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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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die Ketten, an denen er mehr hing als stand, rasselten.
    „Ich bin stocknüchtern.“
    Der extrem tiefe Bass erschütterte Amy. Er lallte nicht. Er war bei vollem Bewuss t sein. Wer tat sich so Schreckliches an? Was sollte sie tun? Was konnte Nyl davon a b halten? Ein Vampir, der sich von niemandem etwas sagen ließ. Ein Vampir, der eine Legende war. Ein Mann, der sich in der Hölle verschanzte.
    Zum einen wollte sie wissen, was hinter all dem steckte. Aber viel schwerer würgte sie eine seltsame Beklemmung, wenn sie daran dachte, Nyl irgendwann zu verlieren. Keiner hielt so ein Leben auf Dauer aus. Nicht einmal der ‚Silver Angel‘. Ihre Gefühle und vor allem ihr Verstand schienen aus dem ‚Ekstase‘ zu fliehen, weiter und weiter fort, nur fort, während ihr Körper nicht gehorchte und sich stattdessen langsam auf Ny’lane zubewegte.
    Sein hinuntergesackter Kopf ruckte erneut hoch, seine Lider ve r engten sich. Seine Stirn furchte sich, formte seine Miene zu einer angriffslustigen Horrormaske. Er fletschte die Reißzähne und knurrte ihr entgegen. Amy holte zittrig Luft. Ihre Lippen bebten, sie bebte, dennoch streckte sie ihren Arm aus. Nyl wich rasant in den Ketten zurück. Das Rasseln und Fauchen vermischte sich zu einem Höllenlied. Amy fühlte, dass sie einer Ohnmacht nahe war, doch irgendetwas in ihr wusste, sie durfte Nyl nicht allein lassen. Sie musste für ihn kämpfen, weil er es nicht konnte. Sie wollte jetzt stark sein für ihn. Das war verrückt! Doch alle Argumente halfen nichts, sie musste es tun.
    Wie in Zeitlupe streckte sie die Finger, jeden Moment darauf gefasst, dass er nach ihnen schnappen und sie aus den Gelenken reißen würde. Als tastete sie nach einem Neugeborenen, legte sie sanft ihre Finger auf Ny’lanes heiße Wange. Es war, als ve r nähme sie ein leises Zischen, als ihre Haut seine berührte. Die Kälte schwand aus ihrer Hand. Ihr viel zu schneller Puls verband sich mit seinem. Amy bewegte weder sich noch ihre Handfläche. Sie sah ihm nur in das verschwitzte Antlitz, in die unnatü r lichen Augen, in denen platinfarbene Sterne flimmerten, die sie bannten.
    Es schien, als verblasste das Knurren eines wilden Kampfhundes zu dem Schnurren eines Kätzchens, das verzweifelt nach Liebe suchte, aber nicht darum bitten konnte.
    Ohne die Hand auf seiner Wange zu bewegen, näherte sie sich bedächtig seinem G e sicht. Sie schloss die Lider und legte kaum merklich ihre Lippen auf seine. Reglos nahm sie seine Wärme, die Weichheit seines Mundes auf. Seinen intensiven Duft nach würzigen Hölzern mit frischer Zitrone. Seinen zügigen Puls. Sogar seine Fänge spürte sie auf ihrer Unterlippe, verinnerlichte das Vibrieren in ihnen, was sie nicht erschreckte. Sie wusste, worauf sie sich einließ und genoss für einen winzigen Augenblick das G e fühl, eins mit ihm zu sein.
    Vorsichtig löste sie ihre Lippen von seinem Mund, kostete mit der Zunge seinen u n vergleichlichen Geschmack und öffnete die Augen.
    Er sah sie an. So nah war sie ihm noch nie gewesen. Körperlich wie psychisch. We i ße Flammen loderten in dem matten Schwarz seiner Iris. Blutrote Spitzen züngelten an der undurchdringlichen Schwärze seiner geweiteten Pupillen. Die Intensität, die sie herauslas, verwunderte sie. Gier nach Blut hatte sie erwartet, aber diese verblasste in der endlosen Wärme, die in seinen Augen lag.
    „Was tust du?“, fragte er so rau, dass sie ihn fast nicht verstand.
    Tja, wenn sie das bloß wüsste. Ihre Finger rutschten von seiner Wange, sie ließ den Arm sinken, da packte Nyl sie am Handgelenk. Amy zuckte zusammen. Er war gar nicht gefesselt? Er hätte sie packen können … hatte sie gerade gepackt. Nur mit alle r größter Mühe gelang es ihr, den Impuls zu unterdrücken, zurückzuzucken, ihm ihren Arm zu entreißen. Sie wusste, er würde loslassen … Wusste sie das wirklich?
    Nyl erhob den nackten Oberkörper und überragte sie nun um einiges. Aus dem in Ketten hängenden Sklaven wurde ein aufrechter Krieger, der ihr Handgelenk fest im Griff hielt und sie zu sich heranzog. Amy schluckte, was ihm nicht entging, denn seine hypnotischen Augen richteten sich ohne Unterlass auf sie. Er blinzelte nicht, sein G e sicht eine harte Maske aus Stahl. Er würde sie jetzt und hier beißen. Sie wusste es. Doch er trank nie von Weißen! Das musste einen Grund haben, einen, der ihn auf mysteriöse Weise mit ihr verband. Absolut paradox, aber genau das fühlte sie. Aber ob es sie das Leben kosten oder es

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