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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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meint er, sie müssen das Scheißding ersetzen, weil es in ihrer Obhut zerstört worden ist und der Chef es ihnen vom Gehalt abziehen würde und er es sich mit vier Kindern nicht erlauben könne, auch nur einen Cent w e niger zu verdienen. Der andere seufzt und packt mit an. Hinter der nächsten Hausecke schmeißen sie den Teppich in die Dunkelheit und einigen sich, die Bestandsliste neu zu schreiben. Dann braust der Lkw auf und davon.
    Ich blicke ihnen hinterher und schüttel mein brummendes Köpflein. Ein Schleifg e räusch lässt mich auf dem Mast herumfahren und in die schmale Gasse fliegen. Eine schmächtige Gestalt, in einen viel zu großen Mantel gehüllt , zerrt das schwere Ding durch den Dreck. Au ha! Ein Teppich auf Reisen. Ich bekomme fast einen Herzi n farkt. Zwei Stunden später habe ich mich beruhigt und der Junge sein Versteck unter einer zugigen Brücke erreicht. Er wickelt sich in eine dünne Decke, legt sich auf die eine Seite des Teppichs, und hievt die andere über sich. Jetzt sieht es aus wie ein übe r dimensionaler Hotdog . Der Bursche ist das dünne Würstchen.
    Echt zum Lachen das Ganze. Das Glück ist mit dem Tüchtigen! So eine Dominosteinchenzufallsaneinanderreihung kann man sich wirklich nicht ausdenken. Aber egal, der Teppich ist erst einmal weg von Jonas. Wer viel besitzt, kann viel verli e ren, hehe. Ich würde zwar nicht so weit gehen und behaupten, der Stofffetzen wäre in Siche r heit … Hoffentlich klaut dem Jungen den keiner. Ich schüttle mein Gefieder, denn wir sind eine Weile durch den Regen gelaufen und geflogen, dann besinne ich mich für meinen nächsten Sprung, nicht, ohne noch einen Abschiedsgruß zu hinterla s sen. Pfui, was hat die Taube bloß gefressen, bevor ich einzog?
    Ich linse unauffällig zu dem Buben. Jetzt muss ich sogar noch in meiner folgenden hoffentlich menschlichen Gestalt einen anderen Teppich als Ersatz besorgen, sonst hältst du mich noch für herzlos, weil ich einem bettelnden, elternlosen Kind das Z u hause unter dem kalten Hintern wegnehme. Mann, was für ein Stress. Ob ich ein Stündchen schlafen kann, ohne vom Ast zu fallen? Ich stecke den Kopf unter den Flügel und warte, bis meine Vierundzwanzigstundenpflicht in der turtelnden Taube vorüber ist .
     
    ~  ~
     
    Ny’lane erwachte augenblicklich, als Amy die Augen aufschlug. Er konnte sich an alles erinnern, dennoch kam er sich vor wie in einem Traum gefangen. Sein Arm lag über Amys, seine Hand umschloss immer noch die ihre, die an ihrem Brustkorb ruhte. Seine Oberschenkel an ihrem Hintern, seine Brustmuskeln an ihrem Rücken, sein Gesicht in ihrem Haar vergraben. Er lag von hinten an sie geschmiegt und hatte tatsächlich g e schlafen.
    „Nyl?“, flüsterte sie.
    Er brummte kurz, rührte sich aber nicht. Wo die innere Ruhe auch hergekommen sein mochte, sie behielt die Oberhand über seine sonstige Anspannung. Noch.
    Amys Herzschlag nahm einen rascheren Takt auf, dann drehte sie sich zögerlich auf den Rücken. Er hob den Arm und legte ihn auf seine Seite, mit der anderen Handfl ä che stützte er seinen Kopf und sah auf sie hinab. Ihr Oberarm berührte seinen Ellb o gen. So nah.
    „Du bist noch da.“ Amy lächelte.
    „Ja.“ Mehr fiel ihm nicht ein.
    „Panikattacke, hm?“, sinnierte sie.
    Er nickte und sah sogleich wieder vor sich, wie Amy verzweifelt um ihr Leben ban g te. Die Hilflosigkeit durchrauschte ihn abermals.
    „Ich habe es durchlebt“, flüsterte sie. „Alles, was du mir erzählt hast, bis ins Detail.“
    „Du hast meine Erinnerungen gesehen.“
    Amy kniff die Lider zu, sicher , um die Bilder zu verdrängen, sie nicht erneut sehen zu müssen. „Mehr noch. Ich war du. Ich war sie. Ich war dabei.“
    „Das war meine Schuld.“
    „Warum?“, hauchte Amy.
    „Ich habe die Brille abgenommen.“ Und er hatte sie auch immer noch nicht wieder aufgesetzt, wusste nicht einmal, wo er sie hingeworfen hatte.
    „Trägst du sie deshalb immerzu?“
    „Unter anderem. Es tut mir leid. Das hätte nicht …“
    Amy strich ihm sanft über die Wange. Die Zärtlichkeit kribbelte über sein Gesicht. „Schon okay. Es war ein wenig intensiv und hat mich überrumpelt. Aber es ist okay.“
    „Es ist unverzeihlich. Ich hätte das Ding niemals abnehmen dürfen.“
    „Das meinte ich nicht“, murmelte Amy.
    „Was?“ Sie meinte seine Vergangenheit. „Es ist nicht schlimm, was ich getan habe?“ Seine Stimme schwankte.
    „Du hast Elisabeth geliebt.“
    „Ich habe sie umgebracht!“
    Sie

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