Schicksal des Blutes
fuhr sich durchs Haar. Aufkeimender Schwindel ließ sie leicht schwanken. Das kam gewiss von den Drogen, die sie eingeatmet hatte.
Sie trat aus dem Tunnel und blinzelte. Dieser Teil gefiel ihr auf Anhieb. Steril-modern mit verspieltem Chic. Der riesige Raum, die Bar, die Möbel, alles glänzte si l bern. Zwischen imposanten Glasscheiben blubberten glühende Farben empor wie bei überdimensionalen Lavalampen. Lichtmühlen ließen Schatten über das Silber huschen. Hinter Glaswänden, in denen Plasmakugeln ihre farbigen Blitze aussandten, bewegten sich dunkle Silhouetten. Es duftete fruchtig, keine Musik übertönte die … Laute. Na, wunderbar.
Amy konzentrierte sich auf ihre Schritte, auf den Fußboden vor sich, unter dem ein Quecksilberfluss matt angestrahlt dahinfloss. Sie vernahm neben eindeutigen Freuden ebenso diverse Töne, die auf verschiedene Fetische hindeuteten. Bloß nicht hinsehen, bläute sie sich immer wieder ein. Nicht, weil sie so etwas nicht auch schon ausprobiert hätte oder weil sie nackte Körper nicht mochte, eher im Gegenteil, aber inmitten der Vampire wollte sie jetzt wirklich nicht an einem Andreaskreuz landen.
Endlich erreichte sie einen weiteren Durchgang, die Geräusche verstummten und sie seufzte erleichtert. Was sie wohl als Nächstes erwartete? Wie groß und wie tief hinab führte der Klub? Sie tauchte in eine fast undurchdringliche Dunkelheit ein, die Luft roch sauber. Funkenregen sprühende Wunderkerzen schienen durch den Raum zu geistern. Amy erkannte zwei Neonstreifen, die den Weg markieren mussten. Zögerlich ging sie voran, lauschte der trügerischen Stille.
Plötzlich krallten sich Finger in ihre Kehle. Vor Schreck keuchend schlug sie mit dem Rücken an eine unebene Wand und spürte eine mächtige Gestalt, die sich an sie drückte. Bevor sie irgendetwas sagen oder unternehmen konnte, quetschten sich wa r me Lippen auf ihren Ausschnitt. Sein Griff um ihren Hals nahm ihr den Atem.
„Menschlich“, zischte er.
Amy würgte und strampelte. Er schob sie mit Leichtigkeit in die Senkrechte. Ihre Füße verloren den Boden. Seine Reißzähne scheuerten ihr über die Brust. Sein Glied presste sich auf ihren Oberschenkel, eine knetende Hand an ihrer Hüfte. Amys Übe r lebenswi l le katapultierte sich vor ihren Kampfgeist. Ihr war bewusst, keinerlei Chance zu haben, deshalb hielt sie still, damit sie sich nicht selbst strangulierte.
Er leckte sich zu ihrer Halsseite empor, sie spürte das Einstechen seiner zwei spitzen Fänge. Unvermittelt rutschte sie zu Boden, ihr Hintern schlug hart auf.
„Fuck!“, fluchte der Vampir und verschwand in der bedrohlichen Finsternis.
Amy umklammerte zitternd ihren Oberkörper, bis sie sich rasch mit dem Rückgrat an die Wand drückte, die Fäuste vor dem Mund, damit sie keinen Laut von sich gab. Jemand kam auf sie zu und ging vor ihr in die Knie. Sie erkannte nur einen dunklen Schattenriss vor dem funkelnden Schwarz.
„Ich bin der Barkeeper. Wo willst du hin?“
Amy hatte gerade mal ihren Herzschlag ein wenig beruhigt, fühlte sich noch nicht fähig, zu sprechen. Die ruhige, vernünftig klingende Stimme des Barmannes erleichte r te es ihr, ihre Sprache wiederzufinden. Aber was sollte sie sagen? Ob er ihr abnehmen würde, zu Ny’lane, dem ‚Silver Angel‘, zu gehören oder eher, zu ihm zu wollen? Was eigentlich auch nicht so ganz stimmte. Als sie seine Räume verlassen hatte, war es ihr wie das Natürlichste auf der Welt vorgekommen, doch jetzt erschien es ihr als das Dümmste, was sie sagen könnte. Ihr würde sowieso keiner glauben. Wer war sie schon? Ein Mensch unter Vampiren. Frischfleisch, Frischblut.
Er nahm wie selbstverständlich ihre Hand und half ihr auf. Seine Geste hatte sie e r schreckt, aber er hielt sie nicht fest. Sie war imstande, sich jederzeit zu lösen … was ihr auch nichts brachte.
„Möchtest du einen Drink?“
Ein Glucksen kam ihr über die Lippen, das sie in einem Räuspern enden ließ. „Kein Blut, bitte.“
Sein leises Lachen spürte sie in den Fingern. Seine Wärme floss zu ihr über und sie folgte ihm wie ein Lämmchen zur Schlachtbank. Er bugsierte sie auf einen bequ e men Barhocker, umrundete rasch die Bar und stellte ihr ein schmales, langstieliges Glas vor die Nase. Hier an der Bar erhellte ein wenig mehr Schwarzlicht die Dunkelheit, doch was sich in dem Gläschen verbarg, konnten ihr wohl nur ihr Geruchssinn und ihr Geschmack sagen.
Es roch nach Tequila. Sie stürzte ihn hinunter und schob dem Mann
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