, ohne ihn anzusehen. Amy empfand das zwar als unhö f lich, aber sie folgte lieber Cecilias Rat. Seine Finger ballten sich zu einer Faust, dennoch wich er einen Schritt zurück, um sie passieren zu lassen. Amy wollte ihm ein dankbares Lächeln schenken, da überraschte sie eine Empfindung, das besser zu ve r gessen. Ihre Zurückweisung hatte dem Mann das Nervenkostüm zerfetzt, noch ein Funke und die animalische Dominanz würde sich Bahn brechen. Rasch ging Amy mit gesenktem Blick weiter. Sie sollte schnellstmöglich einen Weg nach unten … in die Hölle finden, wenn sie schon keinen Ausgang fand. Ihr Wesen-Sonar funktionierte hier sowieso nicht, drehte sich im Kreis wie ein Kompass am Pol und wie ihr Magen.
Erst im übernächsten Tunneldurchlass ging sie langsamer und versuchte, sich zu b e ruhigen. Sie musste bereits unheimlich tief sein. Zwar spürte sie keinen Druck, aber sie war stetig bergab gegangen. Also in die richtige Richtung. Falls sie sich nicht komplett wie eine Irre aufführte und Cecilias Andeutungen missverstanden hatte. Amy schluc k te. Oder wenn Cecilia sie absichtlich ins ‚Ekstase‘ gelockt hatte, damit sie auf Nimme r wiedersehen verschwand, weil sie Nyl liebte und ihn nicht teilen wollte. Amy
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