Schicksal des Blutes
erschien.
„Ist es in Ordnung, wenn ich kurz dusche und mich umziehe?“
Amy hob das Glas an die Lippen, versteckte ihre zuckenden Mundwinkel. „Klar. Ist dein Zuhause.“
Nur einen Augenblick darauf kam Nyl barfuß, in einer schwarzen Jogginghose und einem schwarzen T-Shirt zurück ins Wohnzimmer. Diesmal konnte Amy ihre Überr a schung nicht verbergen.
„Was?“, fragte er und ließ sich auf das Sofa fallen.
„Du nimmst mir danach die Erinnerung, stimmt’s?“
„Danach?“ Er hob sein Weinglas und sah sie über den Rand hinweg an.
„Nachher, ich meinte nachher. Später. Lenk nicht ab.“
„ Wovon ? Dass ich ein privates Leben außer dem habe, das du kennst?“
Damit hatte er natürlich recht. Trotzdem schien niemand dieses Leben von Nyl zu kennen. Oder? „Du legst sehr viel Wert auf den Eindruck. Jeder soll den ‚Silver Angel‘ als verschlossenen, harten und verdorbenen Kerl wahrnehmen.“
„Das bin ich auch immer noch.“
Warum seine Aussage ihr wohlig heiß durch den Körper strömte, war ihr ein Rätsel. Sie nippte an dem seidigen Rotwein und nahm sich vor, ihn unvoreingenommener zu betrachten. Eine Weile verbrachten sie schweigend, beobachteten das Feuer.
„Es tut mir übrigens sehr leid.“
„Was?“
Er sprang drauf an. „Dieses Scheusal Bliss bekommt dein ‚Ekstase‘. Meinetwegen.“
„Das werden wir noch sehen“, knurrte er.
„Du kommst da wieder raus?“ Sie war überrascht.
Ny’lane überlegte. „Ich weiß nicht. Aber ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht.“
Amy hatte gedacht, sein Blutklub würde ihm alles bedeuten. Schließlich war der Klub einmalig und weltweit berühmt. Jeder Vampir schien das ‚Ekstase‘ zu kennen und den Eigentümer zu bewundern. Was sich vor Ort absolut bestätigt hatte. Darüber musste sie in Ruhe nachdenken. „Ich hätte auf dich hören und im Wagen warten sollen.“
Er nickte, schüttelte dann aber den Kopf. „Sie hätten dich so oder so gefunden.“
„Stimmt“, murmelte Amy. Ihr entglitt die Stimme ein wenig, weil sich die Situation nochmals vor ihrem inneren Auge abspielte. Wie sich Nyl zusammenschießen ließ, weil Bliss ihr mit einem tiefen Stich einen Schrei entlockt hatte, obwohl er die Meute vie l leicht hätte fertigmachen können. Sie schuldete ihm mehrfach Dank und einige En t schuldigungen. Warum also fühlte sie eher Wut im Bauch als Dankbarkeit? Weil er ihr sein bisheriges Leben nicht auf einem Silbertablett servierte, wie sie es gern hätte? Nein, das spornte sie vielmehr an. Sie musterte sein Profil. Doch nicht etwa, weil er andere bevorzugte? Weil er sie abwies?
Amy musste sich eingestehen, ziemlich hart mit ihm gewesen zu sein. Nyl war vie l leicht ein maulfaules Arschloch, ein Frauenheld und Angeber, ein Süchtiger mit argen Problemen, dennoch versuchte er, sich zumindest ihr gegenüber korrekt zu verhalten. Er hatte sie aus der Schusslinie des FBI gebracht. Und nur weil er sich um ihr Wohle r gehen kümmerte, hatte er sein einmaliges ‚Ekstase‘ verloren.
„Du fragst dich, woher Bliss wusste, dass du zum ‚Ekstase‘ unterwegs warst.“
Nyl wandte ihr das Gesicht zu. Das reichte als Bestätigung.
„Ich tippe auf Dave“, sagte sie.
„Warum?“ Hörte sie Überraschung in seiner Stimme?
„Er hat telefoniert, als wir im Hangar mit der Limo wegfuhren.“
„Und das genügt dir für einen Verdacht?“
„Nein, es war eher sein Blick. Zumindest würde ich der Spur nachgehen.“ Amy sah Nyl eindringlich an. „Du mochtest den Steward nicht.“
„Liest du Gedanken?“, brummte Ny’lane.
„Nein, ich rate nur sehr gut. Und wenn du deine Gedanken nicht aussprichst, muss ich es tun, sonst ist das ja kein Gespräch. Nicht wahr?“
Nyl sah sie an, rieb sich über das raue Kinn. Dann legte sich so etwas wie ein L ä cheln auf seinen Mund.
Wunderbar. Machte ihn attraktiv. Weiter! „Lieb von dir, mir Cecilia zu schicken, als wir ankamen. Sie war sehr nett.“
„Ja, sie möchte stets nur helfen.“
Amy nickte, das konnte sie nun unterschreiben. „Versprichst du, nicht auszurasten, wenn ich dir etwas Heikles erzähle?“
Sie hatte erwartet, das zaghafte Lächeln würde einer harten Miene weichen, stattde s sen verbreitete es sich einladend auf Nyls Gesicht. „Ich kann dir zusagen, mir Mühe zu geben. Aber gleich ein ganzes Versprechen …“
Sein Humor steckte sie an, obwohl sie es zu verhindern versuchte, bis sie sich beide breit grinsend voneinander abwandten. Er hatte recht, sie verlangte ein
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