Schicksal des Blutes
, momentan überhaupt zu denken. Warum sie das sagte, ob es richtig oder falsch, dumm oder töricht war, wusste sie nicht. Aber als er ihr mit seinen Lippen und den Spitzen seiner Reißzähne über die Wange fuhr, ihr Ohr umrundete und über ihre Halsseite halb küsste, halb kratzte, konnte sie sich nichts anderes wünschen, als diejenige zu sein, die er mit auf die unb e schreibliche Reise seines Lebens nehmen würde.
„Du bist unglaublich“, knurrte er heiser und leckte über die vier Einstiche an i h rem Hals.
Sie spürte, wie sie verheilten. Doch anstatt aufzuhören, presste Ny’lane seinen Mund auf ihre Halsschlagader und begann ein hartes Zungenspiel auf ihrer empfindsamen Haut. Sein animalisches Keuchen zog sie in einen erotischen Strudel. Sie zuckte im Takt seiner Zungenstöße, stöhnte leise ‚nicht aufhören‘ und ‚aufhören‘ abwechselnd, lechzte nach mehr, mehr, mehr.
Nyl schob sein Bein über ihre Oberschenkel. Nun fühlte sie seine brettharte, p o chende Erektion an ihrem Becken. Verheißungsvolle Lust und Vorfreude auf das U n gewisse raubten ihr beinahe den Verstand. Als sie jedoch spürte, wie Ny’lane ihr zwei Fingerkuppen auf die Schläfe legte, riss sie erschrocken die Augen auf und versuchte, sich wegzurollen, aber seine Körperkraft hielt sie still.
„Du solltest mir nicht vertrauen“ , h örte sie seinen rauen Bass, dann verschlang Fin s ternis ihren Schock.
~ ~
Jonas blickte auf den großen Flachbildschirm. Man hatte ihnen kurzfristig eines der Büros zur Verfügung gestellt. Die Familie Baker war seit Langem treuer Kunde und hatte überdies einen großen Teil ihres beträchtlichen Vermögens bei der Bank ang e legt. Auf dem Bildschirm waren die neun hellsten Sterne aufgereiht, jeweils mit einer Abbildung versehen. Es lag praktisch auf der Hand. Schließlich fühlte er sich stets als heller Stern am Nachthimmel, wenn er eine Aufgabe als Sternträger … nein, als Fürst wahrnahm. Das Gefühl, als er Diandros Ring zum ersten Mal über den Fi n ger schob, hatte ihn vor Wochen veranlasst, an die Legende und an die Verbindung zu Cira zu glauben. Dennoch blieb es unfassbar, wie sich alles ineinanderfügte.
Der vierthellste Stern am Himmel war Alpha Centauri A. Hellgelb – wie der Citrin an seinem Mittelfinger. Dazugehörig Alpha Centauri B, in hellorange – wie Ciras Fe u eropal. Lustigerweise stand im Internet, die Wissenschaft sei sich noch nicht einig, ob zu dem Doppelsternsystem noch der Rote Zwerg Proxima Centauri gehörte und es sich deshalb um ein Mehrfachsternsystem handeln könnte.
Cira drückte ihre Tochter Samantha an sich, als hegte sie gerade denselben Geda n ken. Jonas freute sich darüber, wie gut sie sich verstanden. Er lächelte. Es war de m nach keine Frage mehr, ob der Rubinring, der rote Stern, zu den anderen beiden zählte, doch das sollten die Herren Astronomen allein herausfinden.
„Du meinst also …“, wiederholte Jonas seinen im Tresorraum nicht beendeten Satz, „jeder Fürst trägt einen Ring am Mittelfinger und man könne ihn an der Farbe der Kugel erkennen.“
„Ja“, sagte Sam, „Stern Achernar, Nummer neun der hellsten Sterne ist hellblau. Ziemlich auffällig.“
„Ob das den anderen Fürsten auch bewusst ist?“, überlegte Jonas. „Der Edelstein könnte ein Saphir oder ein hellblauer Topas sein.“
Cira tippte auf ihren Ring. „Aber es müssten theoretisch viel mehr Sternträger da sein, als es Fürsten gibt. Und die meisten Sterne sind mehr oder weniger weißlich.“
„Ich denke auch nicht, dass wir das Rätsel so rasch lösen werden. Da haben sich b e stimmt vor Hunderten von Jahren einige kluge Köpfe lange Gedanken gemacht.“ Sam drehte an ihrer Diamantfassung. „Ich bekomme als Mensch durch meinen Ring mit einem Auftrag diese Superkräfte, das allein ist doch pure Magie. Oder nicht?“
„Du meinst das Loslösen vom Körper? Das Zweiteilen?“
„Auch. Das andere ist euch als Vampire vielleicht gar nicht so bewusst, aber ich kann dann schneller laufen, bin stärker, sehe besser, habe dieses Kollektivwissen, das mir auf jede gedachte Frage eine Antwort zu geben scheint.“
„So genau habe ich darüber noch nicht nachgedacht“, meinte Cira und sah Sam b e wundernd von der Seite an. „Wir könnten einfach mal fragen, wer die Fürsten sind.“
Sam zuckte mit den Schultern. „Klappt nicht.“
„Schon versucht?“
„Klar. Wir bekommen nur Auskünfte über den Fall. Wo hält sich der Täter auf? Wie
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