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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Seiten in ihn eindrangen, waren durchtrennt.
    Der Professor trat einen Schritt zurück. Er mußte verschnaufen. Er fühlte sich schlapp. Die Hand, die das Skalpell hielt, zitterte. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.
    »Man wird alt«, versuchte er zu scherzen und sich selbst über diesen Schwächezustand hinwegzutäuschen, der nicht der erste war. Die Anfälle waren in den letzten vierzehn Tagen häufiger und in zunehmendem Maße aufgetreten.
    Der OP hatte sich inzwischen geleert. Die Sensation war vorbei, nachdem der Befund die Diagnose des Professors bestätigt hatte. Zurückgeblieben waren nur die unbedingt zur Operation erforderlichen Personen: drei Ärzte, der Anästhesist, die Operationsschwester, eine Laufschwester und ein Krankenpfleger.
    Verbissen arbeitete Bergmann weiter.
    »Hier – das Duodenum ist fast mit dem Pankreas verwachsen. Schere, bitte!«
    Die Schwester nahm das Skalpell aus seiner Hand und vertauschte es mit der Schere. Als der Professor sie ansetzte, knirschte es, als zerschnitte er Steine damit. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis die Drüse vom Zwölffingerdarm gelöst war. Aufatmend reckte sich der Operateur.
    »Ich glaube, wir haben es geschafft.«
    Doch als er prüfend das Bauchfell zwischen zwei Fingern durchgleiten ließ, erschrak er. Noch einmal strich er vorsichtig darüber hin. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, sein Gesicht wirkte jetzt aschfahl und verfallen.
    »Skalpell!« sagte er beinahe tonlos.
    Mit großer Sorgfalt schnitt er eine winzige Drüse aus dem Bauchfell heraus. Sie war nicht viel größer als ein Hirsekorn. Er winkte der Laufschwester.
    »Bringen Sie dieses schnellstens in die Pathologie. Professor Goebel soll es sofort histologisch untersuchen. Aber rasch!«
    Er ließ das kleine Gewebestück in ein Glasschälchen fallen, das die Schwester ihm hinhielt. Suchend sah er sich um, trat ein paar Schritte zurück und sank erschöpft auf einen Schemel. Sein Atem ging keuchend.
    Die Operationsschwester hatte inzwischen ein feuchtes Tuch über die Wunde gelegt. Dr. Rademacher drehte den Ätherzufluß zurück. Es herrschte betretenes Schweigen. Niemand wagte zu fragen, was geschehen war. Aber alle wußten um die furchtbare Ahnung des alten Chirurgen.
    Dr. Bruckner beschloß, die Zeit auszunutzen und sich zunächst auf der Verwaltung zu melden. Er wurde überaus freundlich empfangen.
    »Bitte, Herr Doktor!« Der dicke Verwaltungsdirektor bemühte sich sogar höchstpersönlich um diesen Neuzugang. »Fräulein Schwarz wird den Personalbogen für Sie ausfüllen. Nehmen Sie Platz!«
    Eilfertig steuerte er auf einen Eckschrank zu. »Sie trinken doch einen Willkommensschluck mit mir?« Ohne eine Antwort abzuwarten, stellte er eine Flasche französischen Cognacs auf den Tisch und goß zwei Gläser voll.
    »Ich darf Sie im Namen der Verwaltung sehr herzlich begrüßen, Herr Dr. Bruckner.« Direktor Kunze hielt sein Glas in Schlipshöhe und winkelte den rechten Ellenbogen ab. »Möge Ihnen unser Krankenhaus zu einer zweiten Heimat werden. Wir haben für Sie ein Zimmer im Ärzteflügel bereit. Es ist leider nicht der schönste Raum dort, aber die anderen sind momentan alle besetzt. So schnell konnten wir nicht umdisponieren.«
    Thomas Bruckner schlürfte genüßlich seinen Cognac. »Ich bitte Sie!« Er hob protestierend die Hand. »Ich bin bescheiden und mit dem kleinsten Zimmer zufrieden. Außerdem weiß ich ja noch gar nicht, ob ich überhaupt bleiben werde.«
    Betroffen hielt der Verwaltungsdirektor im Eingießen inne. Er legte sein Gesicht in bedauernde Falten, wie der Inhaber eines Beerdigungsinstituts, wenn ein trauernder Angehöriger seinen Laden betritt.
    »Was soll das heißen, Herr Doktor? Ihr Onkel hat uns doch bedeutet, daß Sie für einige Jahre hierbleiben wollen.«
    »Man kann zu Anfang niemals sagen, ob es einem gefällt. Und ich tue nun einmal nur das, was mir gefällt.« Bruckner hob das Glas und betrachtete sein Gegenüber amüsiert durch die goldgelbe Flüssigkeit.
    Direktor Kunze schüttelte bedenklich seinen kahlen Schädel. »Was an der Verwaltung liegt, soll jedenfalls geschehen, damit Sie sich bei uns wohl fühlen. Sagen Sie das bitte auch Ihrem Herrn Onkel. Auf die Arzte da drüben …«, sein Kopf neigte sich in Richtung der Chirurgischen Klinik, »haben wir allerdings keinen Einfluß. Da müssen Sie selber sehen, wie Sie zurechtkommen. Darf ich Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen?«
    Nebeneinander schritten sie den Kiesweg entlang durch den

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